Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
erklärte Volker und klang deprimiert.
»Und andere Kontobewegungen? Hat sie vielleicht ihre Scheckkarte irgendwo benutzt?«, wollte Lundquist wissen.
»Nein, jedenfalls bisher nicht. Nur die Familie Kirsten hat Geld abgehoben. Angeblich dürfen sie das, sie verfügen über eine Vollmacht, haben auch eine EC-Karte zum Konto und kennen die PIN. Frau Kirsten hat gesagt, sie darfGeld vom Konto ihrer Schwiegermutter abbuchen, wenn zum Beispiel eins der Kinder Geburtstag hat, wegen der Geschenke und so – und die Tochter ist letzte Woche elf Jahre alt geworden.«
»Aber wie ist das denn zu verstehen? Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass sie die ganze Zeit ohne Geld ausgekommen sein soll! Von irgendetwas muss sie doch Nahrungsmittel und so weiter bezahlen.«
»Ja – schon. Wenn sie so etwas noch braucht«, meinte Karl lapidar und setzte hinzu: »Wir haben aber auch dafür eine mögliche Erklärung von der Familie Kirsten bekommen. Offenbar haben sie immer eine passende Antwort für uns parat. Angeblich führte Frau Helm stets größere Mengen Bargeld mit sich. Und zwar nicht zu knapp. Herr Kirsten sprach von rund zweitausend Euro, die sie in einem Gürtel direkt am Körper trug. Sie misstraute der Bank und wollte im Falle einer unvorhersehbaren Situation oder einer akuten Bedrohung wenigstens über ausreichende finanzielle Mittel verfügen . B ar, versteht sich. Sie misstraute auch der Regierung, hielt alle ›dort oben‹ für unfähig. Außerdem besteht ja die Möglichkeit, dass sie irgendwo ein anderes Ferienhaus gemietet hat oder in einem Hotel wohnt, wo sie Extras auf die Rechnung setzen lassen kann. Dann zahlt sie bequem beim Auschecken mit ihrer Karte.«
»Oder sie lag seit Wochen tot in einem schwedischen Ferienhaus!«, konterte Volker.
Knyst lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster.
Die Landschaft gefiel ihm ganz gut: Weideflächen für Vieh, wie in Schweden, aber dahinter durchaus schon Bergland mit Waldbestand. Hier würde er gerne mal Ferien mit Gitte machen, dachte er und seufzte bedrückt.
»Hätte ihr nicht einfach ein Foto von eurer Toten schickenkönnen? Wäre doch erheblich weniger Aufwand gewesen, als gleich zwei Ermittler auf Dienstreise zu schicken? Und billiger!«
»Tja, das hat mehrere Gründe. Zum einen hätte euch ein Foto nur wenig genützt. Die Tote war im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung, wie unser Rechtsmediziner das nennt. Zum anderen ist dieser Fall sehr brisant. Unser Abteilungsleiter möchte der Presse zeigen, dass weder Kosten noch Mühen gescheut werden, um den Mord so schnell wie möglich aufzuklären«, grinste Lundquist. »Der Fall wirbelt bei uns ziemlich viel Staub auf!«
»Wie wäre es mit einer kleinen Kaffeepause – oder gibt es das etwa in Deutschland nicht?«, schlug Knyst vor und sah aufmunternd in die Runde.
»Und ob! Prima Idee!«, stimmte Karl zu und auch Lundquist und Volker waren sofort einverstanden. Die deutschen Kollegen packten ihre Unterlagen ein und gingen an den gespenstisch leeren Abteilen vorbei in Richtung Bistrowagen.
Lundquist kämpfte mit einer Packung Taschentücher, die sich nicht ohne Widerstand in die Jackentasche verbannen lassen wollte, stolperte und fing seinen drohenden Sturz an Knyst ab, der vor ihm ging. »Entschuldige! Probleme mit dem Geradeauslaufen«, versuchte er zu scherzen.
»Geht’s? Bis auf deine Nase ist alles in deinem Gesicht ganz schön blass. Behalte bloß deine Erreger bei dir – und sei es noch so nobel, mit seinem Freund alles zu teilen!« Knyst musterte seinen Freund mit kritischem Blick.
»Es ist nichts, nur die allgemeinen Krankheitserscheinungen bei einem Befall durch Brittas Virus: schwacher Magen, niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen und sogar ein kleines Humpeln.« Lundquist grinste leicht gequält. »Sieht so aus, als würde sich Brittas männervernichtenderErreger bei Vertretern der Spezies über dreißig auf den Kreislauf auswirken.«
Im Bistrowagen saßen sich die vier Kollegen bei Cappuccino und Croissants gegenüber. Sven Lundquist erfuhr, dass Karl eine Frau und drei Kinder hatte (es ging also doch, Beruf und Familie dauerhaft unter einen Hut zu bringen!), in St. Georgen wohnte und leidenschaftlicher Schachspieler war, dass Volker trotz seiner dreiundvierzig Jahre noch immer nicht die Richtige gefunden hatte und deshalb bei seiner Mutter wohnte, bis eben irgendwann einmal die Frau fürs Leben erscheinen würde.
Der Noch-Single Knyst wurde von den Kollegen über das schwierige
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