Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Jamie, bald Jeffries an. »Euch beide, auf der Stelle. Und ja, Sir…« - sie nickte Jeffries zu - »Sie sollen um Himmels willen Ihre Pistolen mitnehmen!«
    Der Kutscher tauschte einen erstaunten Blick mit Jamie, sprang auf und rannte eiligst hinaus zu den Ställen. Wie die meisten Kutscher bewahrte er zum Schutz vor Wegelagerern ein Paar geladener Pistolen unter dem Kutschbock auf.
    Es würde eine Weile dauern, bis er die Waffen geholt hatte, noch
um einiges länger, falls er ausprobieren wollte, ob sie trotz des nassen Wetters noch schußbereit waren. Jamie erhob sich, packte das aufgeregte Hausmädchen am Arm und ließ sich zum Arbeitszimmer führen.
    Am oberen Treppenabsatz wies ihm bereits ein lautstarker Wortwechsel den Weg. Er ließ Mary Ann stehen, verharrte einen Augenblick vor der Tür, unsicher, ob er sofort hineingehen oder auf Jeffries warten sollte.
    »Daß Sie die Herzlosigkeit besitzen, solche Anschuldigungen zu erheben!« hörte er Dunsany sagen. Seine alte Stimme zitterte vor Wut und Kummer. »Wo mein Lämmchen noch nicht einmal erkaltet ist. Sie Schuft, Sie Memme. Ich werde nicht dulden, daß das Kind auch nur eine Nacht unter Ihrem Dach verbringt.«
    »Der kleine Bastard bleibt hier!« krächzte Ellesmere heiser. Es war nicht zu überhören, daß er einiges getrunken hatte. »Er ist zwar ein Bastard, aber er ist mein Erbe und bleibt bei mir! Ich habe ihn gekauft und für ihn bezahlt, und selbst wenn seine Mutter eine Hure war, so hat sie mir wenigstens einen Knaben geschenkt.«
    »Unseliger!« Dunsanys Stimme war so hoch und schrill geworden, daß sie nur mehr einem Quieken ähnelte. Dennoch war seine Empörung unüberhörbar. »Gekauft? Sie… Sie… Sie wagen zu behaupten…«
    »Ich behaupte es nicht.« Ellesmeres Stimme klang nach wie vor heiser, aber gefestigter. »Sie haben mir Ihre Tochter verkauft… und das unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, könnte ich noch hinzufügen«, meinte er sarkastisch. »Ich habe dreißigtausend Pfund für eine Jungfrau aus gutem Hause bezahlt. Die erste Bedingung wurde nicht erfüllt, und auch bei der zweiten habe ich meine Zweifel.« Man hörte, wie eingeschenkt wurde, dann, wie ein Glas über eine Tischplatte gezogen wurde.
    »Ich meine, daß Ihr Schnapskonsum bereits übermäßig ist, Sir«, bemerkte Dunsany. Man hörte, wie sehr er sich bemühte, seine Gefühle zu meistern. »Ich kann Ihre ekelhafte Verunglimpfung der Unschuld meiner Tochter nur Ihrer offensichtlichen Trunkenheit zuschreiben. Daher werde ich meinen Enkel nehmen und gehen.«
    »Ach, Ihr Enkel ?« Ellesmeres Stimme klang undeutlich und spöttisch. »Sie scheinen sich verdammt sicher zu sein, was die ›Unschuld‹
Ihrer Tochter angeht. Sind Sie denn sicher, daß der Balg nicht von Ihnen stammt? Sie sagte…«
    Mit einem überraschten Aufschrei brach er den Satz ab. Gleichzeitig hörte man ein Krachen. Jamie wagte nicht länger zu warten und öffnete die Tür. Er sah, wie sich Ellesmere und Lord Dunsany auf dem Boden wälzten, ohne das Feuer hinter sich zu beachten.
    Jamie schätzte die Situation rasch ab, griff dann beherzt zu und packte seinen Arbeitgeber.
    »Ganz ruhig, Mylord«, flüsterte er ihm ins Ohr und zog ihn außer Reichweite des prustenden Ellesmere. »Hören Sie auf, alter Narr«, zischte er ihm zu, als Dunsany erneut auf seinen Gegner losgehen wollte. Ellesmere war annähernd so alt wie Dunsany, aber kräftiger gebaut und trotz seiner Trunkenheit in besserer Verfassung.
    Schwankend kam der Graf auf die Füße. Sein schütteres Haar war zerzaust, und die blutunterlaufenen Augen blickten Dunsany drohend an. Als er sich mit dem Handrücken den Speichel vom Mund wischte, bebten seine Schultern.
    »Abschaum«, bemerkte er fast im Plauderton. »Hand an mich legen… das würde Ihnen so passen!« Immer noch nach Luft ringend, taumelte er zur Klingelschnur.
    Es war zwar keineswegs sicher, ob sich Lord Dunsany allein auf den Füßen würde halten können, aber es blieb keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Jamie ließ seinen Herrn los und packte Ellesmeres tastende Hand.
    »Nein, Mylord«, sagte er so respektvoll wie möglich und zwang den kräftigen Ellesmere auf die andere Seite des Raumes. »Ich glaube, es wäre… unklug, Ihre Bediensteten hierein zu verwickeln.« Er drückte Ellesmere in einen Sessel.
    »Sie bleiben am besten sitzen, Mylord.« In jeder Hand eine schußbereite Pistole, trat Jeffries ein, sah sich mißtrauisch um und ließ den Blick zwischen Ellesmere, der

Weitere Kostenlose Bücher