Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh

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Erwägung ziehen, dich zum Eunuchen zu machen“, sagte Lucas und beobachtete, wie Sascha sich neben Dorian stellte und die Hand auf die Rückenlehne seines Stuhls legte.
    Dorian drehte sich um und sah ihn mit leicht schräg gelegtem Kopf an. Als Sascha lächelte, beugte er sich vor und legte das Ohr an ihren Bauch. Wenn ein nicht zum Rudel gehöriger Mann so etwas getan hätte, hätte Lucas ihn mit seinen tödlichen Krallen in Stücke gerissen. Aber es war Dorian, Saschas Lieblingswächter, und einer der besten Freunde von Lucas.
    Sein Panther setzte sich interessiert auf, als Sascha über irgendetwas lachte, das Dorian dem Baby zugeflüstert hatte. „He“, sagte der Wächter lauter, „was gibt’s da zu lachen? Man weiß ja nie, vielleicht will das Kind alles über fortgeschrittene Kampftechniken wissen, sobald es auf der Welt ist.“
    Sascha zerzauste Dorians einzigartige weißblonde Mähne. „Vaughn zufolge wird sie auf jeden Fall Malerin. Clay meint dagegen, dass er sicher Wächter wird. Und Hawke – “
    Lucas knurrte, als Sascha den Wolf erwähnte.
    Lachend sprach Sascha weiter. „Und Hawke hat gesagt, ihre Aufgabe sei es, Lucas in den Wahnsinn zu treiben. Er hat schon einen Filzhut für Lucas besorgt – damit er sein Haupt bedecken kann, wenn er sich alle Haare ausgerissen hat“, erklärte sie Dorian, der sie verwirrt angesehen hatte.
    Um Lucas’ Mundwinkel zuckte es. „Wisst ihr, was ich kaum erwarten kann? Dass der Wolf seine wohlverdiente Strafe erhält. Ich schmeiße eine Party, wenn er endlich eine Gefährtin findet – und werde mich ganz vorn in der ersten Reihe köstlich amüsieren, wenn sein Liebchen Hackfleisch aus ihm macht.“
    Saschas Gesichtszüge wurden weich, Lucas wusste, woran sie gerade dachte. Es war allgemein angenommen worden, dass der Leitwolf sich nie eine Gefährtin nehmen würde, doch im letzten Jahr hatte sich vieles verändert. Und allmählich sah es so aus, als hätte der SnowDancer-Wolf doch noch eine Chance. Obwohl sie oft aneinandergerieten, wünschte Lucas dem anderen Alphatier in dieser Beziehung nur Glück. Denn was eine Gefährtin anging …
    Sein Blick traf die Augen der Kardinalmedialen, die die Gefährtin war, für die allein sein Herz schlug. „Hör auf, mit Dorian zu flirten und komm her.“
    Sie ergriff seine Hand und schmiegte sich an ihn. „Ich würde nie wagen, mit Dorian zu flirten, Ashaya würde mich vierteilen.“
    Dorian grinste stolz. „Meine Gefährtin hält mich für den wunderbarsten Leoparden, den sie je zu Gesicht bekommen hat.“
    „Zeig uns lieber die Aufnahmen, bevor dein Kopf so anschwillt, dass er platzt“, grummelte Lucas, doch die Raubkatze in ihm grinste auch, weil Dorian so glücklich war. Die meiste Zeit seines Lebens war der Wächter ein Leopard gewesen, der sich nicht in seine Tiergestalt verwandeln konnte. Jetzt tat er es bei jeder sich bietenden Gelegenheit. „Ist es dir schon gelungen, einen Hasen zu fangen?“
    Dorian hielt den Mittelfinger hoch. „Ich werd’s dir zeigen.“
    Lucas kicherte. „Vielleicht solltest du es erst einmal mit einer Schildkröte versuchen.“
    Dorian sprang vom Stuhl und ging Lucas an die Kehle.
    Lachend sah Sascha zu, wie die beiden Männer zu Boden fielen. Keiner hatte die Krallen ausgefahren, sie balgten sich nur. Männer, dachte sie und schüttelte den Kopf. Dann setzte sie sich auf Dorians Stuhl.
    Ach, das war sehr viel besser.
    Obwohl sie seit zwei Wochen wieder mehr Energie verspürte, wollten sich ihre Fußknöchel nicht davon abbringen lassen, sich in kleine Baumstämme zu verwandeln. Ein Tritt in ihrem Bauch erinnerte sie daran, wofür sie das alles tat. Ja, sagte sie zu ihrem Kind, du bist es wert, du bist alles wert.
    Glück, Wärme und Zusammengehörigkeit strahlten zurück.
    Sie strich sich mit der Hand über den Bauch und behielt gleichzeitig die beiden Männer auf dem Boden im Auge. Du wirst unglaublich geliebt, mein süßes Herz. Das ganze Rudel wartete auf die Geburt, wie bei jedem neuen Wesen der Leoparden. Jedes Kind war eine Kostbarkeit und wurde gefeiert.
    Keines würde jemals als fehlerhaft zurückgewiesen werden.
    Lächelnd tippte sie auf den Bildschirm, um die Daten zu laden. Dorian hatte ihr Gespräch mit Marsha nicht abgehört – er hatte nur den Klang ihrer Stimme überwacht, um beim ersten Anzeichen von etwas Ungewöhnlichem die Tür aufbrechen zu können. Er hatte aber sicherheitshalber auch den Flur verwanzt.
    Als sie den Ordner öffnete, hörte sie es laut hinter