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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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unausgesprochenes Geheimnis im Dienst. Die Techniken dafür wurden außerhalb des offiziellen Trainings untereinander weitergegeben. Selbst ihr Chef, der stets eine kaltblütige Strategie verfolgte, würde das nie preisgeben. Denn niemand im Dienst konnte sich je vollkommen sicher wähnen.
    „Sophie.“ Bei Max klang ihr Name wie eine Liebkosung. „Wenn du nicht herauskommst, komme ich hinein.“
    Sie schob sich das Haar hinter die Ohren, öffnete die Tür und kam wieder zu ihm zurück. „Mir geht es gut.“ Eine Lüge. Sie hatte Angst, er würde sich von ihr abwenden, weil sie nicht einmal einen Kuss ertragen konnte. „Es war nur der Schock.“
    Max schob ihr den Stuhl hin. „Erzähl mir, was passiert ist.“
    Sie setzte sich nicht, wagte es noch nicht, sich so schnell wieder in seine verführerische und gefährliche Nähe zu begeben. „Ich habe die Wirkung unterschätzt.“ Die Lebendigkeit. Ihre Hände zitterten, als sie nach den Handschuhen griff. „Wir sollten lieber weiter an dem Fall arbeiten.“ Der ungelenke Versuch, das Thema zu wechseln.
    Max lächelte, es fühlte sich an, als strichen seine Fingerspitzen über empfindliche Körperstellen. „Wir werden uns das Material der Überwachungskameras auf dem Flur vor Chans Apartment ansehen – dabei kannst du aufessen.“
    Ihr Magen war wie zugeschnürt, vollkommen verknotet. „Ich möchte eigentlich nichts mehr – “
    „Du wirst essen.“ Kühl und überlegt. „Du brauchst die Kraft.“
    Die Ablehnung verschwand, als sie die Entschlossenheit in den dunklen Augen sah. „Willst du mich immer noch? Obwohl ich nicht einmal … “
    „Ich glaube, du brauchst mehr Übung.“
    Der Knoten in ihrem Magen löste sich, jetzt flatterten Schmetterlinge darin herum. „So etwas solltest du nicht sagen.“
    „Warum denn nicht?“ Ein schelmisches Lächeln, bei dem sich auf seiner Wange ein Grübchen zeigte. „Das wird Spaß machen – ich werde ein sehr fordernder Lehrer sein.“
    Sie starrte ihn an, der Wunsch, das Grübchen zu küssen, stieg in ihr auf.
    „Komm schon.“ Sein Lächeln wurde tiefer, sinnlicher, und er ging zu dem Bildschirm im Wohnzimmer. „Nimm deinen Teller mit.“ Ein rascher Blick über die Schulter, bei dem ihr heiß und kalt wurde, dann schob er den Kristall in das Abspielgerät am Bildschirm. „Ich verspreche auch, dass ich mich benehmen werde.“
    Sie war nicht sicher, ob sie dieser Versicherung Glauben schenken sollte, der Versuchung widerstehen konnte sie aber auch nicht. Sobald sie sich zu ihm auf das Sofa gesetzt hatte, legte er den Arm hinter ihrem Kopf auf die Rückenlehne. „Max, du musst dich ein Stück von mir wegsetzen.“
    „Nein.“ Das Grübchen verschwand, aber der Ausdruck auf seinem Gesicht blieb weiterhin zugewandt … und nah. „Kein Schritt zurück.“ Er stellte den Bildschirm mit der Fernbedienung an und spielte gleichzeitig mit den Fingern in ihrem Haar.
    Zum ersten Mal fragte sie sich, worauf sie sich da eingelassen hatte.
    Er zog an einer Locke. „Konzentrier dich, J.“
    J. Immer war dieser Buchstabe, wenn auch nicht gerade ein Fluch, so doch das Symbol für etwas Unvermeidliches gewesen. Doch wenn Max es sagte … Sie richtete ihre Augen auf den Bildschirm, auf dem nun der Flur vor Edward Chans Wohnung erschien. Max programmierte den Apparat so, dass die Aufzeichnung zu den Stellen sprang, an denen etwas anderes als der leere Flur zu sehen war. Beim ersten Mal war es ein Reinigungsroboter, der summend über den Teppich fuhr.
    „Der war’s sicher nicht“, murmelte Max und sah konzentriert auf das Bild.
    Sophia blickte ihn an. Sein Profil war scharf und perfekt geschnitten, die Haut hatte einen dunklen Honigton, der zum Streicheln einlud. Sie hatte auch vorher schon schöne Männer getroffen. Objektiv gesehen war Ratsherr Kaleb Krychek wohl einer der attraktivsten Männer des Planeten – aber in seiner Nähe war ihr Blut gefroren. Bei Max dagegen …
    Ihre Augen wanderten zu dem Dreieck nackter Haut, das am Kragen seines Hemdes zu sehen war. Bei manchen Männern wuchsen dort Haare, aber hier sah sie nur Haut. Es weckte in ihr den Wunsch, ihn zu bitten, sein Hemd weiter aufzuknöpfen, damit sie seine Brust küssen, ihn mit ihren Lippen erforschen konnte.
    „Wer ist denn das?“
    Sophia wandte den Kopf dem Bildschirm zu. Eine Frau in einem dunkelgrünen Hosenanzug stieg aus dem Fahrstuhl und ging auf Chans Tür zu, betrat aber die Wohnung gegenüber. Sophia stellte ihren Teller auf den Tisch und

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