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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sofort bestrafen wolle. Er blieb stehen, als er sie vor Searles Zimmer entdeckte, und es wurde ihm bewußt, daß sie noch nicht mit seinem Vater gesprochen hatte. Sein Blick suchte den Mann und fand ihn vor der Feuerstelle, wo er sich mit einigen von Reinas Damen unterhielt.
    Reina biß sich auf die Lippen, als sie Ranulfs Unentschlossenheit und die schmerzlichen Regungen in seinem Gesicht beobachtete. Er rührte sich nicht, stand nur da und schaute seinen Erzeuger an. Sie erkannte, wie unsensibel sie gewesen war, was Ranulfs Reaktionen im Hinblick auf seinen Vater betraf. Sie hatte eine Tracht Prügel redlich verdient. Sie wußte nicht, wie es war, den eigenen Vater zu hassen, aber es konnte nicht einfach sein, denn es lief der Natur zuwider.
    Dann sah sie, wie Ranulf erstarrte, und wußte, daß sein Vater ihn bemerkt hatte. Der ältere Mann stand auf und ging seinem Sohn entgegen. Sein Gesicht drückte Freude aus, unendliche Freude. Das von Ranulf wirkte plötzlich unergründlich, doch sein Körper blieb reglos. Nicht ein einziger Muskel zuckte.
    Reina hielt den Atem an, während sie sich den Männern näherte, um im Notfall Frieden zu stiften. Sie konnte nur hoffen, daß ihre Gegenwart eine ärgerliche Konfrontation verhinderte. Die beiden Männer schienen sich ihrer Umgebung nicht bewußt zu sein, doch aller Augen ruhten auf ihnen, gefangen in der Faszination ihrer außergewöhnlichen Größe und Ähnlichkeit.
    Ranulf erduldete eine herzliche Umarmung, die er aber nicht erwiderte. Sein Vater merkte es nicht, oder wenn er es merkte, dämpfte es seine gute Stimmung nicht.
    »Beim Kruzifix, ich freue mich, daß du seßhaft geworden bist, Ranulf, und daß du dich so gut niedergelassen hast.«
    »Tatsächlich? Dachtest du, ich würde ein Leben lang ein Söldner bleiben?«
    »Keinesfalls. Ich wußte, daß du mehr anstreben würdest. Wie hätte es auch anders sein können, nachdem du mir so ähnlich bist? Was mich entzückt, ist, daß du meine Erwartungen übertroffen hast, und früher, als ich hoffen konnte. Wie hast du diese große Leistung vollbracht?«
    »Die Lady war von mir hingerissen und wollte keinen anderen.« Reinas lauter Atemzug entlockte Ranulf ein spöttisches Lächeln. »Haben Sie ein Problem mit meinem Resümee, Lady?«
    »Es ist nicht wichtig, auf welche Art du Herr von Clydon geworden bist«, erklärte der Vater schnell. »Jedenfalls gratuliere ich dir.«
    »Dann bist du glücklich über mich?« entgegnete Ranulf kalt. »Ist es das, was ich glauben soll?«
    Der ältere Mann zögerte. Er konnte Ranulfs Feindseligkeit nicht länger ignorieren. »Zweifelst du daran?«
    »Nenne mir einen Grund, warum ich nicht zweifeln sollte.«
    »Ich kann darauf die Antwort geben«, warf Reina ein, denn es ärgerte sie, daß er so flegelhaft war. »Weil er Ihr Vater ist. Das ist für ihn Grund genug, Ihnen nur Gutes zu wünschen.«
    »Lady, Sie haben mich mit Ihren schlauen Winkelzügen hier heruntergebracht, und damit haben Sie genügend Schaden angerichtet. Gehen Sie jetzt. Dieses Gespräch betrifft Sie nicht.«
    »Was Sie betrifft, betrifft auch mich«, erwiderte sie heftig. »Und ich lasse mich nicht aus meiner eigenen Halle wegschicken, Ranulf. Wenn Sie mich nicht hierhaben wollen, müssen Sie mich gewaltsam fortschleppen. Aber ich warne Sie: Wenn Sie vor meinen Leuten eine solche Szene machen, werden Sie es viel länger bereuen, als ich es bereue, Sie verspottet zu haben.«
    Eine Entschuldigung und eine Drohung in einem? Ranulfs Miene verfinsterte sich für eine Sekunde, dann erhellte sie sich wieder. Nach einer weiteren Sekunde lachte Ranulf leise, und es lag kein Hohn darin.
    »Du gratulierst mir, Lord Hugh? Vielleicht solltest du mich eher bemitleiden.«
    Zweifellos scherzte er, und deshalb fühlte sich Reina nicht allzu gekränkt durch diese Bemerkung. Auch sein Vater war belustigt, und das konnte man als gutes Zeichen werten – nach Ranulfs bisherigem Verhalten. Lord Hugh? Daß das sein Name war, hätte sie wissen müssen, nachdem sie mit einem Fitz Hugh verheiratet war.
    »Meine Herren, darf ich vorschlagen, daß Sie diese Wiedervereinigung bei Tisch fortsetzen? Das Mahl ist wegen der Faulheit gewisser Leute lange genug aufgeschoben worden.«
    Ranulf verstand diesen Seitenhieb und gab ihn zurück. »Ist das heutzutage die Bezeichnung für Wollust, Lady?«
    Reina hatte sich schon abgewandt, doch nun fuhr sie mit einem Fauchen herum, und zwei rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab. Sie wollte etwas

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