Fesseln der Erinnerung
schwanger bist.“ Im jetzigen fünften Monat war sie eine strahlende Schönheit – jeder Mann, dessen Herz noch schlug, würde merken, dass sie ein neues Leben in sich trug.
„Willst du damit sagen, dass ich fett geworden bin?“
Es sah das Aufblitzen in ihren Augen und erkannte, dass sie genügend Kraft hatte, es mit der Frau aufzunehmen, die ihr das Leben geschenkt hatte. „Dev Santos zufolge – der sich lieber um seinen eigenen Kram kümmern sollte – sollte ich dir mehr zu essen geben.“ Sie hatte während der Schwangerschaft nur wenig zugenommen. „Bist du sicher, dass du genug isst?“
„Lucas, du warst es doch, der mir um drei Uhr morgens Pizza mit allem Drum und Dran besorgt hat.“
„Hast du dich schon dafür bedankt?“ Er beugte sich vor, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten.
Sie gab einen leisen, zufriedenen Laut von sich und vergrub den Kopf an seinem Hals. „Du hast geschnurrt, wenn ich mich recht erinnere.“
„Obwohl ich nur ein mickriges Stück abbekommen habe.“
„Dazu sage ich lieber nichts.“ Ein Kuss auf seine wild klopfende Halsschlagader. „Ich fresse wie ein Scheunendrescher.“ Sie legte die Hand auf die von Lucas, die immer noch auf ihrem Bauch lag. „Der Arzt und Tammy meinen, dass es uns beiden mehr als gut geht.“ Die Heilerin der DarkRiver-Leoparden hatte sie erst gestern untersucht.
Etwas bewegte sich in ihr, fremd und doch schön, dann trat ein kleiner Fuß mit einer Kraft zu, die bestimmt väterlichen Ursprungs war. „Uff.“
Lucas strahlte vor Stolz. „Das ist mein Mädchen.“
Sascha schnitt eine Grimasse. „Warum bist du so überzeugt, dass es ein Mädchen ist?“ Sie hatten beschlossen, weder den Arzt noch die Heilerin nach dem Geschlecht zu fragen, aber Sascha wusste es dennoch – ihr Kind wurde von Tag zu Tag größer, sein Geist entwickelte sich, sie spürte die warme Anwesenheit eines neuen Wesens. Doch sie nahm Lucas gerne hoch. Er hatte ihr verboten, ihm zu sagen, welches Geschlecht es hatte.
„Ich weiß es eben.“ Er senkte den Kopf und küsste ihren Bauch, das tat er jeden Abend, um dem Kind Gute Nacht zu sagen.
Sie fuhr ihm durch das Haar. „Ich liebe dich so sehr, Lucas.“ Sie hatte Tränen in den Augen, und ihre Stimme klang belegt.
„Hehe.“ Er hob den Kopf und legte seine Stirn an die ihre. „Schlagen die Schwangerschaftshormone wieder zu?“
Sie nickte und ließ sich in seine Umarmung fallen. „Ich hätte dir sagen sollen, dass ich Marsha besuche. Aber ich schwöre dir, dass ich nie in Gefahr war.“
Lucas war auf der Hut. „Wer hat dich begleitet?“
„Sag ich dir nicht, du willst sie doch bloß anknurren.“
„Ich bin das Alphatier – sie hätten es mir sagen müssen.“
Sie schlug ihm mit der Faust auf die Brust. „Und ich bin die Gefährtin des Alphatiers.“
Die sich die Loyalität der Rudelgefährten selbst erworben hatte, dachte Lucas. „Dorian“, sagte er, denn der Wächter hatte ein riesengroßes, weiches Herz, was Sascha anging. „Er sollte doch Max überwachen.“
„In dreißig Sekunden wäre er bei mir gewesen. Er saß die ganze Zeit auf der Notfalltreppe mit seinem supertollen Hightech-Überwachungsequipment. Hat mich sogar verkabelt für den Fall, dass Marsha plötzlich durchdrehen sollte und mir ihren Organizer an den Kopf wirft, um mich umzubringen.“ Sie schnappte theatralisch nach Luft.
Zur Strafe für diese geschickte Antwort – und weil er stolz auf ihre Stärke war, auch wenn es nicht so gelaufen war, wie er es gewollt hätte – biss er sie in die Unterlippe. „Dann wollen wir mal sehen, was Blondie zu sagen hat.“
„Lucas, ist es dir auch aufgefallen?“
„Was denn?“
„Max und diese J-Mediale.“
Lucas legte den Arm auf den Tisch und runzelte die Stirn. „Nein, ich habe nichts bemerkt.“
„Sophia Russo ist unglaublich gut darin, ihren drohenden Zusammenbruch zu verstecken“, sagte Sascha. „Ich habe es nur aufgrund meiner empathischen Fähigkeiten bemerkt. Da war so schrecklich viel Schmerz.“ Sie schloss die Hand zur Faust und legte sie auf ihr Herz. „Ich hätte sie gerne berührt und ihr gesagt, dass sie in Sicherheit ist und wir ihr helfen würden.“
Lucas war die empathische Seite seiner Gefährtin gewohnt. Doch er war auch ein Alphatier und musste seine Leute schützen. „Sie ist im Medialnet, Sascha. Man kann nicht wissen, ob man ihr trauen kann.“
„Das weiß ich.“ Sie sah ihn trotzig an. „Doch wenn sie mich eines Tages anruft und um Hilfe
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