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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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zufrieden festgestellt hatte, dass die Schilde im Augenblick hielten und bestimmt auch vor Max Shannon ihre Geheimnisse wahren würden, kehrte sie zurück in Max’ Wohnung. Im Wohnzimmer hielt sich niemand auf.
    Sie nahm an, dass er ebenfalls seine Aufzeichnungen holte, schloss die Tür und setzte sich an den kleinen Tisch in der Essnische am Fenster.
    Als sie die Aktentasche öffnete, sprang eine große schwarze Katze auf den Stuhl ihr gegenüber, stellte die Vorderpfoten auf den Tisch und sah sie mit einem grauen und einem braunen Auge an. Trotz ihrer Überraschung zeigte Sophia keine Reaktion – dieser Aspekt ihrer Konditionierung war so sehr ein Teil von ihr, dass es keinerlei Anstrengung bedurfte, ihn aufrechtzuerhalten.
    Die Katze starrte sie unverwandt an.
    Sophia interessierte, was passieren würde, wenn sie das Tier berührte, sie streckte die Hand aus und legte eine Fingerspitze an die runde Nase. Die Katze schnüffelte an dem Kunstlederhandschuh und sah dann wieder auf.
    „Ignorieren Sie Morpheus.“ Max kam herein, nahm die Katze hoch und setzte sie auf den Boden. Sie tapste davon, den Schwanz in die Höhe gereckt. „Er mag es, Leute anzustarren, bis sie den Blick senken .“
    „Verstehe.“ Sie beobachtete Max dabei, wie er Katzenfutter und Wasser in Futterschälchen tat. Er hatte Jeans und ein schwarzes T-Shirt angezogen, das seine Arme freigab und dessen Farbe den warmen Goldton seiner Haut noch hervorhob. „Haben Sie etwas von Bonner gehört?“
    Das glatte schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, als er den Kopf schüttelte und aufstand. „Nein.“ Knapp und hart. „Der Mistkerl wartet wahrscheinlich darauf, dass wir angekrochen kommen.“
    „Da kann er lange warten.“
    „Ich würde, ohne zu zögern, vor ihm auf dem Boden kriechen, wenn ich annehmen würde, das könnte ihn dazu bewegen, uns zu verraten, wo wir die Leichen finden.“
    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Eine weitere Schicht seiner komplexen Persönlichkeit war hervorgetreten, und sie war noch stärker von ihm fasziniert. „Den meisten Männern, vor allem jenen, die bei der Polizei Karriere machen wollen, würde das gegen den Stolz gehen.“
    „Stolz hat keinerlei Wert, wenn man dadurch seine Versprechen nicht halten kann.“ Nach dieser kryptischen Bemerkung wusch er sich die Hände, trocknete sie am Küchenhandtuch ab und setzte sich ihr gegenüber. „Nun zum Wesentlichen.“ Jeder Zoll ein Polizist, keine Spur mehr von dem verführerischen Charme, den er bei ihrem Erscheinen gezeigt hatte. „Das sind meine Informationen.“ Er fasste die Situation kurz zusammen. „Wissen Sie mehr?“
    „Ich glaube nicht.“ Sie zwang sich dazu, sich auf ihren Organizer zu konzentrieren. „Soweit ich Ihrer Zusammenfassung entnehmen kann, hat man uns identische Akten gegeben.“ Nur dass sich in ihrer ein Foto von Max Shannon befunden hatte, das sie in einen verschlüsselten Ordner gepackt hatte.
    Max kippte den Stuhl auf zwei Beinen nach hinten und sprach erst weiter, als sie ihn wieder anschaute. „Waren Sie schon an einem der Tatorte?“
    „Nein. In der Wohnung des mutmaßlichen Selbstmörders Kenneth Vale sind nach seinem Tod so viele Leute gewesen, dass jede forensische Untersuchung vollkommen sinnlos wäre“, berichtete sie, das hatte ihr Ratsfrau Duncan bestätigt. „Man hat aber nichts verändert, damit die Psychologen des Rats sich ein Bild von Vales Persönlichkeit machen können. Sein Selbstmord ist sehr ungewöhnlich.“
    Max kniff die Augen zusammen. „Sie meinen die Art, wie er sich erhängt hat?“
    „Ja.“ Sophia konnte sich nicht vorstellen, welche Dämonen einen Mann dazu brachten, eine solch langsame und schmerzhafte Todesart zu wählen – falls es wirklich Selbstmord gewesen war. „Ich habe den Zugangscode für das Apartment.“
    „Schön, wir werden es uns ansehen. Ich vermute mal, über den Herzinfarkt-Toten haben wir nichts in der Hand – in der Akte steht, man habe ihn eingeäschert“, sagte Max und ließ den Stuhl wieder nach vorne kippen.
    „Sie haben wahrscheinlich Blutproben entnommen und nach – “
    „Ich habe Nikita von New York aus eine E-Mail geschickt“, unterbrach sie Max, „und mich danach erkundigt. Die Proben sind anscheinend auf mysteriöse Weise verschwunden.“
    „Sehr interessant.“
    „Nicht wahr?“ Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, aber nicht, weil er nervös war. „Was ist mit dem Wagen, den die dritte mögliche Selbstmörderin bei ihrem Unfall gefahren

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