Fesseln der Erinnerung
stoßen.“
Sophia wollte die Hand ausstrecken und ihn berühren. Aber Max fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und stand so abrupt auf, dass sie ihr Vorhaben nicht ausführen konnte. Ihre Finger krallten sich in die Sofakissen – als etwas über ihre Füße lief. Sie zuckte zusammen, Morpheus jaulte auf. „Oh, entschuldige bitte, Morpheus.“
Der Kater strafte sie mit einem bösen Blick und sprang neben ihr auf das Sofa.
„Er will gestreichelt werden“, sagte Max abwesend und zog sein Handy heraus. „Ich werde Clay anrufen und ein Treffen vereinbaren.“
„Und Marsha Langholm?“
„Mit der reden wir, nachdem wir mit Sascha gesprochen haben.“
Morpheus legte seine krallenbewehrte Pfote auf Sophias Oberschenkel. Sie begriff und fuhr mit den Fingern durch sein Fell. Es war viel weicher, als sie erwartet hatte, und durch die lebendige Wärme darunter war es etwas völlig anderes, als über einen Kunstfellmantel zu streichen, wie sie es einmal in einem Laden getan hatte.
Als Morpheus sich auf ihrem Schoß ausstreckte und die Augen katzenhaft zufrieden schloss, wusste sie, dass sie eine Prüfung bestanden hatte. Doch ihre Aufmerksamkeit galt schon nicht mehr den Launen des Katers, sondern seinem Herrn. Max stand am Fenster, das Handy am Ohr. Er bewegte sich ebenso elegant wie der Kater unter ihren Händen – mit einer Leichtigkeit, die verriet, dass er seinen Körper und seine Kraft vollkommen beherrschte.
Wie es wohl wäre, ihn zu streicheln?
Er wandte sich um, und ihre Augen trafen sich. Sie fragte sich, was er wohl gesehen hatte, denn sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und sie wusste instinktiv, dass man sich so nur beim Sex ansah. Er schob das Handy zu, kam zu ihr und fuhr mit einem Finger über ihr Ohr. „Sascha ist im Büro.“
Sie erschauerte selbst unter der leichten Berührung. „Das ist aber keine erotische Zone.“
„Ach, nein?“ Er beugte sich herunter und zwickte dieselbe Stelle ganz leicht mit den Zähnen.
Sophia sah Sterne.
Im Hauptquartier der DarkRiver-Leoparden trafen sie auf das Alphatier persönlich. Lucas Hunter war offensichtlich nicht besonders davon angetan, dass seine Gefährtin ins Fadenkreuz einer Ermittlung geraten war, denn er begrüßte sie nur kurz: „Hallo Max, hallo Ms Russo“, und brachte sie dann nach oben in einen Besprechungsraum.
Sophia versuchte, die Frau nicht anzustarren, die auf der anderen Seite des runden Tisches saß. Doch das erwies sich als unmöglich. Die Aufnahme hatte Sascha Duncan unrecht getan. Sie hatte nicht nur die nachtschwarzen Augen einer Kardinalmedialen – weiße Sterne auf schwarzem Samt –, sondern war wesentlich mehr als schön. Ihr Gesicht hatte einen beinahe überirdischen Glanz.
„Das ist Sophia“, sagte Max zu Sascha und legte seine Hand mit leichtem Druck auf Sophias unteren Rücken.
Die Kleidung schwächte die Wirkung seiner Berührung nicht im Mindesten ab, die feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. „Ms Duncan“, brachte sie gerade noch heraus.
„Nennen Sie mich doch Sascha.“ Die Kardinalmediale sah hoch und berührte mit ihren Fingern die Hand von Lucas, der sich neben sie stellte und ihr die andere Hand auf die Schulter legte. Etwas ging zwischen ihnen vor, denn der Leopard legte den Kopf ein wenig zur Seite, bevor er sagte: „Nehmen Sie doch Platz“, und sich selbst auf einem Stuhl neben seiner Gefährtin niederließ.
„Sophie.“ Max zog ihr einen Stuhl heran, damit sie sich setzen konnte, und er tat es ihr nach. „Ich will ganz offen mit Ihnen reden“, sagte er zu dem Alphapaar der Leoparden und lehnte sich mit einem Arm auf dem Tisch auf. „Sascha, Sie waren heute Morgen im Duncan-Tower, und zwar in der Wohnung gegenüber dem Apartment von Edward Chan.“
Lucas lehnte sich scheinbar lässig im Stuhl zurück … doch seine Augen waren nicht mehr ganz menschlich – Sophia bemerkte einen goldenen Ring um die grüne Iris, als wartete der Leopard nur auf eine Gelegenheit, herauszukommen.
„Worauf wollen Sie hinaus, Max?“, fragte er mit drohendem Unterton.
„Ich mache nur meinen Job“, sagte Max ruhig. So ruhig, dass man leicht die Tatsache übersehen konnte, dass er den Blick des Leoparden selbstbewusst erwiderte.
Dominanz, dachte Sophia, bei Männern ging es immer um Dominanz.
„Lucas“, sagte Sascha leise, und Sophia bemerkte, dass sich ihre Schulter bewegte, als würde sie ihrem Gefährten die Hand auf den Oberschenkel legen. Eine sehr intime Geste zwischen Mann und
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