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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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gekommen sein. Doch ich konnte schauen, so viel ich wollte, kein Nikos in Sicht.
    »Ist dir nicht gut?«, hörte ich Mama fragen.
    Was für eine komische Frage. Mir war gut und schlecht gleichzeitig. Eigentlich hatte ich nach meinem Anschlag in der Strandbar erwartet, dass dieser Nikos mich jetzt meiden würde wie die Pest. Doch genau das Gegenteil war eingetreten. Er wollte mich kennenlernen. Offensichtlich liebte er die Gefahr. Und ich konnte mich nicht mal drücken, denn scheinbar sah er dieses Treffen als Wiedergutmachung an. Das hatte ich ja mal wieder super hinbekommen.
    Als ich den Zettel in meiner Hosentasche verschwinden ließ, erschien Kubasch plötzlich im Frühstücksraum. Sein sonst so strahlendes Gesicht sah völlig zerknittert aus. Mama wagte er gar nicht anzusehen.
    »Liebe … Reisende«, begann er stammelnd, »für unseren gestrigen Ausflug … möchte ich mich bei Ihnen allen entschuldigen. Ich hätte Sie vielleicht … warnen sollen, denn Schlangen sind wohl nicht jedermanns Sache. Obwohl ich noch einmal betonen will, dass sie alle ungiftig und … völlig harmlos waren.« Er wagte doch einen kurzen Blick zu unserem Tisch herüber. »Ich würde Sie doch nie in Gefahr bringen, das können Sie mir wirklich glauben.«
    Dass genau dieser Satz sich als große Lüge entpuppen würde, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Nicht einmal Kubasch selbst. Aber so ist das mit Behauptungen für die Zukunft. Besser, man befasste sich erst mal mit der Gegenwart, und die stellte mir einen weiteren Tag blankester Ödnis in Aussicht.
    Wir fuhren auf eine Biofarm! Aber das war nur der Vormittag. Am Nachmittag wollte uns Kubasch nach Heraklion schleppen, wo wir uns El Greco und seiner berühmten Kretischen Malschule widmen wollten. Na, wenigstens hatte ich so ausgiebig Zeit, mir bis zum Abend auszudenken, wie ich Mama loswurde. Sie warf mir nämlich ständig fragende Blicke zu und wollte offensichtlich unbedingt wissen, was denn nun auf dem Zettel gestanden hatte.
    Als wir zum Bus gingen, sagte ich deshalb schnell: »Es war eine Entschuldigung von Kubasch, wegen der Schlangen.«
    Sie nickte verstehend, aber ich konnte ihr ansehen, dass sie mir nicht ganz glaubte.
    Im Bus herrschte wieder ausgelassene Stimmung. Offensichtlich war niemand gewillt, sich durch den gestrigen Zwischenfall die gute Laune verderben zu lassen. Mama wollte sich schon wieder zur letzten Bank bewegen, als Alt-griechisch uns von hinten zurief: »Die beiden jungen Damen sitzen ab heute immer in der ersten Reihe!«
    Alle klatschten. Mama wurde rot. Ich verdrückte mich gleich auf den Fensterplatz, ehe sie sich das wieder anders überlegten.
    Kubasch versuchte ein erstes Lächeln, als er sah, dass auch ich ihm nicht mehr böse war. Mama strahlte ihn an. Und da war er wieder ganz der Alte. Also los, dachte ich, lasst uns die Farm hinter uns bringen. Doch einer fehlte noch in unserer Truppe – Zadek.
    Seit der Schlangentour hatte ihn niemand mehr gesehen. Also warteten wir. Der Bus stand in der Hitze und die Sonne brannte aufs Dach. Doch wer nicht kam, war Zadek.
    Da kletterte Mama kurzerhand aus dem Bus. Zehn Minuten später tauchte sie mit einem verkaterten Zadek im Schlepptau wieder auf.
    »Wir lassen niemanden zurück«, murmelte sie, als sie ihn neben mich bugsierte und selbst zu Margarete und Alt-griechisch auf die letzte Bank zog. Zadek warf mir einen kläglichen Blick zu und dann ging es endlich los.
    Meinen Mathelehrer in so einem Zustand zu erleben, gab meinem Herzen einen Stich. Bis dato hielt ich Johnny Depp für unbesiegbar, doch irgendetwas musste ihn aus der Bahn geworfen haben. Während der Fahrt zur Farm versuchte er kein einziges Mal, mit seinem Handy zu telefonieren. Er starrte nur finster auf die asphaltgraue Fahrbahn, über die der Bus langsam dahinkroch.
    Dafür lief Kubasch heute zur Höchstform auf. Er unterhielt uns mit allerlei Geschichten über Ökotourismus und dass der beste Umweltschutz doch wäre, wir würden alle daheim in unserem grünen Garten bleiben. Nur wenige lachten. Wahrscheinlich die, die wie Mama und ich in einem Mietshaus mit betoniertem Hinterhof wohnten. Jedenfalls dankte Kubasch uns, dass wir unseren Urlaub in einem Öko-Hotel machten, das sein Obst und Gemüse von Bauern aus der Region bezog. Und eben so einen würden wir nun besuchen.
    Als wir aus dem Bus stiegen und Kubasch durch einen Orangenhain bergauf folgten, war die Stimmung wieder wanderstudienmäßig. Alle folgten brav dem Reiseleiter und

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