Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
ihre Schwiegermutter zu versorgen, die nach einem Schlaganfall halbseitengelähmt ist und nicht mehr sprechen kann. Krista Nissan ist seit einigen Jahren ans Haus gebunden, weil man die alte Dame nicht alleine lassen kann. Das Schlafmittel wurde vom Hausarzt für Ulf Nissan verschrieben, der angab nicht ruhig schlafen zu können, weil seine Mutter manchmal nachts laut schreie. Er sei dann morgens immer sehr müde, wenn er zum Dienst müsse.« »Wir haben aber eine Frauenleiche und keine Männerleiche im mittleren Alter«, stellte Britta trocken klar und Knyst grinste, als er Oles verwirrtes Gesicht sah.
»Sie meint, in diesem Fall hätte man den Mann umbringen sollen! Wegen seines Mangels an Einfühlungsvermögen in die Ehefrau.«
»Oh. – Ja, klar«, murmelte Ole betroffen.
»Bei denen war ich übrigens selbst. Liegt auf meinem Heimweg«, meinte Bernt. »Alle waren wohlauf.«
»Darf ich?«, Dr. Ekbjerk streckte seinen Kopf durch die Tür und warf einen neugierigen Blick in die Runde.
Sven Lundquist nickte ihm stumm zu und sah Bernt auffordernd an.
»Wir haben noch die vier Familien mit Internetanschluss. Johns haben auch einen, aber die scheiden ja aus. Bleiben noch drei: Krug, Svensson und Klaus.«
Knut rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
Jan informierte die Kollegen, dass auch bei den drei Familien alle Mitglieder vollzählig angetroffen worden waren. Lundquist fühlte, wie eine bleierne Schwere versuchte, sich in seinem Körper und seinem Gemüt auszubreiten.
Hoffnungslosigkeit kroch lautlos in sein Denken.
Er setzte sich.
»Was bleibt noch?«, fragte er leise.
Es wurde still.
»Die Läuse!«, Britta dachte laut. »Die Läuse!« Verständnislos sah Bernt die Kollegin an. »Vielleicht hat einer der Ärzte was gegen die Läuse verschrieben! So ein giftiges Shampoo vielleicht!« Britta gestikulierte aufgeregt.
»Was für Läuse denn? Wie kommst du jetzt darauf?«, fragte Ole.
»Na, Mensch! In den Haaren der Toten wurden doch tote Läuse und Nissen gefunden!«, Britta stöhnte ungeduldig. »Stimmt! Gute Idee!«, Lundquist nickte und Britta schoss davon, um das telefonisch zu klären.
Knut begann sich in immer kürzeren Abständen zu räuspern. Jan warf ihm einen drohenden Blick zu.
»Die Apotheken hatten nur drei Kartenzahlungen im letzten Sommer bei der Ausgabe von Einzelblistern. Die Apotheke in Hjortronbakken nur eine. Und die stammte von der Familie Pattersson. Die sind schon gecheckt und die anderen Kartenzahlungen sind von Leuten, die nur auf der Durchreise waren«, fasste Ole zusammen.
Wieder ein möglicher Ansatzpunkt, der zu nichts führte. »Lasse John, hm. Das ist ja interessant«, murmelte Dr. Ekbjerk und Lundquist warf ihm einen fragenden Blick zu. »Ich weiß nicht, ob das für eure Ermittlungen hilfreich ist, schließlich habt ihr die Familie wohl von der Liste der Verdächtigen gestrichen – aber Lasse John befand sich vor ein paar Jahren zur stationären Therapie im psychiatrischenKrankenhaus. Nach einem Suizidversuch. Er hatte eine größere Menge Schlafmittel eingenommen und sich in die Badewanne gelegt. Eine Nachbarin, die nach ein bisschen Zucker fragen wollte, fand ihn dort und verständigte einen Rettungswagen. Ich glaube mich erinnern zu können, dass seine Mutter die Sanitäter behinderte und vehement verlangte, der Junge solle zu Hause bleiben. Schließlich sei das alles kein Grund für eine Einweisung ins Krankenhaus«, begann Dr. Ekbjerk.
»Und was dann?«, wollte Lundquist wissen.
»Wir warteten, bis die Wirkung des Schlafmittels nachgelassen hatte und führten mit ihm eine Reihe therapeutischer Gespräche. Eine Analyse wurde nicht durchgeführt, weil seine Mutter ihre Zustimmung verweigerte und der junge Mann nichts ohne ihre ausdrückliche Erlaubnis tat«, er seufzte tief. »Es war furchtbar, mit ansehen zu müssen, wie der arme Kerl litt. Seine Mutter hat absolute Gewalt über ihn, bestimmt jeden seiner Schritte. Sie behandelt ihn wie einen billigen, nichtsnutzigen Sklaven und er begegnet ihr mit einer Art viehischer Unterwürfigkeit. Es war uns allen klar, dass er das nur aushalten konnte, weil er sein gesamtes aggressives Potential unterdrückte. So etwas geht nicht gut aus. Die Psyche nimmt unweigerlich Schaden.«
»Was könnte passiert sein, wenn die Aggression sich Bahn gebrochen hat?«, Sven Lundquist beugte sich dem Arzt entgegen.
»Tja, das lässt sich nur schwer einschätzen. Zum einen könnte es weitere Suizidversuche gegeben haben oder
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