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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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Bräune sah sie erschreckend blass aus.
    Sollte ich Kubasch etwas sagen? Aber was? Er veranstaltete diese Wanderei doch vor allem, weil er immer noch versuchte, meine Mutter zu beeindrucken. Und Mama? Die machte die ganze Sache für mich, damit ich was für meine Zukunft lernte. Die Lehrer machten mit, weil sie sonst nichts Besseres zu tun hatten. Und ich, ich wurde überhaupt nicht gefragt. Toll! Kein Einziger war dabei, der sich wirklich für diese verdammte Höhle interessierte.
    Als wir aus dem Bus stiegen, lief Zadek mit seinem riesigen Rucksack grinsend an mir vorbei. Wir anderen trugen nur Leichtgepäck, denn Kubasch hatte uns versprochen, wir würden mittags zum Essen einkehren. So weit der Plan.
    Der Busfahrer fuhr laut hupend davon und wir schauten alle zu Kubasch, der mit der Verteilung von Taschenlampen begonnen hatte. Wobei Lampen mehr als untertrieben ist. Mit den Leuchtstrahlern hätte man ein komplettes Filmset ausleuchten können.
    Mamas Blutdruck schoss in die Höhe. Man konnte ihre Gedanken förmlich von ihrer Stirn ablesen: Mein Gott, wie finster ist es denn in der Höhle, dass man da sooo viel Licht braucht?
    Doch Kubasch war nicht mehr zu bremsen. »Also, Leute«, rief er. »Los geht’s!«
    An Mamas Schläfe rann ein Sturzbach dicker Schweißperlen herab. Entschlossen packte ich ihre feuchtkalte Hand. »Wir müssen da nicht rein«, flüsterte ich ihr zu.
    »Doch, müssen wir«, presste sie zwischen den Zähnen hervor.
    Na gut, dachte ich. Aber dann soll sie sich später auch nicht beschweren.
    Kubasch hatte uns noch immer nicht verraten, was nun eigentlich das Besondere an dieser Höhle war. Ich hoffte sehr, dass wir das Schlangenthema abgeschlossen hatten, denn schon nach ein paar Metern sah man die Hand vor Augen nicht mehr. Als die Scheinwerfer aufflackerten, flogen ein paar Fledermäuse erschrocken aus den Nischen und machten sich noch tiefer in die Höhle davon.
    Mama ging ganz dicht hinter Kubasch. Ein paarmal war sie ihm mit ihren schweren Schuhen schon in die Hacken getreten, doch er hatte kein Wort gesagt. Der Weg fiel aber auch extrem nach unten ab. Man hatte beim Gehen das Gefühl, sich langsam, aber stetig einem tiefen Schlund zu nähern, in den wir alle früher oder später hineinfallen würden. Doch Kubasch versicherte uns, es gäbe überhaupt keinen Grund zur Besorgnis. Na dann.
    Die Höhle war warm und trocken. Kubasch erzählte uns, dass während der Besatzung durch die Nazis ganze Dörfer in die Höhlen gezogen waren. Die Nazis trauten sich nämlich nicht hinein, aus Angst, sich darin zu verlaufen.
    »Zu verlaufen?«, tönte Mama vor mir aus der Dunkelheit.
    »Aber wir sind ja schließlich keine Nazis, Ulrike«, sagte Altgriechisch.
    Als ob Mama das jetzt beruhigen würde, zumal Kubasch uns noch bat, ein paar der Taschenlampen wieder auszumachen, um die Akkus zu schonen. Wahrscheinlich dachte er, es wäre so romantischer. Unsere langen Schatten glitten jedenfalls schaurig über die hohen Wände.
    In einem kurzen Lichtflash sah ich, dass Mama sich bei Kubasch eingehakt hatte. Der war jetzt sicherlich im siebten Himmel. Hinter mir schleppte Zadek keuchend seinen schweren Rucksack übers Geröll.
    »Wieder auf Orakeltour?«, flüsterte ich ihm zu.
    »Urrr-urrr!«, hallte es durch die Finsternis.
    Die Höhle weitete sich auf einmal zu einer riesigen Halle, deren Decke von Steinsäulen getragen wurde. Von irgendwoher spürte man einen frischen Luftzug.
    Kubasch hatte sich in die Mitte auf einen in Stein gehauenen Altar gestellt. »Früher«, erzählte er, »gab es hier eine Opferstätte.«
    Hatte ich’s doch gewusst!
    »Ist das die Überraschung?«, hörte ich Mama bange fragen.
    Kubasch lachte. »Nein, die kommt noch!«
    Plötzlich hielt einer der Lehrer einen Knochenschädel hoch, den er im Geröll gefunden hatte, und hüpfte heulend damit herum.
    »Mensch, Martin«, sagte Margarete zu ihm. »Lass die alte Jungfrau ruhen!«
    »Unsinn, von wegen Jungfrau. Das sind eindeutig Ziegenknochen«, mischte sich da unser Biologe ein.
    Worauf Altgriechisch konterte: »Die Materie allein bedeutet gar nichts, Herr Kollege, auf die Symbolik kommt es an.«
    Das ging ja gut los. Jetzt kriegten die sich auch noch in die Haare.
    »Meine Herrschaften«, sagte Kubasch, »Sie haben alle Recht. Aber jetzt müssen wir weiter.« Er schien sich wohl gut mit Lehrern auszukennen.
    Mama seufzte. Was würde nun kommen? Knochen und Fledermäuse hatten wir schon mal. Sie leuchtete einmal im Kreis herum. Von

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