Ferien vom Ich
Forstarbeiter, neun Gärtnergehilfen, vier Angler, zwei Jäger, neun Obstpflücker, vierzehn Erbsenleser, sechzehn Mann für Wegebesserung, sieben Viehhüter, ein Streichquartett, vierzehn Kellnerinnen und Milchverschleißerinnen, sechs Kegelaufsetzer, zehn Hilfskutscher, zwölf Wäschebleicherinnen, drei Nachtwächter, acht Frauen zum Spielen mit Kindern von vier Jahren aufwärts, ad libitum Künstler und Artisten, Dichter, Rezitatoren, Musiker, Sänger, Schnellmaler, Turner, Zauberkünstler und ähnliches, 168 Küchengehilfen für je drei Stunden täglich, zwanzig Mann für Haushälterarbeiten (vier Stunden), fünf Boten (Radler), einen Mann für die Festrede am Sonntag, dazu einen gemischten Festchorus von beliebiger Stärke, zwei Laternenanzünder, zehn Frauen oder Männer für die Vorbereitung des nächsten Waldfestes, zehn Hilfsbriefträger, zwanzig Hilfsarbeiter und Hilfsarbeiterinnen für die Anlegung und Bepflanzung des neuen Philosophenplatzes, sechs Damen, die das Kühemelken und Käsebereiten erlernen wollen, einen Vorsitzenden und vier Beisitzer (zwei männliche und zwei weibliche) für unser privates Friedensgericht.
Solches etwa wird die Kurverwaltung beantragen. Was davon in Erfüllung geht, hängt natürlich nicht von den Bedürfnissen der Kurverwaltung, sondern von dem Befund des Ärztekollegiums ab, und der schönste Erfolg wird es sein, wenn alle Aufgaben durch freiwillige Meldung der Feriengäste gedeckt werden. Daß die Arbeit immer nur im Rahmen der eigentlichen Kur, immer nur stundenweise geleistet werden darf, ist selbstverständlich. Das Ferienheim ist ein Arbeitshaus idealster Art, es macht die Arbeit zur Lust und Quelle der Genesung und würgt den alten Drachen ab, dessen Pestatem die Welt vergiftet: daß körperliche Arbeit das Mal der Minderwertigkeit trage. Das Ferienheim wird das Gegenteil lehren und beweisen, indem es gerade durch körperliche Tätigkeit gesunde, glückliche Menschen schafft. So wird alle Verwaltungs- und Büroarbeit als viel zu anstrengend unseren Gästen niemals zugemutet werden. Aber mit den Muskeln arbeiten, tätig sein, sichtbare Werte mit seinen zehn Fingern schaffen sollen alle, und selbst den Faulenzern und Drohnen des Lebens, die vielleicht nur durch die Romantik des Heims, durch die Neugier angelockt werden, soll, wenn sie guten Willens sind, ein besseres Bild der Menschenfreude ins Herz geprägt werden. Hinter dem Rathause, von ihm durch einen kleinen Schlag schöner Tannen getrennt, beginnt die Bäderstraße. Es werden da in gesonderten Häusern die Wannen- und Schwimmbäder, die elektrischen und die Dampfbäder eingerichtet; an sie reihen sich in dichtem Kiefernwald die Luft- und Sonnenbäder und die Planschwiesen.
Parallel mit der Bäderstraße geht der »Stille Weg«. Es stehen da freundliche Häuslein für solche Gäste, die einer größeren ärztlichen Beaufsichtigung und vermehrter Pflege bedürfen, die ihnen von Berufspflegerinnen zuteil wird. Alle anderen Gäste wohnen »draußen«, und es wird nicht zuviel auf Pülverlein und übermäßiges Wassergepansch, auch nicht arg viel auf Hantelturnen und Massage gegeben werden, sondern auf tüchtige körperliche Arbeit und frohen Sinn. Daher werden die meisten Kurgäste in Bauernwirtschaften wohnen. Wenn wir von diesem Riesengelände nur zwei Dritteile zur Feldbebauung anwenden, können wir sechzig große Bauernwirtschaften zu je hundert Morgen Land einrichten; auf jeder Besitzung können vier Pferde, dreißig Stück Rindvieh, Hühner, Gänse, Enten, Tauben, Kaninchen, Hunde, Katzen, Bienen sein, und alle diese Tiere sollen von den Feriengästen gepflegt werden, immer unter Leitung sachverständiger Personen. Denn der Herr und König des ganzen Hofes wird der Bauer sein. Möge es uns gelingen, tüchtige Bauern zu finden, die nicht nur den Pflug zu führen wissen, sondern die kernige Menschen sind voll Biederkeit und froher Laune, derber Herzlichkeit und aufrechten Sinnes. Wer nicht anderweitig abkommandiert ist, arbeitet auf dem Hofe, wo er wohnt, nach Anweisung des Bauern oder der Bäuerin, immer nur pflichtgemäß zwei bis vier Stunden am Tage. Wer etwas darüber tun will und darf, soll es tun. Oh, wie werden die Leute am »Stillen Weg«, die ihr Zustand vom Glück der Arbeit ausschließt, sich sehnen, »hinaus« zu ziehen in die gesunde, frische, befreiende Tätigkeit; wie glücklich werden sie sein, wenn ihnen der Arzt eines Tages sagt: Mein Lieber, du bist nun soweit, als schwacher Hilfskämpe
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