Fesseln der Leidenschaft
aber im Moment konnte sie nicht klar denken. »Wie?«
»Was ich vorhin erwähnte, das hatte ich ursprünglich vor.« Die Veränderung in seiner Stimme warnte Reina. »Aber seitdem haben Sie eine weitere Strafe verdient … «
»Ra … nulf!« Ehe sie seinen Namen aussprechen konnte, hörte sie das Klatschen seiner Hand und spürte einen stechenden Schmerz, viel schlimmer als bei der vorangegangenen Abreibung. »Was habe ich getan?« schrie sie.
»Hier, in diesem Zimmer, Lady, schmähten Sie mich in Gegenwart meines Vaters.« Seine Hand sauste wieder herab.
»Ranulf!«
»Nennen Sie mich noch einmal einen miesepetrigen Trampel!« Erneut folgte ein wuchtiger Schlag.
»Hören Sie auf!« Ihr Schrei hallte laut durch den Raum. »Mein Gott, knebeln Sie mich! Sie sagten, Sie würden mich knebeln!«
»Das ist nicht mehr nötig«, sagte er schroff. »Ich bin fertig.«
Reina wurde auf die Füße gestellt, die sie nicht recht tragen mochten. Ein Blick auf ihren Mann zeigte ihr, wie wütend Ranulf geworden war, was ihr Po durchaus bestätigen konnte. Ranulfs nächste Worte bekräftigten es noch einmal.
»Bringen Sie mich nie wieder so weit, daß ich das wiederholen muß«, knurrte er.
Sie schüttelte den Kopf, aber das war nicht unbedingt ein Versprechen, in Zukunft immer brav zu sein. Nicht, daß das momentan wichtig gewesen wäre. Reinas Hinterteil brannte wie Feuer, aber dieses Feuer wirkte nicht halb so versengend wie die andere Glut, die Ranulf entfacht hatte. Ohne zu überlegen, kroch Reina auf seinen Schoß zurück.
»Sie haben mich gehörig gezüchtigt, mein Lord. Beenden Sie jetzt, was Sie sonst noch angefangen haben.«
Darum mußte sie ihn nicht zweimal bitten.
42
Knapp vierzehn Tage später stürmte Reina wutschnaubend in ihr Schlafzimmer. Theodric, der gerade dort putzte, blickte erschrocken hoch, denn er fürchtete, es sei Ranulf. Er ging dem Riesen aus dem Weg und half Reina nicht mehr beim Baden. Aber seine sonstigen Pflichten ließ er sich nicht wegnehmen. Er erfüllte sie, wenn er glaubte, der Herr sei nicht in der Nähe, wie nun, am frühen Nachmittag.
Als Theo Reina sah, beruhigte er sich wieder. Dann bemerkte er ihren zerrissenen Ärmel, ihr zerzaustes Haar und das Fehlen des seidenen Haarnetzes, das sie vorher getragen hatte. Zudem waren ihre Wangen nicht nur vom Ärger gerötet.
»Hat er Sie wieder in den Büschen vergewaltigt?« fragte er mit einem nichtsnutzigen Grinsen.
Reina wirbelte herum und sah ihn böse an. »Er ist ein Unmensch! Ein Tier!«
»Die besten sind gewöhnlich wie Tiere.« Theo seufzte.
Sie überhörte das. »Er ist davongeritten, um mit Rothwell zu kämpfen.« Aber vorher hatte er sie in eine leere Pferdebox im Stall gezerrt, um schnell und leidenschaftlich zu koitieren – damit es ihm Glück bringe, hatte er gesagt. Dabei wartete die ganze Truppe auf ihn! Er hatte die Stallburschen davongejagt, und jeder wußte zweifellos, was ihn aufgehalten hatte! Aber was Reina in Wahrheit erzürnte, das war sein Mangel an Vernunft. »Er hörte nicht auf ein einziges Wort, das ich sagte.«
»Was sagten Sie denn?«
»Daß er nicht gehen sollte, natürlich.«
Sie befahl dem kraftvollen Krieger, nicht zu kämpfen? Theo hätte beinahe gelacht, aber er glaubte nicht, daß die Lady das in diesem Moment verstanden hätte.
»Rothwell? Ist das nicht … «
»Ja, der! Ranulf meinte, er würde einmal auftauchen, und schon ist er da.«
»Wo ist er?«
»Er soll eine Reitstunde von hier im Norden stecken, mit einer Armee von dreihundert Männern. Ranulf hat nur fünfzig Männer mitgenommen! Er ist verrückt! Er hätte Rothwell doch herkommen lassen können. Clydon ist jetzt gut gerüstet. Wir können Tausenden die Stirn bieten. Aber nein, Ranulf glaubt, daß Rothwell es nie aufgeben wird, wenn er erst einen Blick auf Clydon geworfen hat. Mein Gatte will ihn stoppen, ehe er näher heranrückt, und ihn mit Worten zur Umkehr bewegen. Nur mit Worten, Theo! Hast du je gehört, daß ein Mann, der Krieg anzetteln will, bloßen Worten lauscht und sie beachtet?«
»Wenn sie von einem Riesen stammen … «
Reina blickte ihn eine weitere Sekunde finster an, dann zog sie nachdenklich die Brauen zusammen. »Das macht wohl einigen Sinn. Rothwell kennt Ranulf und weiß, wozu er fähig ist. Deshalb war er auch bereit, so viel für seine Dienste zu bezahlen. Doch, Himmel, der alte Mann wird außer sich sein, wenn Ranulf ihm erzählt, daß er mich geheiratet hat. Was ist, wenn er mich zur Witwe machen
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