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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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hat?“
    „Steht bei einer privaten Autowerkstatt hier in der Stadt.“
    „Nun, immerhin etwas.“ Er runzelte die Stirn und kippelte noch ein Stück weiter nach hinten als vorher. „Wäre besser gewesen, Nikita hätte uns sofort nach dem Unfall eingeschaltet, anstatt noch wochenlang damit zu warten – aber ich vermute, sie dachte, sie würde es selbst herausbekommen.“
    Sophia konnte sich nur schwer auf das Gesagte konzentrieren, ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem in Anspruch genommen. „Sie werden noch umfallen, wenn Sie so weitermachen.“
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu, hielt aber offensichtlich mühelos das Gleichgewicht. „Hat meine Pflegefamilien schon zum Wahnsinn getrieben.“
    Es überraschte sie, dass er so offen darüber sprach, in staatlicher Fürsorge gewesen zu sein. Und brachte sie dazu, der Rebellin in sich nachzugeben und eine Frage zu stellen, die eine perfekte Mediale niemals gestellt hätte. „Sie waren nie länger in einer Familie?“
    „Nein. Ein halbes Jahr war das Längste“, sagte er leichthin und ließ den Stuhl zurück auf alle vier Beine fallen. „Ich nehme an, dass Nikitas Techniker den Wagen auseinandergenommen haben.“
    Sie nickte und begriff gleichzeitig etwas sehr Eigenartiges. Max hatte ebenfalls keine Eltern gehabt, jedenfalls keine richtigen. Zumindest in dieser Hinsicht war er wie sie. Sie hätte ihm das gerne gesagt, diesem Mann, der sie vom ersten Moment an wirklich „gesehen“ hatte, aber sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte, denn sie besaß weder die Fähigkeit, eine Verbindung zu anderen aufzubauen, noch hatte sie irgendwelche Erfahrungen damit. „Ja, der Wagen ist bereits untersucht worden“, sagte sie, und ihr wurde schrecklich klar, wie zurückgenommen sie klang, wie unmenschlich … als wäre sie bereits tot. „Aber Ratsfrau Duncan hat die Ausgaben für einen unabhängigen Gutachter bewilligt, falls Sie es für nötig halten.“
    „Das werde ich entscheiden, wenn ich mit dem Mechaniker gesprochen habe.“ Max schob den Stuhl zurück und erhob sich – ein warmer Duft nach Seife und etwas anderem, Undefinierbarem nahm ihre Sinne gefangen. „Aber zuerst nehmen wir uns Vales Wohnung vor.“
    „In Ordnung.“ Sie stand ebenfalls auf, ihre Bewegungen waren nicht so geschmeidig wie seine – sie fühlte sich ungelenk und unbeholfen. „Wenn ich mich kurz umziehen dürfte.“
    „Sie waren heute früh vor Gericht?“ Er hielt ihr die Tür auf, sie zögerte einen Moment. Sonst taten Männer so etwas nicht für sie. Das lag nicht daran, dass sie eine Mediale war – Männer hielten fast automatisch allen Frauen die Tür auf. Doch bei ihr schienen sie immer Abstand zu der Gewalt halten zu wollen, die sich so ungeschminkt auf ihrem Gesicht zeigte – als hätten sie Angst, sich anzustecken.
    „Sophia?“
    Sie begriff, dass sie wohl zu lange geschwiegen hatte.
    „Wie ist der Fall gelaufen?“
    „Wie immer“, sagte sie und öffnete die Tür zu ihrer Wohnung mit den behandschuhten Händen, die sie stets darin erinnerten, wer sie war und bis zu ihrem Todestag sein würde – ganz egal, wie sehr sie aufbegehren und die Ketten der Vergangenheit abschütteln wollte, die sie gefangen hielten. Für sie gab es kein anderes Morgen. „Ich habe dem Richter und den Geschworenen erzählt, was ich gefunden habe. Etwas anderes tue ich nie.“

7
    Männer, die ihren Vater kennen, sind anders als die, die ihn nicht kennen. Es ist an der Zeit, diesen blinden Fleck zu füllen.
    – aus einer E-Mail von Max Shannon
an Bartholomew Reuben
    Max sah zu, wie Sophia in ihrer Wohnung verschwand und atmete tief aus; er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Diese Frau ging ihm zweifellos unter die Haut. Und zwar so sehr, dass alle Gedanken, er könne gefühlsmäßig Abstand bewahren, ihm völlig lächerlich vorkamen.
    Das ging ihm noch durch den Kopf, als er im Schlafzimmer eine schwarze Windjacke aus seiner Reisetasche zog. Er brauchte nur Sekunden, um sie sich überzuziehen, sein Handy einzustecken und wieder hinaus auf den Flur zu gehen – um sich dort ihrer Wohnung gegenüber an die Wand zu lehnen und zu warten, bis sie umgezogen war. Das verschaffte ihm ausreichend Zeit, sich zu beruhigen. Und den Tatsachen ins Gesicht zu sehen.
    Wenn es nach seinem Körper gegangen wäre, hätte ihm der Gedanke an Sophia Russo und die Sophia aus Fleisch und Blut noch viel mehr gefallen. Sie hatte sinnliche Lippen und Kurven, die ihn Dankgebete gen

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