Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
»Nein, das ist nicht nötig. So lange die Taschentücher ausreichen, gibt es keine Probleme. Bei Familienvätern scheint die Grippe nicht so schlimm zu wüten, die unverheirateten Männer trifft sie eindeutig härter«, stellte er beruhigend fest.
»Alles klar! Dann fahren wir jetzt ins Büro und dann sehen wir weiter. Ach übrigens, habt ihr heute schon Nachrichten gehört?«
Die beiden Schweden schüttelten den Kopf und Volker meinte: »Ich hab gedacht, das gibt’s nur in Krimis und die Autoren denken sich das nur aus! Aber nein! Es ist wie bei uns. In den Nachrichten haben sie gebracht, dass eure Presse mehr Kontrolle und schärfere Gesetze fordert! Das ist genau wie bei uns. Und da kannst du den Leuten tausendmal erzählen, dass der eine Fall, der in den letzten hundert Jahren vorgekommen ist, dadurch auch nicht hätte verhindert werden können!«
»Eben. Jetzt tun sie gerade so, als würden wir ständig zurückgelassene Leichen in Ferienhäusern finden! Dabei ist das der erste so gelagerte Fall«, bestätigte Knyst.
»Bei uns haben jetzt sogar die Politiker kürzlich die populistische Diskussion über Sexualstraftäter neu angezettelt, die sich erst an Kindern vergreifen und sie dann umbringen. Sie haben gefordert, man sollte solche Bösewichter für alle Zeit wegsperren. Therapie nützt da nichts, besser man führt gleich eine medikamentöse Zwangssterilisation durch. Text für Stammtische. Ohne Frage ist jeder so gelagerte Fall eine Katastrophe. Aber eine Diskussion wurde losgetreten, das glaubt ihr nicht!« Volker schütteltebekümmert den Kopf. »Und alle meinen immer, die Polizei sollte mehr Präsenz zeigen, mehr Einsätze fahren, mehr Streife losschicken. Bei euch ist es bestimmt wie hier: Geld wollen sie nicht dafür bezahlen!«
Während Volker sich immer mehr in Wut geredet hatte, waren sie bei seinem Wagen angekommen, den er ganz in der Nähe geparkt hatte.
»Reine Glückssache!«, informierte er die Kollegen hoch erfreut darüber, die Windschutzscheibe ohne Bußgeldbescheid vorzufinden. »Es ist nämlich gar nicht so einfach hier einen Parkplatz zu finden. Die Kollegen sind unerbittlich, wenn sie Strafzettel verteilen. Da kennen die nichts.« Er verzog das Gesicht.
»Strafzettel?« Knyst sah seinen Freund ratlos an.
»Strafzettel. Felparkeringslapp«, half Lundquist aus, und Volker meinte, es sei für einen Polizisten eine besonders wichtige Vokabel und man sei gut beraten, sie in jeder Sprache zu beherrschen.
Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten und Lundquist gewann den Eindruck, dass sie den Weg auch gut zu Fuß hätten bewältigen können. Volker war offensichtlich ein unheilbarer Fall von Autoliebhaber. Unterwegs machte er sie auf einige besondere Gebäude aufmerksam und zeigte Ihnen, welche Straße sie später nehmen müssten, um einen Abstecher in Freiburgs berühmte Innenstadt zu machen und das Münster besichtigen zu können.
In dem hellen und geräumigen Büro, das sie kurze Zeit später betraten, erwartete Karl sie bereits. Er begrüßte die Kollegen freundlich und bat sie auf extra bereitgestellten Stühlen Platz zu nehmen. Zwei große Schreibtische, die aussahen, als seien sie von IKEA, dominierten den Raum, dessen Schmalseite aus einem überdimensioniertenFenster bestand. Die Herbstsonne schien herein und ließ die Schlieren von vorausgegangenen Putzversuchen besonders deutlich hervortreten. Obwohl es noch relativ früh am Morgen war, hatte sie den Raum schon stark aufgeheizt. Lundquist schniefte und suchte in der Hosentasche nach seinen Taschentüchern. Die Wärme ließ ihn schwitzen und er fühlte sich betäubt und lustlos. Reiß dich zusammen, rief er sich zur Ordnung, du kannst dich hier nicht so gehen lassen!
Die beiden Schreibtische waren an den Schmalseiten von Aktentürmen begrenzt. Wenn Volker oder Karl dort saßen und arbeiteten, waren sie von der Tür aus gar nicht zu sehen.
»Wie bei uns!«, feixte Knyst und zwinkerte den Kollegen zu. Ihm machte die Temperatur nichts aus, und seine nahezu unerschütterliche positive Grundstimmung hatte er offensichtlich auch wiedergefunden.
»Ja, über Arbeitsmangel können wir uns tatsächlich nicht beklagen«, bekräftigte Karl und seufzte theatralisch.
Volker nahm einen der Aktendeckel vom Stapel auf seinem Schreibtisch. Er lehnte sich auf seinem Stuhl weit zurück, legte den Ordner geschlossen auf seinen Schoß, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und fragte dann: »Also, was meint ihr … ist Frau Helm eure
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