Fesseln der Gewalt 2 (German Edition)
überfiel mich plötzlich. Er war erregt gewesen, hatte mir vertraut, mich nicht weggestoßen, aber wieso?
Es waren zu viele Gedanken, die in mir für Unruhe sorgten, sodass ich nicht still auf dem Stuhl sitzen konnte. Irritiert sah Vinzent zu mir, ließ sein Knie das meine berühren und lächelte sanft, bevor er sich wieder seiner Mutter zuwandte.
Zu gern wollte ich ihnen zuhören, doch schaffte ich es einfach nicht. Die Ablenkung von Vinzents Berührung und mein inneres Zerwürfnis waren einfach zu groß.
Meine Augen wanderten zu Vinzents Lippen, die verführerisch von seiner Zunge benetzt wurden, und dann weiter zu den blauen Flecken, die sich über sein ganzes Gesicht verteilten. Wut wallte abermals in mir hoch, wodurch sich meine Hand verkrampfte und so fest um das Whiskyglas schloss, dass es in Scherben zersplitterte.
„Siehst du, er sieht es ebenso. Wir machen das, nicht wahr, mein Junge?“
Eine Hand landete auf meiner Schulter und ich musste mich zusammenreißen, um sie nicht wegzuschlagen. Wovon redete Frau Wegmann da und wieso nannte sie mich ‚mein Junge‘? Irritiert nickte ich trotzdem und ließ mich von ihr hoch- und mitziehen.
Vor meinem Computer angekommen- den ich wohl erstaunt musterte - trat Vinzent schmunzelnd hinter mich und flüsterte mir ins Ohr: „Mutter möchte ein Geständnis für Oliver aufsetzen, das er dann unterschreiben soll. Notfalls mit etwas Nachdruck!“
Eine Gänsehaut überlief meinen Körper, als sich Vinzent an mich lehnte. Er schlang die Arme um meinen Bauch und legte den Kopf gegen meinen Rücken. Die kleine Hoffnungsflamme, in Form eines Zettels, der sich immer noch in meiner Brieftasche befand, schien Zunder zu bekommen. Das musste ich verhindern! Ich löste mich grob von Vinzent und nahm vor dem Computer Platz.
„So mein Junge, dann tippe mal …“, fing Frau Wegmann an zu diktieren. „Ich, Oliver Wegmann, in Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, gestehe folgende Taten:
-Mehrfache Vergewaltigung und Misshandlung an Servan Dupond, ab dem Alter vonzwölf Jahren.
-Zwangsprostitution von Servan Dupond.
-Mord durch unterlassene Hilfeleistung an Frau Joelle Dupond.
-Mehrfach erzwungener Geschlechtsverkehr und Misshandlung an Hannelore Wegmann.
-Körperverletzung an Vinzent Wegmann.
-Veruntreuung von Geldern der Firma Wegmann.
Für all diese Taten werde ich im vollen Umfang die Verantwortung übernehmen und jegliche Strafe annehmen.“
Meine Finger zitterten bei der Auflistung all dieser Schandtaten. Zu viele Bilder erschienen vor meinem inneren Auge und wollten sich geradezu in meinen Gedanken festbrennen. Ich spürte zwei Hände, die sich auf meine legten.
„Kannst du ihn überzeugen, das zu unterschreiben?“, hauchte mir Vinzent ins Ohr.
„Wenn ihr das wirklich wollt, wird das kein Problem sein. Darf ich jegliche Mittel anwenden?“, fragte ich vorsichtshalber nach.
Irritiert sahen sich Mutter und Sohn an, bis sie schließlich nickten.
Gemeinsam gingen wir in den Keller, wo Oliver mittlerweile an eine Wand gepresst stand. Wie er seine Fesseln an den Füßen losgeworden war, konnte ich mir nicht erklären, doch tat dies auch nichts zur Sache. Sein Blick war mörderisch, strotzte vor Zorn und dem Verlangen nach Rache. Es entlockte mir nur ein müdes Lächeln, ich war eindeutig aus dem Alter herausgewachsen, wo er mir noch Angst machen konnte. Meine Schritte hallten von den Wänden wider, als ich auf ihn zuging. Ehe Oliver reagieren konnte, umfassten meine Finger abermals seine Kehle.
„Unterschreib das, oder ich mache da weiter, wo wir aufgehört haben!“, forderte ich und ließ meinen Blick zu dem Plug schweifen, der auf dem Boden lag.
Oliver folgte meinen Augen und ich spürte das harte Schlucken unter meiner Handfläche.
„Willst du noch mal? Man fühlt sich ohne eine Füllung doch so leer, nicht wahr?“
Er erzitterte, doch dann strafften sich seine Schultern und er versuchte mich abzuschütteln. Kurzzeitig verlor ich den festen Stand und schwankte etwas zurück, was Oliver als Chance sah, doch da hatte er die Rechnung ohne seine Frau gemacht. Sie hatte die Ablenkung genutzt, sich den Plug geschnappt, den sie nun angewidert in der Hand hielt, und trat dann hinter ihren Mann, den ich mittlerweile wieder fest im Griff hatte.
„Unterschreib oder ich werde es sein, die dir damit den Darm zerfetzt!“
Diese Frau machte selbst mir beinahe Angst, denn ihre Augen waren so von Zorn erfüllt, dass man ihr alles zutrauen konnte. Wo war Vinzents
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