Fesseln der Leidenschaft
mein Lord Hugh.«
»Lady«, tadelte Hugh. »Sie sind mir keine Hilfe.«
»Habe ich gesagt, ich würde Ihnen helfen?« fragte sie mit gehobenen Brauen. »Soweit ich mich erinnere, forderte ich Sie auf, Clydon zu verlassen, ehe Sie meinem Mann noch mehr Schmerz zufügen würden. Sie waren derjenige, der nicht gehen wollte, ohne die Angelegenheit geregelt zu haben. Sie behaupteten, Ranulf seit Ihrer ersten Begegnung zu lieben. Und der Satz, die Wahrheit vielleicht in ihn hineinprügeln zu müssen, stammt von Ihnen, mein Lord, nicht von mir. Möglicherweise bleibt Ihnen das als letztes Mittel, wenn Ranulf sich nicht entschließen kann, Ihren Bericht als wahr in Betracht zu ziehen. Was sagen Sie, Ranulf?« Sie wechselte die Richtung ihres Angriffs. »Können Sie ihm glauben? Sein Vater ist tot und vermag nichts mehr zu bestätigen, aber was ist mit Montfort? Oder wollen Sie diesen Sekretär fragen, der jetzt als Soldat in Ihren Diensten steht? Oder werden Sie sein Wort einfach akzeptieren und auch die Liebe, die er Ihnen unbedingt geben will? Es könnte für Sie von Vorteil sein, es zu versuchen, denn er erscheint als der einzige Mann, den Sie nicht so ohne weiteres besiegen würden. Es wäre doch jammerschade, wenn Sie nicht in der Lage wären, meine versprochene Züchtigung zu vollziehen.«
»Jammerschade, wirklich, also rechnen Sie nicht damit«, entgegnete Ranulf düster.
Reina zuckte mit den Schultern. Sie war schon so weit gegangen, also konnte sie auch das letzte wagen.
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Ranulf, aber ehe Sie es tun, möchte ich Sie auf etwas aufmerksam machen, das Sie vielleicht nicht beachtet haben. Dieser Mann ist Ihnen sehr ähnlich, und jetzt spreche ich nicht vom Äußeren. Sein Wesen gleicht Ihrem. Er ist genauso störrisch. Sie beide machen sogar bei denselben Dingen ein mürrisches Gesicht. Könnte nicht auch Ihr Ehrgefühl das gleiche sein? An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, daß wir nicht verheiratet wären, wenn ich Ihnen nicht in bezug auf Rothwell geglaubt hätte.«
»Gütiger Himmel!« rief Ranulf. »Was hat das mit unserer Sache hier zu tun?«
»Es hat mit Vertrauen zu tun. Ich hatte nie von Rothwell gehört. Ohne Beweise glaubte ich Ihrem Wort. Sie schulden Ihrem Vater dasselbe Vertrauen, zumal vieles, was er sagte, nachgeprüft werden kann. Warum sollte er also lügen? Und erzählten Sie nicht selbst, daß Ihr Großvater Ihnen nie ein bißchen Güte zuteil werden ließ? Man muß nicht sehr gescheit sein, um zu erkennen, daß Sie unwissentlich dem falschen Mann die Schuld zugeschrieben haben, Ranulf, und jetzt ist nicht die Zeit, stur zu bleiben. Wenn Sie mich fragen … «
»Niemand hat Sie gefragt«, erklärten beide Männer auf einmal – und zwar ziemlich gereizt.
Reina grinste. Sie war zufrieden, daß sie ihren Standpunkt klargemacht hatte. »Stimmt, aber sehen Sie«, sagte sie zu den beiden, »ich wäre nicht hier, um meine Meinung kundzutun, wenn ich nicht eine Bestrafung erwarten müßte. Und ich würde keine Strafe erwarten, wenn ich meinen Mann nicht gezwungen hätte, seinen Vater zu treffen. Wenn ich für das Zustandekommen dieses Treffens leiden muß, können Sie beide meine Ansicht erdulden.«
»Was wir getan haben, aber nicht mehr länger«, stellte Ranulf fest. »Gehen Sie jetzt hinaus, Lady.«
»Dann haben Sie also beschlossen, mir zu verzeihen?«
»Ich habe beschlossen, daß Sie sich jedenfalls vor der bevorstehenden Nacht fürchten müssen. Kümmern Sie sich um Ihre Pflichten, Reina. Ich werde mich später zu Ihnen gesellen.«
Sie bedachte ihn mit einem säuerlichen Blick, ehe sie zur Tür schritt. »Ich wußte schon immer, daß Sie ein miesepetriger Trampel sind. Sehen Sie zu, ob ich Ihnen je wieder einen Gefallen tue!«
Ein Schweigen entstand, nachdem sie die Tür zugeknallt hatte. Hugh vermied Ranulfs Blick, da er befürchtete, über die verdutzte Miene seines Sohnes lachen zu müssen. Hätte Ranulf Sinn für Humor, würde das nichts ausmachen, aber das war eines der vielen Dinge, die er von seinem Sohn nicht wußte. Und wenn die Lady jemanden einen Gefallen getan hatte, dann ihm. Er wollte nicht, daß sie dafür büßen mußte.
»Hast du die Absicht, sie zu schlagen?«
»Mit diesen Händen?« schnaubte Ranulf. »Ich will ihr eine Lektion erteilen, aber nicht sie töten. Außerdem steht es in ihrem Heiratsvertrag, daß ich die Fäuste nicht gegen sie erheben darf.«
»Die Bedingungen in einem Heiratsvertrag haben in der Hitze
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