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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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daß du am Tag unserer ersten Begegnung so kühl und teilnahmslos mir gegenüber warst. Mein Vater sagte, das sei natürlich, denn du hättest von mir auch nichts gewußt. Er meinte, du bräuchtest Zeit, dich an den Gedanken zu gewöhnen.«
    »Ja, weitere sieben Jahre waren genügend Zeit, zumal ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen mußte. Ich wußte von Anfang an, wer mein Vater war, und daß er mich nicht anerkennen wollte.«
    Die Anklage, die in diesen Worten lag, ließ Hugh erbleichen. »Das hast du gedacht?«
    »Was sonst hätte ich denken sollen? Ich lebte auf deinem Grund und Boden, in deinem Dorf. Jeder wußte, daß ich dein lediges Kind war, noch ehe mein Gesicht und Körper es bewiesen.«
    Reina hatte genug gehört – zu viel. Sie war zurückgekommen, um die beiden zum Essen zu bewegen, ehe die Speisen kalt wurden. Dann hatte sie aber gelauscht, denn es war ihr klargeworden, daß Vater und Sohn zu sehr in ihren schmerzlichen Erinnerungen gefangen waren, um sie, Reina, oder sonst jemanden wahrzunehmen. Sie konnte es nicht ertragen, noch mehr zu hören, und vermutete, Ranulf erging es ebenso. Sein Gesicht war gramzerfurcht, das Elend einer erbärmlichen und einsamen Kindheit sprach aus seiner Stimme, seinen Augen, seinen Worten. Sein Inneres war schmerzerfüllt, und Reina spürte es; sie haßte es, und sie haßte seinen Vater, weil er schuld daran war.
    Sie konnte ihrem Mann den Schmerz nicht nehmen, aber sie konnte noch größeren abwenden. »Falls Sie es nicht bemerkt haben, Ranulf, wir haben eine Halle voller Leute, die am Verhungern sind und darauf warten, daß Sie Ihren Platz am Tisch einnehmen.«
    Wegen der Unterbrechung erntete sie einen grimmigen Blick, aber auch das gewünschte Resultat. Ranulf nickte kurz und ging auf das Podium zu. Als Hugh ihm folgen wollte, hielt Reina ihn mit einer Handbewegung zurück. Daß die violetten Augen, die sich auf sie richteten, fast ebenso gequält wirkten wie die von Ranulf, ließ Reina in ihrem Entschluß nicht schwanken.
    »Ich hatte mir vorgenommen, meine anfängliche Grobheit wiedergutzumachen«, sagte sie mit leiser, aber darum nicht weniger hitziger Stimme, »aber ich merke, daß ich das nicht kann, nach dem, was ich gehört habe. Ich möchte, daß Sie Clydon noch in dieser Minute verlassen.«
    Er schien über diesen Befehl nicht erstaunt sein, aber er beugte sich ihm auch nicht. »Ich kann diese Angelegenheit nicht unbereinigt lassen, Lady.«
    »Sie weigern sich zu gehen?«
    Er lächelte schwach über die Ungläubigkeit in ihrer Miene. »Ich glaube, Ihre Worte waren: ›Wenn Sie mich nicht hierhaben wollen, müssen Sie mich gewaltsam fortschleppen.‹ Ich bezweifle, daß Sie das können, meine Liebe.«
    »Die Pest soll Sie heimsuchen«, zischte sie, denn sie wußte, daß sie Hugh nicht ohne Ranulfs Erlaubnis hinauswerfen lassen konnte. Diese Erlaubnis würde sie jetzt kaum bekommen, sonst hätte Ranulf den Hinauswurf selbst erledigt. »Ich warne Sie, Lord Hugh. Falls Sie meinen Mann durch Worte und Taten noch mehr verletzen, schwöre ich, daß ich Sie und Ihr Heim und alle, die Sie lieben, zerstören werde.«
    »Und wenn Ihr Mann mir das liebste auf der Welt ist?«
    »Davon konnten Sie ihn nicht überzeugen. Warum soll ich es dann glauben?«
    »Weil es die Wahrheit ist. Ich liebe ihn. Ich liebte ihn vom ersten Tag an, als er vor mir stand und mich mit meinen eigenen Augen ansah. Ehe ich von hier fortgehe, wird er es wissen, und wenn ich es ihm hineinprügeln muß.«
    Nach diesen Worten ließ er Reina in einem Dilemma von Zweifeln und Verwirrung stehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich einmischen oder ihn versuchen lassen sollte, Ranulf von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen – wenn er wirklich aufrichtig war. Und selbst wenn er es nicht war – würde Ranulfs tiefe Bitterkeit, die er so lange mit sich herumgeschleppt hatte, sich nicht mildern, wenn der Sohn dem Vater glaubte? Aber die Wahrheit in ihn hineinprügeln? Reina lächelte über die Wahl dieser Worte, denn Lord Hugh war vielleicht der einzige lebende Mann, der das zustande bringen konnte.

39

    Der Aal in einer würzigen Kräutersoße war noch warm, ebenso das Hühnchen mit Pignolen und das Kaninchen. Ranulf rührte das Essen nicht an, und auch Hugh griff nicht zu. Reina ließ sich normalerweise von seelischen Regungen ihren herzhaften Appetit nicht verderben, doch aus Achtung vor den beiden Männern, die rechts und links neben ihr saßen, nippte sie nur an ihrem Wein.
    Es war eine

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