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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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die Alltagskleidung sowie eine besonders breite, verschließbare für Wertgegenstände, in der momentan nur Goldbarren, exotische Öle und juwelenbesetzte Trinkbecher aus dem Heiligen Land aufbewahrt wurden. Eine gleiche Truhe befand sich in Reinas Zimmer. Sie enthielt wichtige Familiendokumente, Silbergeschirr und bestickte Gewänder, die Reina von den Händlern von Birkenham bekommen hatte, dann ihre teuren Gewürze, den wenigen Schmuck und das Geld, das übriggeblieben war.
    Der Kamin war nicht beheizt, denn in diesem Raum hielten die Gobelins und Teppiche den Luftzug fern. Ein seltener Stuhl stand vor der Feuerstelle, ein Unikat wie die beiden an der Tafel des Lords, zudem gab es einen großen Fellteppich, verschiedene Sitzgelegenheiten und einen kleinen Tisch, auf dem ein Krug mit Wein stand. Die mächtige Badewanne war von ihrem Stellplatz in der Ecke hervorgeholt und mit heißem Wasser gefüllt worden, über dem noch der Dampf aufstieg. Dicke Badetücher lagen auf einem Hocker daneben, mit einem Stück frischer, importierter, süß duftender Seife, die ebenfalls von den Birkenham-Händlern stammte.
    »Möchten Sie … , daß ich Ihnen beim Baden helfe?« Glücklicherweise klang ihre Stimme so nervös, daß Ranulf dankend ablehnte und ihr somit die Möglichkeit gab, sich zu verabschieden. »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, mein Lord.«
    Sie war hinausgeschlüpft, ehe er ihre Absicht erkannte. Sie dachte, sie käme so leicht davon, doch das war ein Irrtum. Er hielt sie dicht vor ihrer eigenen Tür zurück, und sein zorniger Baß weckte zweifellos die Frauen, die in ihren Gemächern zwischen den Räumen der beiden schlummerten.
    »Was soll das heißen, Lady?«
    »Eine Erklärung dürfte wohl nicht nötig sein. Sie schlafen dort, ich schlafe hier – bis wir verheiratet sind.«
    »Wir sind verheiratet«, stellte er stirnrunzelnd fest.
    »Aber keiner hier weiß das, mein Lord, und sie waren damit einverstanden. Wollen Sie Aufsehen erregen, das meine Ehre beschmutzt, obwohl wir in wenigen Tagen noch einmal heiraten?«
    »Was passiert mit Ihrer Ehre, wenn das Hochzeitsbett nicht mit Blut befleckt ist, so daß es alle sehen können?« gab er zurück.
    Reina war auf diese Bemerkung vorbereitet und zog ein kleines Fläschchen aus ihrem Ärmel, das mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. »Das hier wird die Angelegenheit regeln. Nun noch einmal: gute Nacht.«
    Wenn sie sein Gesicht hätte sehen können, als sie die Tür vor seiner Nase schloß, hätte sie laut gelacht. Doch sie war momentan zu besorgt, er würde gegen die Tür trommeln und auf seinem ehelichen Recht bestehen.
    Das tat er aber nicht, und Reina gratulierte sich selbst zum Gewinn dieser kleinen Gnadenfrist. Allerdings weigerte sie sich, daran zu denken, was in ein paar Tagen geschehen würde, wenn sie dem rauhen Ehebett nicht mehr länger ausweichen konnte, das sie selbst gewählt hatte.

19

    »Komm, Ranulf, wenn du dauernd herummarschieren mußt, laß uns draußen an der Brustwehr entlanggehen«, schlug Walter vor.
    »Ich kann jetzt nicht hier weg.«
    »Dann setz dich wenigstens hin und schau nicht ständig auf die Tür. Sie öffnet sich darum nicht eher, wenn du sie pausenlos anstarrst. Außerdem könnte jemand deine Nervosität bemerken, wenn du dich nicht setzt.«
    Ranulf seufzte und nahm am Tisch neben Walter Platz, doch er konnte sich nicht entspannen. Die große Halle war überfüllt, seit Sir Henry spät an diesem Nachmittag mit einem Gefolge von zwanzig Rittern und ebenso vielen Knappen angekommen war. Die Anzahl der Damen hatte sich ebenfalls mehr als verdoppelt. Simons und Johns Frauen und Töchter, die Frauen der anderen Vasallen und Kastellane mit ihren Männern, sechs Damen in Begleitung von Sir Henry, seine Frau und zwei verheiratete Töchter inbegriffen – alle hatten sich in der weitläufigen Halle versammelt. Festtagsstimmung lag in der Luft, als habe die Hochzeitsfeier schon begonnen, doch die Heirat war für den nächsten Tag geplant.
    Die niedrigen Tische waren nach dem Essen hinausgetragen worden, und die meisten aus der Menge tanzten zu den anregenden Klängen einer Musikantengruppe, die in der Galerie etabliert war. Ein paar ältere Männer spielten trotz des Lärms Schach. Am anderen Ende der Halle vergnügten sich Knappen mit Würfelspielen. Und
    Diener bewegten sich zwischen den Gästen hin und her, um Bier-und Weinbecher nachzufüllen.
    Nun wurde Ranulf nicht mehr so intensiv beobachtet wie während des Essens,

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