Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
schloss er die schweren, unhandlichen Holzläden vor dem Badezimmerfenster.
Der Hund winselte leise und sah ihn bittend an.
»Klar, du hast Hunger«, Lasse kraulte den Kleinen liebevoll. »Wir müssen hier nur für Ruhe sorgen und dann kriegst du was! Und den Wagen von der fremden Frau fahren wir am besten auch noch aus der Einfahrt«, erklärte erdem Welpen, der sofort anfing, aufgeregt zwischen Lasses Beinen herumzulaufen. Aus der Binde schnitt Lasse einen Knebel und Fesseln zurecht.
Eine Viertelstunde später betrachtete er zufrieden sein Werk, rief den Hund, löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich ab.
Inga hörte, wie seine schweren Schritte sich entfernten. Sie fror entsetzlich.
In ihrem Kopf herrschte ein wildes Durcheinander aus dumpfen Schmerzen, bohrenden Fragen und panischer Angst.
Vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, ohne durch lautes Plätschern ihren Peiniger zu warnen. Ihre Füße waren gefühllos und die Kälte kroch erbarmungslos immer weiter in ihrem Körper voran. Nach wenigen Versuchen war klar – sie konnte sich nicht selbst aus der Wanne hieven. Tränen der Verzweiflung liefen über ihr Gesicht, die Nase schwoll zu und sie bekam keine Luft mehr.
In dem Moment wurde die Tür zum Bad wieder geöffnet und Lasse schaltete das Licht ein.
Zufrieden sah er auf Inga hinunter.
»So, nun ist es endlich soweit. Du bist wieder wach. Und du weinst. Das ist gut, wirklich gut. Und«, er beugte sein Gesicht ganz dicht über Ingas und flüsterte eindringlich, »du wirst noch viel mehr weinen, das verspreche ich dir. Vielleicht wirst du auch um Hilfe rufen wollen – aber erstens bist du geknebelt«, er lachte höhnisch, »und zweitens kommt hier bei mir ohnehin kaum mal einer vorbei. Und – sei doch mal ehrlich, wer sollte dich schon vermissen oder etwa nach dir suchen? Gunnar? Vergiss es! Der wird froh sein, dich nicht mehr ertragen zu müssen! Und warum sollte dich jemand bei mir vermuten? Am besten fürdich wäre, dir klar zu machen, dass du nun ganz in meiner Hand bist. Keiner kann dich mehr retten!« Er schnalzte verzückt mit der Zunge und legte seine Hand an Ingas Wange. Sie versuchte in der Wanne möglichst weit von ihm wegzurücken. »Ach, du willst Abstand wahren, meine liebe Giftnatter? Hättest du das mal vorher beherzigt! Für alles, was jetzt mit dir geschieht, bist du allein verantwortlich! Du ganz allein!«, zischte Lasse.
Er löste die Handfessel und band Ingas rechten Arm an der Duscharmatur fest.
Dann hielt er ihren linken Arm fest und griff nach der Rasierklinge, die er auf dem Waschbeckenrand hatte liegen lassen. Lustvoll strich er mit der Breitseite der Klinge über die Innenseite ihres Armes. Ingas Körper versteifte sich vor Angst, ihre Augen waren schreckgeweitet.
»Fast schade um deine schöne Haut. Aber wer stürzt, kann sich dabei verletzen – und außerdem will ich auch ein bisschen Spaß mit dir haben, wenn du mir schon solche Scherereien machst«, meinte Lasse und setze dann den ersten Schnitt.
Brennender Schmerz breitete sich bis in die Fingerspitzen aus. Inga versuchte verzweifelt, ihm ihren Arm zu entwinden, Wasser spritzte gegen sein Hemd und in sein Gesicht. Doch er umklammerte ihr Handgelenk unerbittlich.
Ein dünnes blutiges Rinnsal lief über den Arm, Tropfen fielen ins Wasser und lösten sich dort völlig auf. »Zappel nur – du kannst dein Schicksal jetzt nicht mehr abwenden! Du stirbst – und wenn du die alte Frieda triffst, kannst du ihr von deinem Erlebnis in ihrer Badewanne erzählen!«
Nach vielen Schnitten, die alle nur wenig bluteten, hatte Inga aufgehört sich zu wehren.
Sie weinte und stöhnte auch nicht mehr. Alles Fühlen und Sehnen war ausgeschaltet. Vielleicht bin ich schon tot,dachte sie hoffnungsvoll. Den Gedanken an Rettung hatte sie aufgegeben. Schließlich wusste nicht einmal ihre beste Freundin Traute, wohin sie unterwegs war, als sie sich am Vormittag auf der Straße getroffen hatten. Das war leichtsinnig, wurde Inga klar, sträflich leichtsinnig. Und Gunnar? Der würde doch nie auf die Idee kommen, der ›liebe, nette Junge‹ könnte mit dem Tod der alten Frieda zu tun haben – der würde hier mit Sicherheit nicht auftauchen. Bestimmt sitzt er gemütlich mit den Resten des Elchgulaschs vor dem Fernseher und trinkt viel zu viel, dachte sie voller Verachtung, oder er ist betrunken ins Bett gefallen und schnarcht selig, während ich hier sterbe!
Jetzt lag sie nur noch apathisch im eiskalten Wasser und wartete auf
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