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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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nur etwas, was er gelernt hatte. Wenn man niemanden vereinnahmte, konnte einen auch niemand zurückweisen oder verlassen oder einem das verdammte Herz brechen. Aber nicht einmal diese Erkenntnis konnte ihn davon abhalten, rein körperlich auf Sophia zu reagieren – das kam von ganz tief drinnen, saß unter der zivilisierten Oberfläche.
    Sophia schnallte sich an. „Ich nehme an“, sagte sie als Antwort auf seine Frage, „dass jemand verhindern wollte, dass ich aussage – die Erinnerungen wären mit mir gestorben.“
    Beinahe hätte er ihr Haar berührt, als er den Arm auf die Rücklehne des Beifahrersitzes legte, um rückwärts auszuparken. Kaum wahrnehmbar wich sie der Berührung aus … eine kühle Mahnung, dass Sophia Russo sich trotz aller Sinnlichkeit nie einem Mann hingeben würde. Das hätte wie kaltes Wasser auf seinen brodelnden Hunger, den aufkeimenden Besitzanspruch wirken müssen, doch es weckte in ihm nur den Wunsch, an ihren Locken zu ziehen, um zu sehen, wie sie darauf reagierte.
    Schließlich hatte er nicht grundlos den Großteil seiner ersten Highschool-Jahre im Arrest verbracht.
    Aber jetzt gab er dem Bedürfnis nicht nach, sondern nahm den Arm von der Rücklehne und fuhr zur Ausfahrt. Langsam, sagte er sich, er musste es langsam angehen. Sie war so scheu, dass er sie sanft anfassen musste, damit sie ihm vertraute. Wenn er zu schnell fordernd aufträte, würde er nie durch ihre Schilde dringen – und gerade das wollte er ja.
    Denn Max hatte eine Entscheidung getroffen. Was immer auch zwischen ihm und der geheimnisvollen J-Medialen mit dem gequälten Blick brannte, er würde nicht davonlaufen. „Das war es nicht, was ich wissen wollte“, sagte er und versuchte, ganz locker zu klingen. „Mich interessiert, warum andere J-Mediale keinen Zugang mehr bekommen.“
    „Wir wissen es nicht genau.“ Ihre Stimme schwankte nicht, hatte aber einen heiseren Beiklang, der sich wie ein Kuss anfühlte. „Die bislang plausibelste Erklärung scheint zu sein, dass der ‚Eingang ‘ , den wir benutzen, um in den Geist hineinzugelangen, wie eine Schleuse funktioniert, die sich für immer schließt, sobald wir den Kopf verlassen.“
    „Das heißt bei Bonner … ?“
    „Während der Verhandlung wurden verschiedene Versuche gemacht, aber nie ganz beendet. Daher ist sein Geist immer noch ‚offen ‘ .“
    Max fädelte sich in den Verkehr ein, stellte den Wagen auf Hooverantrieb, steuerte aber weiterhin selbst. „Hier gibt es wohl keine Zwangsautomatisierung?“
    „Nein. Manhattans Regeln sind die Ausnahme – wahrscheinlich aufgrund seiner Lage.“
    „Hmm.“ Der starke Motor schnurrte, Max entspannte sich und kehrte mit seinen Gedanken zu dem Fall zurück … und zu der Erkenntnis, vor der er nicht die Augen verschließen konnte, ganz egal, was sie in ihm auslöste. „Haben Sie vor, mich zu ficken?“
    Für Sophia war es, als hätte er ihr mit dieser Frage ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. „Würden Sie mir bitte erklären, was Sie damit meinen, Detective?“ In den vergangenen Minuten war er so eine angenehme Gesellschaft gewesen, dass sie den tödlichen Mann, den sie in Wyoming getroffen hatte, fast vergessen hatte. Das war ein Fehler.
    „Sie sollen als Filter fungieren.“ Unter der schönen Oberfläche lag blanker Stahl. „Aber Tatsache ist, dass ich nicht effizient arbeiten kann, wenn Sie mir Dinge vorenthalten.“
    Sophia überlegte, wie viele Verdächtige er wohl auf diese Weise dazu gebracht hatte, ihre Vorsicht aufzugeben, um dann mit seiner messerscharfen Stimme zuzustoßen. „Sie haben mich gerade dumm genannt.“
    „Ach, habe ich das, Ms Sophia?“
    Und wieder hatte er sie aus dem Gleichgewicht gebracht, sie so verwirrt, dass sie nicht mehr wusste, was sie antworten sollte. Normalerweise wollten Menschen Informationen von ihr, Einblicke in bestimmte Fälle, manchmal gab es auch Smalltalk, aber was Max gerade tat … das verstand sie nicht. „Seien Sie offen, Detective“, forderte sie. „Mit Andeutungen komme ich nicht zurecht.“
    Max sah sie auf eine Weise an, die sie nicht enträtseln konnte, aber er tat ihr den Gefallen. „Ich muss wissen, ob ich Sie als Partnerin behandeln kann, oder ob Sie für die Ratsfrau Duncan Spionage betreiben.“
    Sophia dachte an die Frau mit den kalten Augen, die irgendwann ihr Todesurteil unterschreiben und damit Vorsorge treffen würde, dass sie ihre letzten Tage als Gefangene verbringen dürfte. Gleichzeitig dachte sie aber auch an den

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