Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
überprüfen konnten«, erzählte Volker weiter.
»Ja, und was habt ihr festgestellt?«
»Sie haben nur zwei Abhebungen vom Konto der Mutter getätigt. Und es stimmt – ihm geht es finanziell sehr gut.«
Wieder eine Sackgasse, Lundquist fluchte tonlos.
»Eins wollte ich schon die ganze Zeit fragen: Wieso seid ihr so sicher, dass die Leiche von einer der Feriengastfamilie dort oben verstaut worden ist? Müsstet ihr den Täter nicht eher in Schweden suchen?«, Volker sah Lundquist erwartungsvoll an.
Der schwedische Hauptkommissar seufzte: »Weil unser Chef der Meinung ist, jemand aus der Umgebung hätte einen viel besseren Ort finden können, um eine Leiche verschwinden zu lassen, als ausgerechnet Hilmarströms Dachboden. Und es ist doch auch zugegebenermaßen ein blödes Versteck gewesen. Schließlich hätte auch jemand dem Geruch nachspüren können und dann wäre das Opfer schon vor Monaten wieder aufgetaucht.«
»Es ist eigentlich eine schöne Schlagzeile: Feriengäste finden verweste Leiche auf Dachboden! Hat auch einen guten Gruselfaktor – gell?« Mit lustig blitzenden Augen sah Volker die Kollegen an.
Er hätte sie ja lieber einfach in einen großen Plastiksack gesteckt und vergraben.
Aber die Suche nach einem geeigneten Versteck, und vor allem das Ausheben der Grube, hätten viel zu lange gedauert. Schließlich wusste man nie, in welcher Tiefe man plötzlich auf Granit stoßen würde, und dann musste man eine neue Stelle suchen. Außerdem hätte das Loch so tief sein müssen, dass nicht aus Versehen eine rumstreunende Rotte Wildschweine sie ausgraben konnte oder vielleicht ein Fuchs den Sack ausbuddelte, aus Freude über leichte Beute. Die Leiche musste völlig unversehrt bleiben. Das war schließlich unverzichtbarer Bestandteil des Plans.
Hoffentlich hatten die Kinder nicht zu viel Zeit gehabt auf seinem Hof herumzustöbern. Wer weiß, ob Margaretha sie wirklich im Griff hatte. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Keine Viertelstunde hatte er für die Aktion benötigt. Rekordzeit. Waren die Jungs womöglich irgendwie ins Haus gelangt? Er konnte es nicht leiden, wenn andere in seinen Sachen herumstöberten.
Damit war jetzt endgültig Schluss.
Niemandem würde er das mehr erlauben!
Nie mehr!
Und spätestens heute Abend würde er seine Mutter wieder abholen und auf eine Reise ohne Wiederkehr schicken, dachte er zufrieden. Dann könnte er sein Leben ganz neu gestalten und all das nachholen, was sie ihm unmöglich gemacht hatte.
Flüchtig beunruhigte ihn der Gedanke an die einsetzende Leichenstarre.
Möglicherweise könnte sie ihm größere Schwierigkeiten beim erneuten Ankleiden des Körpers bereiten. Kein wahrer Grund zur Besorgnis. Notfalls müsste er der Toten eben ein paar Knochen brechen. Darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Sie würde schließlich ohnehin nicht mehr allzu viele intakte Knochen haben, wenn man sie fand. Oder konnte man nachweisen, dass die Frakturen nicht gleich alt waren? Ach, er machte eine wegwerfende Handbewegung, das würde sich schon alles finden.
Der große Saab rumpelte auf den Hof zurück.
Wie er sich das schon gedacht hatte, wartete Margaretha noch immer neben ihrem Auto. Schließlich wussten alle Nachbarn, dass er nie längere Zeit unterwegs war. Seine mäkelnde Mutter hatte ihn in den zurückliegenden Jahren für alle offensichtlich hervorragend dressiert.
Die beiden Jungs konnte er nicht entdecken. Wahrscheinlich waren sie zum Hühnerhaus gegangen und piesackten den Hahn. Nun, das Tier war wehrhaft genug, sich die Brüder vom Hals zu halten.
Als er ausstieg, erkannte er sofort, dass Margaretha geweint hatte.
Ihre Hände zitterten und zerknüllten gnadenlos ein Papiertaschentuch, dass nur noch ein unförmiger Klumpen zu sein schien. Froh, dass der langärmlige Pullover die tiefen Kratzspuren verdeckte, die seine Mutter ihm zugefügt hatte, legte er tröstend den Arm um ihre schmalen Schultern und streichelte mit der Hand, die seine Mutter erstickt hatte, zärtlich ihren Oberarm. Welch eine Ironie, dachte er dabei. Die Hände des ›Muttermörders‹ als Quell des Trostes für eine Mutter, registrierte er amüsiert. Tja, Gottes Wege sind unergründlich!, wie der Herr Pfarrer immer sagte.
Er spürte, wie sie mit aufsteigenden Tränen kämpfte, tapferversuchte, sie zu unterdrücken. Die junge Frau schluckte ein paar Mal hart.
»Nanu, Margaretha – was ist passiert? So aufgelöst kenne ich dich gar nicht«, begann er in sanftem Ton. Mit erstickter Stimme
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