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Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Ferien mit Mama und andere Katastrophen

Titel: Ferien mit Mama und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kasch
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das mehr so genau sagen, denn Kubasch hatte völlig die Orientierung verloren. Eine Weile standen wir einfach nur schweigend da.
    »Also«, sagte Zadek schließlich. »Irgendwelche Vorschläge zur Rettung?«
    Da meldete sich unser Biologe: »Wir haben doch Handys!«
    Doch hier unten gab es keinen Empfang.
    »Aber irgendwann wird uns doch jemand vermissen und suchen, oder?«, fragte er leise.
    Kubasch schüttelte den Kopf. »Der Busfahrer hat die nächsten beiden Tage frei. Er kommt erst wieder, um euch zum Flughafen zu bringen. Und im Hotel werden wir erst morgen zum Frühstück erwartet. Wegen der Überraschung«, fügte er gequält hinzu.
    »Super«, sagte Martin, der noch immer den Ziegenschädel mitschleppte. »Ganz große Überraschung.«
    Mama begann zu gähnen. »Ich bin so müde, Wölfi. Können wir nich Pause machen?«
    Ich wusste ja nicht, was in diesem Keks gewesen ist. Auf jeden Fall drängte es mit Macht aus Mama heraus, was sie sieben Tage lang unterdrückt hatte. Doch war jetzt einfach nicht der Augenblick dazu.
    »Ich will doch bloß Sonne«, schluchzte sie, legte ihren Kopf an Kubaschs Schulter und schlief mit offenen Augen ein.
    Da hockte ich nun mit zwölf Lehrern, einer unter Drogen stehenden Mutter und einem Reiseleiter in einer Höhle und niemand wusste, wo es langging. Diesmal war ich aber nicht schuld. Irgendwie schien der Fischer & Fischer-Chaosfunke jetzt auf Kubasch übergesprungen zu sein. Na toll.
    »Einfach loslaufen«, sagte Margarete schließlich, »bringt gar nichts. Da verlaufen wir uns nur noch mehr. Wir brauchen einen Plan.«
    Wenn gar nichts mehr geht, sagt Oma Inge immer, setz dich ganz still hin. Und genau das tat ich. Ich setzte mich auf einen Stein, während die Lehrer den Plan diskutierten. Das hörte sich dann so an, wie wenn sie uns zur Gruppenarbeit verdonnern und in zehn Minuten eine Lösung haben wollen. Zum Glück bekam Mama von all dem nichts mit.
    Während die anderen wild diskutierten, schritt Zadek schon zur Tat. Er breitete den Inhalt seines Rucksacks neben mir aus. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Johnny Depp so praktisch veranlagt ist.
    »Ich wollte mit meiner Frau wandern«, sagte er, wie um den Berg von Dingen zu erklären, die er auf die Sturmplane legte.
    Na, Sturm würden wir hier wohl nicht bekommen, aber ein Kompass war sicher ganz brauchbar. Ich kniete mich zu ihm, als er ihn auf eine Karte legte.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte er, »sind wir hier.«
    Er winkte Kubasch heran, dann starrten wir zu dritt auf die Karte, die zwar nicht von der Höhle, aber wenigstens von der Insel war. Und nun?
    »Gibt es noch andere Ausgänge?«, meldete sich plötzlich mein Verstand.
    Kubasch schüttelte den Kopf. »Ich kenne nur zwei. Den, wo wir hergekommen sind, und den, wo ich mit euch hinwollte.«
    »Zum Meer«, sagte ich.
    Er schaute mich verwundert an. »Woher weißt du das denn?«
    »Ich kann hellsehen«, verkündete ich kühn, während ich Mama beobachtete, die jetzt leise vor sich hin sang. Keine Ahnung, wie lange das Zeug wirkte, das in dem Keks war. Aber wenn es das nicht mehr tat, hatten wir ein Problem. Da kam mir die Idee. Das war’s!
    »Wir werden singen«, verkündete ich.
    »Wir werden was?« Kubasch war auf einen Schlag wieder hellwach.
    Zumindest war meine Idee mehr als das, was die Lehrer inzwischen zustande gebracht hatten, die gerade erst ihren Gruppenleiter wählten. Also weihte ich sie in meinen Plan ein. Als langjährigem Chormitglied war mir die Kraft des Singens sehr vertraut.
    »Und jetzt singen wir uns einfach den Weg frei?« Kubasch sank stöhnend auf die Knie. »In meinem Horoskop stand, ich sollte in den nächsten zwei Wochen Urlaub machen. Warum habe ich nicht darauf gehört!«
    »Sophies Vorschlag ist gar nicht so schlecht, Wolfgang«, beruhigte Zadek ihn. »Töne erzeugen auch Echolot. Aber dazu müssten wir Fledermausohren haben. Das bringt mich jedoch auf eine andere Idee.«
    Er ging zu Martin hinüber und bat um seinen Ziegenschädel, den der aber nur unter Protest hergab. Dann suchte er in seiner Bergsteigerausrüstung eine Kerze, zündete sie an und stellte sie hinein. Aus den leeren Augenhöhlen leuchtete es jetzt gespenstisch. Und da die Ziege mit all ihren Zähnen gestorben war, schaute es aus, als ob das Vieh uns angrinste. Haha, habt ihr euch verlaufen wie ich?
    »Sehr witzig, Herr Kollege«, sagte der Biolehrer.
    »Der wird uns aus der Höhle führen«, erklärte Zadek ernst und hielt den leuchtenden Schädel

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