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Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)

Titel: Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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geschwollene Nase.
    »Stell dir nur mal vor, irgendein Antiquitätenhändler hätte nach vielen Jahren die alte Truhe geöffnet – mit wenig Hoffnung darin etwas Erwähnenswertes zu finden! Der hätte vielleicht Augen gemacht!«, malte Ole sich die Szene weiter lustvoll aus. »Und die Polizei könnte bei der Identifizierung nur auf einen Zufall hoffen.«
    Lundquist schmunzelte.
    Er beendete das Gespräch und ging ins Bad.
    Der Gang war zu eng und das Waschbecken für einen Rollstuhlfahrer unerreichbar, registrierte er.
    Ob es wohl in diesem Hotel auch Zimmer mit behindertengerechter Ausstattung gab?

Rasch zog er der Toten die Kleider wieder aus.
    Die jahrelange Übung hatte ihn darin sehr geschickt werden lassen. Auch unter diesen erschwerten Bedingungen und einer zunehmenden Starre des Körpers würden weder an ihrem Köper noch an der Kleidung Schäden zu erkennen sein.
    In einer Zeitung hatte er gelesen, dass der Polizei schon einzelne Fasern am Körper einer Leiche verraten konnten, wo sie gelegen hatte.
    Fasern aus Gunnars Haus wären für seinen Plan sicher wenig hilfreich.
    Er musste also die Kleidung seiner Mutter möglichst fusselsicher aufbewahren. Den Körper würde er wohl am besten einfach abwaschen, wenn es dann soweit war.
    Entschlossen stopfte er die Kleider der Toten in eine ICA-Tüte, die er im Kofferraum gefunden hatte und stellte sie neben dem Koffer ab. Er hatte mit Bedacht gerade diesen ausgewählt. Es war ein alter Lederkoffer mit abgestoßenen Ecken, der früher schon Reisebegleiter seiner Mutter war. In besseren Tagen. Überall klebten mehr oder weniger gut erhaltene Papierfetzen mit Hinweisen auf exotische Reiseziele. Besonders stolz war seine Mutter immer auf den Aufkleber von den Vereinigten Emiraten gewesen.
    Er erinnerte sich an die Reisegeschichten, die sie früher so gerne zum besten gegeben hatte, zum Beispiel die, in der ein arabischer Scheich sie für viel Geld ihrem Mann abkaufen wollte, weil er sich eine hellhäutige Frau für seinen Harem wünschte. Sie beschrieb mit leuchtenden Augen die ganze Feilscherei, wie der Scheich immer mehr Geldgeboten – am Ende fast vier Millionen Kronen – und wie der Vater erst unentschlossen getan und dann aber doch abgelehnt hatte. Später, als sie ihren heranwachsenden Sohn für seine aufbrechende Männlichkeit hatte strafen wollen, erzählte sie auch, auf welche Weise der Vater von ihr den Dank einklagte, dafür, dass er ausgerechnet für eine Frau wie sie auf so viel Geld verzichtet hatte. Und so hatte er begonnen sich für seine sexuellen Gefühle und Träume zu verachten.
    Und noch etwas später verfluchte er seinen Vater dafür, dass er sie nicht an den Scheich verkauft hatte.
    Fast zärtlich strich er über das raue, brüchige Leder.
    Der Gedanke an das Leid, das ihm durch eine andere, bessere, Entscheidung seines Vaters erspart geblieben wäre, ließ wieder Tränen in seine Augen steigen.
    Es war vorbei.
    Energisch wischte er sie mit dem Handrücken weg und griff zornig nach der nackten Toten, um sie durch den Flur hinauf zu tragen. Stark wie ein Bär, schaffte er es ohne Schwierigkeiten die Leiche über die steile Stiege auf den Dachboden zu befördern. Er wusste, dass um diese Zeit niemand in diesem Haus zu erwarten war und er sich in aller Ruhe nach einem geeigneten Versteck für sein Problem umsehen konnte.
    Das Versteck, das er brauchte, sollte seine Mutter nur für kurze Zeit aufnehmen. Er würde später am Abend wiederkommen und sie endgültig auf die Reise schicken. Außerdem sollte es so leicht zugänglich sein, dass er sie jederzeit wieder abholen konnte, ohne irgendwelche verräterischen Spuren auf dem Dachboden noch an der Leiche zu hinterlassen. Allerdings sollte es auch bequem für die Tote sein. Nicht etwa, damit seine Mutter gut liegen könne, nichts lag ihm ferner, als daran auch nur einen einzigen Gedankenzu verschwenden, sondern damit keinerlei interpretierbare Druckspuren an ihrem Körper entstehen könnten, die später in irgendeiner Form berechtigte Zweifel an den Todesumständen würden aufkommen lassen, wenn man sie fand.
    Schon nach kurzer Suche hatte er sich entschieden.
    Die wundervolle Holztruhe in der hinteren Ecke schien ihm ideal für seine Zwecke.
    So, als hätte das Schicksal sie extra für ihn hier bereitgestellt – quasi als Entschädigung für den Überraschungsbesuch auf seinem Hof, der den ursprünglichen Plan durcheinander gebracht hatte. Vorsichtig öffnete er den schweren Deckel und warf einen

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