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Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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streicht über meine Wange, dann mit den Fingern über meine Lippen. Ich schmiege den Kopf in seine Hand, so wie Katzen das tun. Seine Haut riecht nach Meerwasser und Wind und Sand. Wir rücken noch weiter zusammen, kuscheln uns aneinander. Ich lege meine Beine über Martins und zupfe an seinem Pulli, ungeduldig, fahre mit der Hand drunter und streiche über seinen Bauch.
    Gänsehaut.
    »Küss mich«, flüstert Martin, und unsere Lippen kommen sich näher, halten kurz inne, bevor sie sich berühren. Weich legen sie sich aufeinander, öffnen sich und die Zungen treffen zusammen.
    Mein Atem wird schneller.
    Ich hake selbst meinen BH unter dem Shirt auf, nehme Martins Hand und lege sie auf meine Brust.
    »Hier?«, fragt Martin.
    »Natürlich hier«, antworte ich, und die Hitze schießt mir ins Gesicht.
    Wir streifen die Hosen ab, mit einem letzten Blick, ob auch wirklich niemand vorbeikommt.
    Aber wir sind in Sicherheit. Umgeben von dem noch warmen Sand und den hohen buschigen Grashalmen. Nur die Möwen schauen zu, wie wir beiden uns küssen, gierig, neugierig, aufgeregt und furchtbar glücklich.
    Gleich werden wir miteinander schlafen, schießt es mir immer wieder durch den Kopf. Wir sind etwas unbeholfen, weil der Sand im Weg ist und erst mal abgeklopft werden muss. Es wird komisch. Wir lachen.
    Man stellt es sich immer anders vor, vielleicht so wie in einem Musikvideo.
    Aber so ist es nicht. Dafür ist es echt.
    Meine Haut ist danach ganz empfindlich und reagiert auf jede zarte Berührung.
    Martin zieht mir seinen Pulli über, damit ich nicht friere, damit es mir gut geht.
    Aber es geht mir sowieso schon gut. Wer hätte gedacht, wie einfach es wird, wenn man erst mal eine Entscheidung getroffen hat.
    »Du bist unglaublich«, sagt Martin, und ich lächele.
    Unglaublich zu sein fühlt sich unglaublich an!
    Wir verschränken unsere Hände ineinander und drücken sie fest, so fest, dass es fast wehtut.
    »Ich hatte schon Angst, das passiert nie«, flüstert Martin und wirkt erleichtert, glücklich, sein ganzes Gesicht ist entspannt.
    »Ich brauche immer ein bisschen länger, das muss ich mir ständig anhören.« Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und fahre mit meiner Nase vorsichtig an seinem Hals entlang. Er riecht so gut!
    »Ich hab mich echt angestrengt, richtig ins Zeug gelegt.«
    »Ja?« Ich schaue zu ihm hoch und hebe die Augenbrauen.
    »Wunderöle, Lagerfeuer mit Wodka, rote Fahrräder … nichts hat geholfen. Ich bin mit dir sogar in diese albernen Riesenbälle geklettert.«
    Ja! Da war doch was! Jetzt könnte ich ihn fragen, was er damals gerufen hat. War es wirklich diesees I love you ? Andererseits … nein. Man muss nicht jedes Geheimniss lüften. Wir sind doch erst am Anfang.

WIE VERSPROCHEN holt Martin mich am nächsten Morgen zum Jetski fahren ab.
    Ich habe das Gefühl, eine unfassbar schöne Zeit beginnt. Ich will keine Sekunde mit Martin missen. Ich kann nicht. Ich will ihm nahe sein. Seine Hände berühren, meine Lippen an seine pressen, ihn umarmen. Ich kannn nichts dagegen tun.
    Im Wasser drücke ich mich ganz fest an ihn. Motorrad fahren auf dem Meer. Ich genieße den Rausch der Geschwindigkeit. Den Sommerwind im Gesicht. Meine Liebe. Die Freiheit.
    Ich kreische und fühle mich wie verwandelt. Furchtlos. Mutig. Sexy. Mein Körper fühlt sich ganz anders an als vor zwei Tagen noch.
    Ich hielt das ja immer für ein blödes Klischee, dass der Sex was verändern könnte. Aber das tut er und ich kann auch kaum noch an etwas anderes denken. Das ist neu.
    Und während ich mich mit dem einen Arm an Martin festhalte, streiche ich mit der freien Hand über seinen Bauch, kitzle, zwicke. Hauptsache berühren, selbst durch diesen komischen Neoprenanzug hindurch. Das Wasser spritzt in alle Richtungen. Ich schaue rüber zum Strand und winke den Ameisenmenschen dort zu. Martin lacht. Alles kribbelt. Martin fährt eine Kurve und ich bekomme Wasser in die Augen.
    »Schneller!«, schreie ich, und Martin zieht das Gas noch ein Stück an.
    Später sitzen wir erschöpft am Strand. Mitten zwischen den ganzen Sonnenanbetern, aber es ist irgendwie, als wären sie gar nicht da. Als wäre niemand da. Nur Martin und ich.
    Wir lassen die Neoprenanzüge in der Sonne trocknen und reiben uns mit Sonnenöl ein. Martins Wundermittel, mit dem unsere Freundschaft begann.
    Ich überlege, ob ich heute Abend vielleicht meine Mutter anrufe, um ihr zu sagen, dass es mir gut geht, so gut wie schon lange nicht mehr. Mama wird dann etwas

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