Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
hätte, wäre er in der Lage gewesen herauszufinden, dass er nach dem Mittagessen oder direkt nach der Abreise der Gäste unbemerkt hätte in das Haus eindringen können.«
»Ja, schon. Es wäre aber eine längere Beobachtung notwendig. Und er ginge damit das Risiko ein, von der nächsten Familie überrascht zu werden. Die Touristen werden zwar immer aufgefordert, einen Anreisezeitpunkt zu nennen, aber meist kommen sie doch zu früh oder zu spät. Gerade aus Deutschland. Denk nur mal an die vielen Staus schon auf der Strecke bis zur Fähre.«
»Vielleicht hat er bei einer günstigen Gelegenheit aufgeschnappt, wie Hilmarström erzählt hat, er müsse sich immer bei den Kontrollen beeilen, denn sonst habe erSchwierigkeiten mit seiner Inga. Dabei könnte er natürlich auch die Anreisezeit der neuen Gäste irgendwo erwähnt haben«, gab Lundquist dem Gedankengang eine neue Wendung.
»Wenn du in diese Richtung denkst, kommt eine der Sommerfamilien kaum in Frage, dann muss es jemand hier aus der Gegend gewesen sein. Und warum sollte jemand aus der Umgebung eine Leiche ausgerechnet in einem fremden Ferienhaus verstecken, wo wir so viel Wald drumherum haben? Nein, nein. Ein Einheimischer hätte tausend bessere Verstecke finden können!« Knyst schüttelte entschieden den Kopf.
»Na, ja. Wahrscheinlich hast du Recht. Dann lass uns auflisten, wann die einzelnen Familien in dem Haus gewohnt haben – Ole soll sicherheitshalber bei den Polizeistationen in der Umgebung von Hjortronbakken nachfragen, ob nicht eine ältere Verwandte vermisst gemeldet wurde.«
Lundquist nahm einen Bleistift und griff nach einem Blatt Papier.
»Lies mir An-und Abreisedatum, den Namen und die Anzahl der Kinder vor.« Während er schrieb, murmelte er die Namen der Familien leise mit. Noch etwas mehr als sieben Stunden bis zu meinem Termin mit Dr. Baum, hämmerte es sacht hinter seiner Stirn. Er versuchte sich auf die Stimme seines Freundes zu konzentrieren.
»Die ersten waren die Jacobsens aus Dänemark. Sie reisten am 30. Mai an und blieben bis zum 13. Juni. Haben drei Kinder. Danach wohnten die Kirstens aus Deutschland in dem Haus. Sie reisten am 13. Juni spät abends an und blieben mit ihren zwei Kindern bis zum 5. Juli. Direkt im Anschluss bezog das Pärchen aus Italien das Sommarhuset. Sie machten einen kurzen Zwischenstopp auf ihrer Europareise. Die Martinellis hatten keine Kinder dabei undblieben nur bis zum darauf folgenden Wochenende. Nach ihrer Abreise am 11. Juli zog die Familie Neumann aus Deutschland ein. Sie haben ihren siebzehnjährigen, computerbesessenen Sohn mitgebracht und sich im Anschluss an ihren dreiwöchigen Aufenthalt in ihrem Reisebüro über den unzumutbaren Gestank in dem Ferienhaus beschwert. Sie blieben also bis zum 1. August. Danach rückte die Familie Pattersson mit ihren Kindern an, die wir ja schon kennen gelernt haben. Sie blieben drei Wochen. Am 22. August reisten sie wieder ab und machten der Familie Söderlund Platz, die auf ihrem Weg aus Nordschweden in Richtung Süden eine vierzehntägige Reiseunterbrechung machte, um die Gegend zu erkunden. Danach stand das Haus für fast eine ganze Woche leer, bevor Hilmarström zur Endreinigung vor der langen Winterpause anrückte. Er hätte es gerne noch für mindestens drei weitere Wochen vermietet, aber seine Kontaktfirma hatte für diesen Zeitraum keine Kunden mehr.«
»Das Haus war also ununterbrochen vermietet«, stellte Lundquist fest.
»Das heißt doch nicht, dass ununterbrochen jemand da war. Die Familien haben Ausflüge in die Gegend unternommen, einmal sogar bis Varberg ins Museum. Da sind sie den ganzen Tag unterwegs gewesen.«
»Hat Björn eigentlich mal überprüft, ob bei den Hilmarströms alle Verwandten wohlauf sind? Stell dir vor, er spielt uns Theater vor, und es handelt sich in Wirklichkeit um seine ganz private Leiche, die er dreist einem anderem unterschieben wollte.«
Björn, der jüngste Mitarbeiter der Abteilung fiel immer sofort durch seine Erscheinung auf. Er war stets ganz in schwarz gekleidet, trug eine runde Brille mit schwarzemGestell und hatte seine pechschwarzen Haare zu einem Igelschnitt stylen lassen. Das Auffallendste an ihm war jedoch seine unerschütterlich gute Laune.
Knyst rief ihn ins Büro.
Björn Ekhult betrat kurze Zeit später schwungvoll den Raum und fragte freundlich lächelnd: »Womit kann ich den Herrschaften dienen?«
»Lass das!«, fuhr Lundquist ihn ungeduldig an, was ihm einen eigenartigen Blick von Lars Knyst
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