Fesseln der Erinnerung
das Bedürfnis, die Sorgen seiner Gefährtin dadurch zu zerstreuen, dass er sie in den Arm nahm, lehnte sich stattdessen an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „So, Kätzchen, jetzt erzähl doch mal, was du im Duncan-Tower gewollt hast?“ Sein Herz hatte beinahe ausgesetzt, als sie ihren kleinen Ausflug eingestanden hatte.
„Lucas“, sagte Sascha in einem Ton, der ihn normalerweise beruhigt hätte.
„Das funktioniert heute nicht.“ Er stützte sich mit den Armen auf den Tisch. „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass du dich zurückhältst, solange du so leicht angreifbar bist. Und was machst du? Mein Gott, du gehst einfach – “ Er knirschte mit den Zähnen, fand keine Worte.
„Niemand hat mitbekommen, dass ich schwanger bin“, sagte Sascha, stand auf und ging zu ihm. „Nicht einmal Marsha. Sie glaubt, ich hätte aufgrund meines ungeregelten Lebens zugenommen.“ Sie streichelte ihm kurz die Wange. „Ich musste mit ihr sprechen.“
„Warum?“ Er glaubte, den Grund zu kennen, wollte es aber ganz genau wissen, nachdem sie ihm diesen Schlag versetzt hatte. „Setz dich.“ Er schob ihr einen Stuhl hin und setzte sich neben sie.
Sie legte ihm die Hand mit der gewohnten Geste auf den Oberschenkel und holte tief Luft. „Ich wollte … “ Ihre Stimme zitterte, und er musste sie einfach küssen und tröstend streicheln. Er konnte es genauso wenig unterdrücken wie das Atmen.
„Kätzchen, du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst, wirklich alles.“ Warum hatte sie ihm das bloß verschwiegen? Er kam sich so verraten vor.
„Ich wollte mit dir sprechen, sobald ich zurück war“, sagte sie, und er spürte, wie ihre Finger sich in seinen Oberschenkel krallten. „Aber du warst so beschäftigt, dass ich dachte, es sei besser, bis zum Abend damit zu warten.“
„So etwas solltest du mir sagen, bevor du es tust.“ Der Panther in ihm knurrte.
„Ich wusste doch, dass du mir nie erlauben würdest, Marsha allein zu besuchen“, sagte sie und schob das Kinn trotzig vor. „Und ich wollte nicht, dass du dich aufregst – das tust du schon genug.“
„Ja, natürlich. Du trägst unser Kind in dir – da habe ich doch das Recht, sehr besorgt zu sein .“
„Und dafür liebe ich dich auch.“ Eine Welle von Liebe strömte durch das Band der Gefährten, verband ihre Seelen. „Aber dorthin musste ich allein gehen.“
Der Panther nahm die Verletzlichkeit hinter diesem Ausdruck stählernen Willens wahr. Er legte ihr den Arm liebevoll um die Schultern. „Ich weiß immer noch nicht, worum es eigentlich ging.“
„Marsha war schon die Beraterin von Nikita, bevor diese Ratsfrau wurde, bevor sie mich geboren hat.“
Die Zärtlichkeit, die er für sie empfand, tat fast körperlich weh. „Du wolltest sie fragen, wie Nikita während der Schwangerschaft und gleich nach deiner Geburt gewesen ist.“ Seine Gefährtin machte sich große Sorgen, keine gute Mutter sein zu können – während alle um sie herum davon überzeugt waren, dass sie großartig sein würde.
„Genau.“ Fast alle Sterne aus ihren Augen waren verschwunden, als sie ihn ansah. „Aber ich konnte keine einzige Frage stellen. Ich glaube, ein Teil von mir fürchtete sich vor den Antworten – fürchtete, dass Marsha sagen könnte, Nikita habe mich nie geliebt, nicht einmal, als ich in ihrem Leib war.“
Es zerriss ihm das Herz, ihren Schmerz zu sehen. „Kätzchen!“
Ihre Hand drückte seinen Oberschenkel. „Es tut weh, aber es zerbricht mich nicht, wie früher schon fast einmal. Nicht, solange ich jeden Moment spüre, wie sehr du mich liebst.“ Ihre Augen glänzten, und sie strich ihm über das Haar. „Außerdem glaube ich inzwischen, ich muss Nikita selbst danach fragen.“
Lucas rückte näher, er liebte es, ihre Hände zu spüren. „Ich werde sie anrufen und ein Treffen vereinbaren.“ Er würde mit dem Teufel tanzen, wenn das seine Gefährtin glücklich machte.
„Marsha hat gar nichts von der Schwangerschaft gemerkt, sie ist so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie alles andere ausblendet“, sagte Sascha, ihre Finger glitten über sein Kinn und den Nacken. „Nikita aber nicht.“
Lucas legte die Hand auf ihren hohen Leib. Wenn er sein Ohr daran presste, würde er den Herzschlag ihres ungeborenen Kindes hören können. „Wir haben es bis jetzt verschweigen können, aber wenn du dich nicht in völlige Abgeschiedenheit begeben willst, wird es doch herauskommen. Max hat sofort gesehen, dass du
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