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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Rocktasche steckten.
    Fragend sah er mich an. Ich nickte leise und strich kurz über die Tasche meines Kleides, wo sie sicher verstaut waren.
    »Vielen Dank für deine Gastfreundschaft«, verabschiedete ich mich von Geillis und schritt eilig zur Tür. Nun, da Jamie zurückgekehrt war, wollte ich Rose Hall und seine Besitzerin so schnell wie möglich verlassen. Jamie allerdings zögerte noch.
    »Ich habe mich gefragt, Mrs. Abernathy, da sie längere Zeit in Paris gewohnt haben, ob Sie dort einen Bekannten von mir getroffen haben. Sind Sie zufällig mal dem Herzog von Sandringham begegnet?«
    Sie wandte ihm den blonden Kopf zu, doch als er schwieg, nickte sie.
    »Aye, ich habe ihn gekannt. Warum fragen Sie?«
    Jamie setzte sein bezauberndstes Lächeln auf. »Das ist mir nur gerade eingefallen, Madam. Reine Neugier.«
    Der Himmel war bedeckt, als wir durchs Tor ritten. Es zeichnete sich bereits ab, daß wir nicht nach Kingston gelangen konnten, ohne in einen Regenschauer zu geraten. Aber angesichts der Umstände war mir das gleich.
    »Hast du die Bilder von Brianna?« lautete Jamies erste Frage, als er sein Pferd zügelte.
    »Ja, hier.« Ich klopfte auf meine Tasche. »Hast du Ian gesehen?«
    Vorsichtig blickte er über die Schulter zurück, als fürchtete er, daß wir verfolgt würden.
    »Aus dem Aufseher und den Sklaven habe ich nichts herausbringen können. Verständlicherweise haben sie eine Heidenangst vor dieser Frau. Aber ich weiß, wo er ist.« Er klang zufrieden.
    »Wo? Sollen wir uns hinschleichen und ihn holen?« Ich richtete mich im Sattel auf und sah zurück. Mehr als das Schieferdach war von Rose Hall durch die Baumwipfel nicht mehr zu erkennen. Alles in mir sträubte sich dagegen, noch einmal einen Fuß auf die Plantage zu setzen - aber schließlich waren wir wegen Ian hier.

    »Nicht jetzt.« Jamie griff nach meinem Zügel und zog das Pferd zurück auf den Pfad. »Dabei brauche ich Hilfe.«
    Unter dem Vorwand, das passende Material zu suchen, um die Zuckerpresse zu flicken, war es Jamie gelungen, die Plantage im Umkreis von fünfhundert Metern um das Haupthaus abzusuchen - darunter die Sklavenhütten, die Ställe, ein ungenutzter Speicher zum Trocknen von Tabak und das Gebäude mit der Zuckerraffinerie. Außer neugierigen oder feindseligen Blicken hatte nichts und niemand seine Suche behindert - bis er in die Nähe der Raffinerie kam.
    »Dieser große Schwarze, der auf die Veranda gekommen ist, hockte vor der Raffinerie«, erzählte Jamie. »Immer wenn ich in seine Nähe kam, wurde der Aufseher nervös. Er rief mich fort und warnte mich vor dem Mann.«
    »Klingt ausgesprochen vernünftig.« Ein Schauer lief mir über den Rücken. »Dem Kerl nicht zu nahe zu kommen, meine ich. Glaubst du, das hat mit Ian zu tun?«
    »Er saß wie festgenagelt vor einer kleinen Tür.« Jamie lenkte sein Pferd vorsichtig um einen umgestürzten Baumstamm. »Der Tür, die zum Keller unter der Raffinerie führen muß.« Der Mann war keinen Zentimeter von seinem Platz gewichen, obwohl Jamie es fertiggebracht hatte, Stunden dort herumzuwerkeln. »Wenn Ian auf der Plantage ist, dann dort.«
    »Das glaube ich auch.« Rasch erzählte ich ihm von meinem Besuch, einschließlich des Gesprächs mit den Küchenmädchen. »Aber was sollen wir tun?« schloß ich. »Wir können Ian doch nicht dortlassen! Schließlich haben wir keine Ahnung, was Geillis mit ihm vorhat. Sicher nichts Gutes, wenn sie nicht einmal zugibt, daß er dort ist!«
    »Nein, wohl nicht«, gab er grimmig zu. »Über Ian hat der Aufseher zwar eisern geschwiegen, aber er hat mir andere Dinge erzählt. Dir würden die Haare zu Berge stehen, wenn sie nicht schon abstünden wie bei einem Stachelschwein.« Er sah mich an, und trotz seines Kummers lag ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Danke für das Kompliment!« stellte ich fest, während ich mich an das sinnlose Unterfangen machte, widerborstige Locken und Strähnen unter meinen Hut zu stopfen.
    Die Blätter der Bäume tanzten im Wind wie betrunkene Schmetterlinge,
und über der nächstgelegenen Bergkuppe baute sich eine Gewitterwolke auf. Von der kleinen Anhöhe, auf der wir standen, konnte ich sehen, wie sich ein dunkler, undurchsichtiger Regenschleier über das Tal senkte.
    Jamie richtete sich im Sattel auf und betrachtete die Umgebung. Mein ungeübtes Auge sah nichts als dichten, undurchdringlichen Dschungel, aber ein Mann, der sieben Jahre in der Heide gelebt hatte, mußte viel mehr erkennen können.
    »Wir

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