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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wort einer Lady trauen würde«, gab er wutschnaubend zurück.
    Ihre Augen verengten sich bei dieser fragwürdigen Kränkung. »Dann beabsichtigen Sie immer noch, mich zu Ihrem Lord zu bringen?«
    »Er ist nicht mein Lord – aber: ja! Für fünfhundert Goldmünzen werde ich Sie bei ihm abliefern. Was ich noch von Ihnen wissen möchte: Warum hat man mir meine Aufgabe so leicht gemacht? Warum wurden Sie so mangelhaft beschützt?«
    Reina war es noch ganz schwindlig wegen der armseligen Summe, die man ihm geboten hatte, um ihr Leben zu ruinieren. Und da sollte sie ihm jetzt Fragen beantworten …
    »Fahren Sie zur Hölle, Fitz Hugh. Ich habe es satt, mit jemandem zu reden, der so unvernünftig dickköpfig ist. Ich kann Ihre Gegenwart nicht mehr ertragen.«
    Sie ergriff die Flucht, was ganz einfach war, denn es stand niemand zwischen ihr und dem Zelteingang. Daß sie in die Mitte von Ranulfs Lager rannte, ließ sie nur einen Augenblick zögern. Das donnernde Gebrüll hinter ihr trieb sie an, und sie stürzte barfuß auf das nächststehende
    Pferd zu. Dankbar stellte sie fest, daß es sich um einen gesattelten Wallach und nicht um ein Schlachtroß handelte. Die Männer, die rundum unter Bäumen oder vor Kochstellen herumlungerten, glotzten sie nur an und waren zu überrascht, etwas zu tun, als sie zwischen ihnen hindurchlief. Obwohl sie ihre Flucht nicht geplant hatte, verhielt sie sich beachtenswert geschickt, und sie glaubte an das Gelingen ihrer Flucht, als sie das Pferd erreichte. Natürlich mußte sie die Decke opfern, um sich in den Sattel schwingen zu können. Das Pferd war nicht zu hoch, und als ihr Fuß im Steigbügel Halt gefunden hatte, gelang es ihr aufzusteigen.
    Doch nun begannen die Probleme. Daß das lose Gewand die halbe Höhe ihrer Oberschenkel hinaufgerutscht war, zählte zu den geringsten. Auch daß das Pferd sie nicht begeistert aufnahm und sie abzuschütteln versuchte, empfand sie nicht als so schlimm, denn sie konnte mit schwierigen Reittieren umgehen. Ihre ärgste Sorge war, daß alle Männer im Lager nun kapierten, was sie vorhatte, und sich erhoben. Ein Wall von Menschen umzingelte sie von drei Seiten her, in der vierten Richtung hinter ihr tobte der wütende Ritter. Falls sie genügend Geschwindigkeit erreichen könnte, würde es ihr vielleicht gelingen, jeden umzurennen, der sich ihr in den Weg stellte.
    Sie überlegte nicht mehr lange, sondern drückte ihre nackten Fersen in die Flanken des Pferdes. Das Vieh rührte sich nicht. Reina riß scharf an den Zügeln, die sie in einer Faust hielt, und wäre beinahe abgestürzt, als das Tier wie ein Pfeil davonschoß. Doch das war das benötigte Tempo, und die ersten paar Männer, die sie aufzuhalten versuchten, gingen in Deckung, als sie merkten, daß Reina sie erbarmungslos niederrennen und nicht stoppen würde.
    Unglücklicherweise wurden sie immer mutiger, je näher die junge Frau dem Ende des Lagers kam. Sie griffen nach den Zügeln und nach Reinas Beinen und versuchten, das Pferd mit wilden Armbewegungen zu erschrecken. Einem Burschen gelang es, sich an Reinas Arm zu hängen, doch sie brachte es fertig, ihn wegzuschleudern, ehe sie das Gleichgewicht verlor. Dann sah sie, wie Walter de Breaute, der größer war als alle anderen, sich ihr in den Weg stellte. Sie versuchte, ihm auszuweichen, und entdeckte Fitz Hugh an ihrer anderen Seite. Er streckte nur den Arm aus und streifte sie vom Pferd, das ohne sie davontrabte, während sie das Gefühl hatte, gegen einen Steinwall geprallt zu sein.
    Bei dem Zusammenstoß blieb ihr der Atem weg, doch als sich ihre Lungen wieder mit Luft füllten, stieß sie einen durchdringenden Wutschrei aus – einesteils, weil man sie geschnappt hatte, andererseits, weil sie wie ein Paket zum Zelt zurückgeschleppt wurde.
    »Sie Schwachsinniger! Vom Teufel ausgebrüteter Lümmel! Lassen Sie mich l … «
    Das Wort blieb ihr im Hals stecken, als er den eisernen Griff um ihre Taille verstärkte. Reina begann zu kämpfen und um sich zu schlagen, doch Fitz Hugh schien es gar nicht zu bemerken, sondern marschierte ruhig weiter. Sie saß praktisch auf seiner Hüfte, und ihre Füße konnten den Boden nicht erreichen.
    Der Riese setzte sie direkt vor dem Zelteingang ab. Sie blickte ihm ins Gesicht, das einen beängstigenden Ausdruck angenommen hatte.
    »Lady, Sie machen mehr Schwierigkeiten, als Sie wert sind«, stieß er dröhnend hervor.
    Wenn er das nicht gesagt hätte, wäre sie vielleicht für einen Moment eingeschüchtert

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