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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ausging, völlig ausgeliefert. Er wirkte ganz normal, ganz menschlich. Doch das war er nicht. Er war so krank und abartig, dass nichts Menschliches mehr in ihm war.
    Eine Tür flog zu, sie wurde auf einer weichen Unterlage abgelegt, der gut aussehende Mann mit den blauen Augen verschwand aus ihrem Blickfeld und tauchte wieder auf. In dem Augenblick rebellierte ihr Magen, sie drehte sich auf dem Sofa auf die Seite und würgte.
    „Schon gut, schon gut … “ Er klang besorgt und rieb ihr mit einem feuchten Tuch das Gesicht ab. „Ich wische das weg. Am besten bringe ich dich jetzt ins Schlafzimmer.“ Sein Lächeln ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. „Das ist sowieso der richtige Ort für uns.“

42
    Pass gut auf mein Herz auf, Sophia. Es ist eigenartig, dass es sich nun außerhalb meines Körpers befindet – aber ich habe vor, dir dafür deins zu stehlen.
    – Zettel von Max an Sophia
    Wohl zum fünfzehnten Mal ignorierte Max die Sicherheitsanweisungen des Wagens, dennoch würde er zu spät kommen, das wusste er. Nach seinen Berechnungen hatte Bonner etwa fünfzig Minuten Vorsprung. Selbst wenn er nur halb so lange wie der Schlächter zu der Bungalowanlage brauchte, hätte dieser eine kleine Ewigkeit zur Verfügung, um die verwirrte und halb betäubte Sophia zu quälen.
    Sie wird überleben, schwor er sich immer wieder. J-Mediale waren stark. Und Sophie hatte ihre Stärke schon mehr als einmal bewiesen. Er würde sie finden. Etwas anderes kam gar nicht infrage.
    Er überholte einen Sedan, der genau die vorgeschriebene Geschwindigkeit einhielt, als sich rechts neben ihm die Welt ein wenig verschob. Ohne nachzudenken, zog Max die Betäubungspistole heraus und richtete sie auf den Kopf des Teleporters, der gerade auf dem Beifahrersitz Gestalt annahm.
    „Das ist völlig unnötig, Detective.“ Die Stimme war mehr als eisig, bar jeder Emotion. „Nikita hat mich um einen Gefallen gebeten. Wo müssen Sie hin?“
    In Sekundenbruchteilen traf Max seine Entscheidung. Er senkte die Pistole und lenkte den Wagen unter schrillem Hupen auf den Standstreifen. „Zu Sophia Russo“, sagte er zu dem Mann auf dem Beifahrersitz.
    Ratsherr Kaleb Krychek trug einen perfekt geschnittenen schiefergrauen Anzug, in seinen vollkommen schwarzen Augen glitzerten weiße Sterne. Doch anders als bei Faith oder Sascha lag etwas unerklärlich Abgeschiedenes darin. Als hätte Kaleb nie irgendetwas gefühlt, als wäre nicht einmal der Nachklang des Jungen, der er einst gewesen sein musste, in seinen Augen geblieben.
    „Ich brauche einen Zugang“, sagte der Ratsherr in einem Ton, als ginge es um das Wetter und nicht um das Leben einer Frau, die immer schon für das Recht hatte kämpfen müssen, auf der Welt zu sein. „Ich kann nur an Orte teleportieren, die ich kenne oder von denen ich ein kürzlich aufgenommenes Bild sehe.“
    „Können Sie auch zu Personen teleportieren?“
    „Ja, unter bestimmten Umständen.“
    Max hielt ihm seine Hand hin. „Holen Sie sich ihr Bild aus meinem Kopf.“
    Kaleb berührte ihn nicht. „Sie haben einen natürlichen Schild.“ Das klang so entschieden, als würde es ihm diese Tatsache unmöglich machen, sich irgendetwas von Max zu holen.
    Doch Max gab nicht auf, mit seinem Handy suchte er im Internet. „Da ist es“, sagte er, als das Foto der Anlage erschien. „Können Sie mich dorthin bringen?“
    Kaleb zog ein schmales Gerät aus der Tasche, anscheinend einen Hightech-Organizer, und lud sich eine Reihe von Fotos herunter, die mehr Einzelheiten zeigten. „Ja, das ist möglich.“
    Es gab weder eine Vorwarnung noch eine Berührung.
    Max gelang es gerade noch, sein Gleichgewicht zu halten, als sie vor dem gläsernen Empfangsbereich ankamen. Der Regen hatte aufgehört, und die Luft war ganz klar. Der Portier schnappte nach Luft. „Ratsherr Krychek“, krächzte er. „Ich wusste nicht, dass Sie bei uns reserviert haben, Sir.“ Max stürmte vor Kaleb durch die Tür zum Empfang.
    Er knallte dem Mann an der Rezeption seine Kennkarte auf den Tisch, lud ein Foto von Bonner aus einem Zeitungsartikel auf sein Handy und zeigte es dem blonden Angestellten. „Welches Zimmer?“
    „Oh … “ Der Mann sah erst nach links, dann nach rechts. „Da muss ich erst den Manager – “
    „Wenn sie stirbt“, sagte Max entschlossen, „sind Sie der Nächste.“
    Der Mann wurde weiß wie ein Laken und schüttelte den Kopf. „Ich habe niemanden – “
    „Ein Alleinreisender, hat wahrscheinlich in den letzten

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