Ferne Ufer
sagte das einzige Wort, das ihm einfiel.
»Nein!« Er drang weiter in sie ein. In diesem Augenblick war er nur zu einem fähig, und genau das tat er. Sein Körper, der sich in den Rhythmus dieser heidnischen Lust fand, hatte rücksichtslos die Führung an sich gerissen.
Wenige Stöße, und die Welle erfaßte ihn, wogte sein Rückgrat hinunter, brach wie die Brandung am Felsen und schwemmte die letzten Reste der Gedanken fort, die wie Muscheln in seinem Bewußtsein hafteten.
Wenig später kam er zu sich. Er lag auf der Seite und hörte das laute, langsame Pochen seines Herzens. Er mußte fragen, ob er ihr sehr weh getan hatte, aber, um Gottes willen, nicht sofort.
»Was… was denkst du jetzt?« Die Stimme klang zögerlich und ein wenig zittrig, aber nicht hysterisch.
Zu benommen, um zu erkennen, wie absurd diese Frage war, beantwortete er sie wahrheitsgemäß.
»Ich frage mich, warum Männer unbedingt bei Jungfrauen liegen wollen.«
Es entstand eine Pause, gefolgt von einem tiefen Atemzug.
»Es tut mir leid«, sagte sie kleinlaut. »Ich wußte nicht, daß es dir auch weh tun würde.«
Erstaunt öffnete er die Augen. Sie war blaß und sah ihn wie ein aufgeschrecktes Hirschkalb an.
»Mir weh tun?« fragte er erstaunt. »Mir hat es nicht weh getan.«
»Aber…« - sie runzelte die Stirn, während ihr Blick langsam seinen Körper hinabwanderte - »ich hatte das Gefühl, daß du dabei auch Schmerzen hattest. Du hast ein ganz schreckliches Gesicht gemacht und hast… gestöhnt wie ein…«
»Aye«, unterbrach er sie hastig, bevor sie noch weitere unschmeichelhafte Beobachtungen loswerden konnte. »Das heißt nicht… ich meine… so benehmen Männer sich, wenn sie… es tun«, beendete er den Satz lahm.
Ihr Schreck verwandelte sich in Neugierde. »Sind alle Männer so, wenn… sie es tun?«
»Wie soll ich…?« antwortete er gereizt, hielt aber schaudernd inne. Natürlich wußte er die Antwort.
»Aye.« Er setzte sich auf und strich sich das Haar aus der Stirn. »Männer sind ekelerregende, abstoßende Kreaturen, genau wie dir dein Kindermädchen gesagt hat. Habe ich dir sehr weh getan?«
»Ich glaube nicht«, sagte sie zweifelnd. Sie bewegte ihre Beine. »Einen Moment tat es weh, wie du gesagt hattest. Aber jetzt ist es nicht mehr schlimm.«
Er seufzte erleichtert, da er nur einen schwachen Blutfleck auf dem Handtuch entdeckte und sie keine Schmerzen hatte. Vorsichtig faßte sie sich zwischen die Beine und verzog das Gesicht vor Abscheu.
»Iih«, sagte sie, »das ist ja ganz eklig und klebrig.«
Jamie errötete vor Empörung und Verlegenheit.
»Hier«, murmelte er und reichte ihr einen Waschlappen. Sie nahm ihn nicht, sondern öffnete statt dessen die Beine - offenbar erwartete sie, daß er sich der Schweinerei annahm. Am liebsten hätte er ihr den Lappen in den Mund gestopft, aber ein Blick auf den Waschtisch, auf dem der Brief lag, hielt ihn davon ab. Sie hatte ihren Teil des Abkommens erfüllt.
Grimmig tauchte er den Lappen ins Wasser und begann das Mädchen abzuwaschen. Aber er war seltsam berührt von dem Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte, und führte seine Aufgabe sorgsam aus. Als er fertig war, drückte er einen zarten Kuß auf die leichte Wölbung ihres Bauches.
»So.«
»Danke«, antwortete sie. Vorsichtig bewegte sie ihre Hüften und streckte eine Hand nach ihm aus. Er rührte sich nicht, als ihre Finger seine Brust hinabstrichen.
»Du hast gesagt… beim zweitenmal wäre es besser«, flüsterte sie.
Er schloß die Augen und holte tief Luft. Es war noch lange hin bis zur Morgendämmerung.
»Vermutlich«, entgegnete er und streckte sich erneut neben ihr aus.
»Alex?«
Er fühlte sich wie betäubt und mußte sich anstrengen zu antworten.
»Ja?«
Sie schlang ihm die Arme um den Hals und bettete ihren Kopf in seine Armbeuge. Warm streifte ihr Atem seine Brust.
»Ich liebe dich, Alex.«
Unter Schwierigkeiten machte er sich von ihr frei, faßte sie bei den Schultern und sah ihr in die grauen Augen.
»Nein«, sagte er kopfschüttelnd. »Drei Regeln: Du darfst nur eine Nacht mit mir verbringen. Du darfst mich nicht bei meinem richtigen Vornamen nennen. Und du darfst mich nicht lieben.«
Ihre Augen wurden feucht. »Aber wenn ich doch nichts dafür kann?«
»Das, was du jetzt fühlst, hat nichts mit Liebe zu tun.« Er hoffte, daß er recht hatte, um seinet- wie auch um ihretwillen. »Es ist nur das Gefühl, das ich in deinem Körper entfacht habe. Es ist stark und gut, aber
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