Fesseln der Erinnerung
Gegend“, sagte Kit, als sie die Straße erreichten, die ins Zentrum führte. In der Dunkelheit des Sturms sah sein kastanienbraunes Haar fast schwarz aus. „Schlechte Sicht.“
Und sie wurde noch schlechter, immer größere Gewitterwolken zogen über den Himmel, es war dunkel wie am späten Nachmittag, dabei war es erst kurz vor Mittag. „Einen anderen Weg gibt es nicht.“ Die Medialen „behandelten “ die Gehirne der defekten Mitglieder ihrer Gattung in einem unverfänglich aussehenden Gebäude auf einem eingezäunten Gelände, das unter Beobachtung der Leoparden stand, von ihnen aber nicht als gefährlich eingestuft wurde, da es offensichtlich keine militärische Funktion hatte. „Wenn sie sich nicht auf dieser Straße befinden … “
„Stopp!“ Fast gleichzeitig mit Kits Befehl hielt Clay an, beide reagierten, noch bevor die Sensoren des Wagens das umgestürzte Fahrzeug erfasst hatten.
Clay stieg aus und hob die Hand, um die Rudelgefährten im folgenden Fahrzeug ebenfalls zum Anhalten zu veranlassen. Dann rannte er zum Wagen der anderen. „Ein Mann, verletzt – Scheiße, sieht aus, als habe man ihm die Kehle durchgeschnitten.“
„Dasselbe hier, aber es ist eine Frau.“ Kit wischte sich den Regen aus dem Gesicht, als er sich aufrichtete und Clay über den Wagen hinweg ansah. „Trägt eine Kennmarke mit einem M.“
Der Regen trommelte wie Gewehrfeuer auf Clays Rücken. „Ich werde Max anrufen, er soll uns die Bilder – “
In diesem Augenblick hielt Max mit quietschenden Reifen hinter dem zweiten Fahrzeug der Leoparden.
„Mannomann.“ Kit pfiff durch die Zähne, von seinen Wimpern tropfte es unaufhörlich. „Der Kerl muss dreimal schneller als erlaubt gefahren sein. Ich wusste nicht, dass die Steuerung eines Wagens das überhaupt zulässt.“
„Sie ist nicht hier“, rief Clay Max zu, als dieser ausstieg, denn Max war so bleich, als ob er genau das befürchtet hatte.
Er schaute in das auf dem Dach liegende Fahrzeug, als müsse er sich davon überzeugen, dass Clays Aussage stimmte. Dann beugte er sich vor und stützte die Hände auf die Knie, sein weißes Hemd war inzwischen so nass, dass es fast durchsichtig war. „Gott sei Dank.“ Er fuhr sich mit der Hand durch sein nasses Haar und richtete sich auf. „Auf dem Video sah Sophie so aus, als sei sie betäubt. Wenn sie nun irgendwie aus dem Wagen geschleudert wurde und hier herumirrt … “
„Jamie, Nico, Dezi“, sagte Clay und zeigte auf die Rudelgefährten, die aus dem zweiten Wagen gestiegen waren, als Max ankam. „Ihr dreht eine Runde und schaut nach, ob ihr eine Spur von Max’ J-Medialer findet.“ Die dichten Baumkronen konnten die Witterung vor dem Regen geschützt haben. „Kit, du schließt dich ihnen an.“
„Max“, sagte Desirée sanft. „Haben Sie irgendetwas von Sophia an oder bei sich?“
Max zwinkerte, um das Wasser aus den Augen zu bekommen. „Bevor ich heute früh gegangen bin, habe ich geduscht“, sagte er, denn ihm war offensichtlich klar, dass man bei intimem Kontakt den Geruch des anderen annahm. „Habe ihr nur einen Abschiedskuss gegeben. Der beschissene Regen hat wahrscheinlich alles abgewaschen.“
Desirée runzelte die Stirn und trat näher, ihre langen Zöpfe schimmerten ebenholzfarben. „Darf ich?“ Max nickte abwesend, und sie öffnete die obersten drei Knöpfe des vollkommen nassen Hemdes und roch an seiner Haut, atmete tief ein. Max zuckte nicht zurück. „Ich hab’s.“ Sie grinste. „Die ist Ihnen aber ganz schön unter die Haut gegangen, Detective.“
Jamie, Nico und Kit holten sich die Witterung an seinem Arm, denn Desirée hatte ja bereits festgestellt, dass er Sophias Geruch an sich trug, und zerstreuten sich im Wald. Max sah Clay an. Trotz der Dunkelheit war sein Blick von durchdringender Intensität. „Durchgeschnittene Kehlen und auf der Straße etwas, das wie eine Ölspur aussieht – das war kein Unfall.“ Ganz nüchtern und äußerlich gefasst.
Clay verstand das – erst musste der Detective seine Gefährtin finden, dann konnte er den Dämonen nachgeben, die ihn jagten. Er betrachtete die Öllache und folgte Max’ Gedanken. „Irgendeine Ahnung, wer sich deine J-Mediale schnappen wollte?“
Wut kochte heiß in Max hoch. „Bonner – der Schlächter der Park Avenue.“ Mit aller Kraft drängte er das Feuer zurück, das ihm nur im Weg sein würde, und ging um den Wagen herum, suchte nach etwas, das ihm einen Hinweis darauf geben konnte, wohin Bonner Sophia verschleppt
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