Fesseln der Gewalt 2 (German Edition)
Leben in eine andere, bessere Richtung zu leiten“, versuchte ich ihm eindringlich zu vermitteln.
„Er hat den Tod verdient, verstehst du das denn nicht?“ Servans Stimme klang monoton und kraftlos.
„Findest du nicht, dass der Tod viel zu gut für ihn wäre?“ Unbemerkt war meine Mutter zu uns gestoßen und blickte angewidert auf den verunstalteten Menschen auf dem Boden. „Er hat dir für mehr als zwanzig Jahre Leid zugefügt. Ich finde, dass er den Tod nicht verdient hat. Er würde sich dadurch viel zu einfach von seiner Verantwortung drücken können.“
Sie trat näher zu ihrem Ehemann und zwang ihn mit einem Fuß auf den Rücken. Erst jetzt konnte ich erkennen, dass es sich nicht lediglich um Schnitte auf Olivers Brust handelte, sondern um eine Inschrift. In zwei Zeilen hatte Servan die Worte ‚KINDER FICKER‘ eingeritzt.
„Sehr kleidsam“, sagte meine Mutter und spuckte angewidert auf ihren Gatten. „Ihr solltet ihn fesseln, damit wir uns in Ruhe Gedanken darüber machen können, wie es weitergehen soll. Ungeschoren wird er auf keinen Fall davonkommen.“
Überrascht blickte ich zu der selbstbewussten Frau, die so wenig mit meiner Mutter, wie ich sie zu kennen glaubte, gemein hatte.
„Bist du dir sicher?“, fragte ich verunsichert, während Servan bereits nach Seilen griff und den wimmernden Mann zu fesseln begann.
„Und ob ich das bin. Servan ist nicht der Einzige, der unter diesem Scheusal gelitten hat. Was denkst du, wie ich schwanger wurde? Ich glaubte damals noch an die große Liebe, doch er …“ Sie wies mit dem Kopf in Richtung Oliver. „…hat mich ohne Rücksichtnahme entjungfert und auch noch gleich geschwängert. Ich war mit meinen neunzehn Jahren noch unberührt und ein richtiges Mauerblümchen. Natürlich habe ich mich nicht gewehrt, ich dachte damals, Sex müsste einfach so sein und würde mit den Jahren besser. Aber er hatte es wohl damals schon nur auf mein Vermögen abgesehen. Seine lieblose und brutale Art hat dieser Dreckskerl auch während der ganzen Ehe nicht abgelegt. Den Beischlaf hat er immer wieder erzwungen, bis er sich endlich – und du kannst mir glauben, ich war mehr als froh darüber – anderen Frauen zuwandte. Ich bin bei ihm geblieben, weil ich meinem Sohn eine intakte Familie bieten wollte, aber es war ein Fehler. Das sehe ich jetzt ein. Vor allem jetzt auch noch mit dem Wissen, was er Servan, einem hilflosen Kind, angetan hat.“
Mit vereinten Kräften hoben Servan und ich Oliver auf die Pritsche und folgten daraufhin meiner Mutter nach oben, wo sie den Hausherrn um einen Drink bat. Ich konnte etwas Hochprozentiges ebenfalls gebrauchen, denn die Schilderungen über die Ehe meiner Eltern hinterließen bei mir einen fahlen Beigeschmack. Nachdem wir alle ein Glas Whiskey in Händen hielten, setzten wir uns an den Küchentisch und berieten uns, wie wir mit dem widerwärtigen Kerl im Keller verfahren wollten.
***
Vinzent so nah an mir zu spüren war wundervoll und doch … in mir schien ein Zwiespalt zu entstehen. Hatte er das ernst gemeint? Wir beide sollten eine Chance haben? Dann war da noch seine Mutter, die mir mitfühlend entgegenblickte. Sicherlich konnte sie nachvollziehen, wie ich mich fühlte, und doch auch wieder nicht. War das alles aufrichtig, oder nur eine große Verarsche?
Ich war nicht gut für Vinzent, hatte ihn gedemütigt und misshandelt, wieso sollte ausgerechnet dieser Mann Gefühle für mich hegen und von einer gemeinsamen Zukunft sprechen? Nein, das war unmöglich, mein Innerstes sträubte sich gegen die Hoffnung, die in mir aufkeimen wollte.
Mir wurde alles zu viel, in mir schrie purer Fluchtinstinkt und verlangte, dass ich weggehen sollte, weit weg. Nie wieder sollte ich Vinzent sehen, oder spüren, würde mich sonst in ihm verlieren und erneut verletzt werden.
Wie sollte es auch anders sein? Nie hatte mir jemand Gefühle, die mehr als Begierde darstellten, entgegengebracht. Viele Männer begehrten meinen Körper, wollten Sex, doch nicht auf meine Weise. So war auch immer nach einem einzigen Mal Schluss und das nicht, weil ich es so wollte.
Irgendwie war es auch verständlich, wer ließ sich schon gerne grob anfassen, sodass Schmerz und Erniedrigung die Folgen waren? Nein, ich stand nie auf SM oder Ähnlichem, dort fühlte ich mich nicht wohl, denn ich konnte auch anders, nur hatte sich noch kein Mann die Mühe gemacht, dies rauszufinden.
Die Erinnerung an den Clubbesuch, als Vinzent mich bat, ihn trocken zu nehmen,
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