Fesseln der Erinnerung
beraubt den Rest ihres Lebens als leeres Gefäß zu verbringen.
Doch wenn sie ihm das sagte, würde er sich zurückziehen, denn er sah sie so an, als bedeute sie ihm etwas, als sei sie es wert, beschützt zu werden. Er musste sich ihr einfach nähern, der Hunger in ihr war so unglaublich groß, so unermesslich, dass sie gar nicht mehr wusste, wie sie es ohne diese Nähe so lange ertragen hatte. „Ich habe schon viele Rekonditionierungen hinter mir.“ Er antwortete nicht, und sie rieb sich die feuchten Handflächen an ihren Oberschenkeln ab. „Max.“
Er nahm das versteckte Zittern wahr, die Verletzlichkeit, und musste sich mit Gewalt davon abhalten, ihr die Sorgen auszureden. Denn das wäre nicht aufrichtig gewesen. Sophias ganzes Wesen hatte ihn gepackt – und wie entspannt und leicht er auch mit anderen Frauen umgegangen war, es war nie so gewesen, dass er sie als zu sich gehörig betrachtet hätte. Mit Sophia konnte und würde er spielen, aber er würde sie auch drängen, würde fordern und sie in Besitz nehmen. Das musste sie begreifen.
Entschlossen stand er auf und stellte sich hinter sie, legte beide Hände auf den Tisch vor ihr – sein Atem brachte die Locken über ihren Ohren zum Tanzen. Ihre Hände verkrampften sich auf den Oberschenkeln, er roch die Mischung aus Vanille und Lavendel und noch etwas anderes, Wildes, ihren eigenen Duft, wie eine Blume, die noch nie berührt worden war. „Bist du dir ganz sicher, Sophie?“ In diesem Augenblick hatte er vielleicht noch die Kraft, fortzugehen. Aber sobald er sie berührte, sie in Besitz nahm … gab es kein Zurück mehr.
17
Sophias Antwort kam sofort. „Vollkommen sicher.“
Doch er bemerkte die Anspannung in ihrem Gesicht und Körper. „Wirklich?“ Als sie weiterhin steif zwischen seinen Armen sitzen blieb, holte er tief Luft … und warf alle Bedenken über Bord. „Wenn wir das jetzt tun, musst du mich so nehmen, wie ich bin.“ Er zwang sich, ihr noch eine letzte Chance zu geben, obwohl das Bedürfnis, sie beim Wort zu nehmen und endlich die verführerische Sophia Russo auf seinen Lippen zu schmecken, jede Zelle seines Körpers erfüllte. „Ich lasse mich nicht von dir bevormunden und werde mich dir auf gar keinen Fall unterordnen.“ Seine Lippen berührten ihr Ohrläppchen.
Sophia hielt die Luft an.
„Alles in Ordnung?“, fragte er leise – er würde sie herausfordern, verführen, aber nie verletzen. Niemals würde er sie verletzen.
Sie nickte. „Aber ich brauche mehr Platz.“ Sie bewegte sich, als wollte sie aufstehen.
Er blieb einfach, wo er war und hielt sie so fest. „Wie schon gesagt, Baby – wenn wir das tun, musst du loslassen und mir vertrauen.“ Er fuhr mit den Lippen noch einmal über ihr Ohrläppchen, spürte ihr Zittern.
So köstlich empfindsam.
Aber keinesfalls schwach.
„Auch wenn ich Risse habe“, sagte sie ohne Umschweife, „bin ich noch lange nicht unterwürfig.“
Er spürte, wie sich seine Mundwinkel hoben. „Habe ich etwa gesagt, dass ich jemand Unterwürfigen haben will? Ich wollte nur klarstellen, dass du das auch nicht von mir erwarten kannst.“
„Weißt du, wie ich dich sehe?“ Heiser. „Du bist ein Tiger, der sich aus freien Stücken eine Weile benimmt – ich bin nicht so dumm, dich an die Leine nehmen zu wollen.“
Die verbale Liebkosung besänftigte ihn. „Ich werde dir beibringen, was du tun musst, damit ich mich freiwillig in deine Hände begebe“, murmelte er und küsste sie sanft auf den Nackn. „Sobald du dafür bereit bist.“
Ein zitternder Atemzug, Schweiß glitzerte auf ihrer Haut. „Max!“
„Lass dich treiben“, sagte er. „Kämpf nicht dagegen an, lass dich einfach treiben.“
Sophia schüttelte den Kopf. Die Wirkung der Berührung – hart und fast schmerzhaft – wühlte sie auf. „Ich kann nicht. Es ist zu viel.“
Einen Augenblick lang glaubte sie, er würde sich nicht rühren, und sie müsste in den Empfindungen ertrinken, aber dann richtete er sich auf und gab sie frei. Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und stolperte ins Bad. Das kalte Wasser, das sie sich ins Gesicht spritzte, verlieh ihr wieder ein wenig Fassung, aber es dauerte noch längere Zeit, bis sie sich genug in der Gewalt hatte, um nach ihren Schilden im Medialnet zu sehen.
Sie hielten – ein harter Panzer, der ihr innerlich Schmerzen bereitete. Aber sie war geschützt. Ein starker Schild im Medialnet war das Einzige, was J-Mediale vor früher Rehabilitation bewahren konnte, und ein
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