Fernoestliche Heilkunst fuer die Seele
War es nicht vielmehr Ihre Erwartung, dass Sie geschniegelt und gebügelt zu Ihrem Termin kommen und die Sonne scheinen soll? Nun ist Ihre Erwartungshaltung enttäuscht worden, Ihr Ego rebelliert und der Ärger ist da. Erwartungen befinden sich oft in unserem Unterbewusstsein, so dass wir sie zunächst gar nicht bemerken. Erst wenn »uns etwas zuwiderläuft«, fühlen wir uns persönlich betroffen oder sogar angegriffen, und der emotionale Tumult beginnt. Dann entdecken wir diese Erwartungen häufig als verborgene Wünsche in uns. Zum Beispiel haben Sie etwas Schönes gekocht und wünschen sich, dass Ihr Partner pünktlich zum Essen nach Hause kommt und Sie den Abend gemeinsam verbringen. Er verspätet sich, und Sie werden ärgerlich. Kommt er dann nichtsahnend nach Hause, empfangen Sie ihn mit Vorhaltungen. – Der Ärger hat sichin Ihnen aufgebaut, weil Ihre Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Treffen Sie eine Entscheidung: Entweder Sie verabschieden sich von Ihrer Erwartung, oder Sie beginnen damit, Ihre Wünsche klar zu äußern. Sie wünschen sich, dass Ihr Partner pünktlich zum Abendessen kommt? Dann sprechen Sie mit ihm darüber und vereinbaren eine Zeit, zu der er realistisch aus der Arbeit kommen kann. Sie übernehmen Verantwortung für Ihren Wunsch und beugen Ärger vor, und Ihr Partner weiß, wie wichtig Ihnen das gemeinsame Abendessen ist und kann auf Ihren Wunsch eingehen oder aber eine Alternative vorschlagen.
Ein anderer Aspekt, der zu schwelendem Ärger führt, sind unsere inneren Bewertungen. Die meisten Menschen neigen dazu, alles, was geschieht, mit »gut« oder »schlecht« zu bewerten. Stellen Sie sich vor, Sie kommen zur Arbeit, begegnen Ihrem Vorgesetzten, grüßen ihn, und er grüßt Sie nicht zurück. Was geht nun in Ihnen vor? Viele Menschen werden nun unsicher und fangen an, sich Fragen zu stellen: Mag er mich nicht? Habe ich etwas falsch gemacht? etc. Diese Fragen werden von unangenehmen Gefühlen begleitet, die von Sorge über Befürchtung bis hin zu Ärger reichen können. Aber Achtung! Das sind zunächst einmal Ihre persönlichen Bewertungen und die damit verbundenen Emotionen. Versuchen Sie, einen Schritt zurückzutreten und die Situation nüchtern zu betrachten. Sehr hilfreich dabei ist es, wenn Sie für den unangenehmen Film, der in Ihrem Kopf entstanden ist, alternative Szenarien, gewissermaßen ein anderes Drehbuch finden. In unserem Beispiel könnte es doch auch sein, dass Ihr Vorgesetzter gerade mit den Gedanken bei einer wichtigen Entscheidung war und seinen Tagesablauf im Kopf durchgegangen ist, so dasserSie gar nicht bemerkte. Oder er hatte rasende Kopfschmerzen und war deswegen in sich gekehrt. Oder, oder … Dass er Sie nicht gegrüßt hat, muss nichts mit Ihnen zu tun haben. Ihr erstes Gefühl, »Der mag mich nicht«, war ein Resultat Ihrer Erwartung, Ihre Bewertung der Situation – und sie stellt nur EINE von vielen möglichen Varianten dar. Bleiben Sie daher gelassen, und praktizieren Sie den »inneren Abstand« und das »alternative Drehbuch«, wie es oben beschrieben wurde. So können Sie entstehenden Ärger oder andere Gefühle im Ansatz neutralisieren.
Lassen Sie es einfach regnen
Spielen Sie mit Ihrer inneren Erwartungshaltung. Wenn es draußen richtig regnet, machen Sie sich ausgehfertig, legen vielleicht Make-up auf und ziehen sich fein an. Verlassen Sie das Haus ohne Regenschirm, und beobachten Sie nur Ihre Reaktionen. Wir haben gelernt, dass Regen »schlecht« ist; er ist kalt, er ruiniert unsere Kleidung, wir bekommen eine Erkältung etc. Machen Sie sich von diesen Gedanken frei, beobachten Sie nur. Gehen Sie erhobenen Hauptes spazieren, und spüren Sie die Tropfen auf Ihrem Scheitel. Nun beginnen Sie, sich über all die anderen zu amüsieren. Schauen Sie zu, wie sie die Schultern hochziehen und den Kragen hochschlagen, wie sie um die Pfützen herumschlingern und von Vordach zu Vordach hetzen. Sie brauchen das nicht. Sie lassen es einfach regnen und sind innerlich vollkommen ruhig und gelassen. Und schließlich genießen Sie es sogar.
Achtsamkeit und Ärger
Eine Herausforderung in unserem Leben besteht darin, unsere Emotionen »wahrzu-nehmen«. Wir neigen dazu, unsere unangenehmen Gefühle zu verdrängen und nicht zu zeigen. Entwickeln Sie daher Achtsamkeit für Ihr Seelenleben. Horchen und spüren Sie von Zeit zu Zeit in sich hinein, und fragen Sie sich selbst: Wie geht es mir gerade? Was fühle ich in diesem Moment? Machen Sie es sich zur Gewohnheit,
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