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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wie können Sie hier protestieren, wenn es den Interessen des Grafen entspricht, einen Gefolgsmann zu haben, der nur ihm Treue schuldet, wie es auch bei meinem Vater der Fall war?«
    »Daran habe ich nicht gedacht, aber Sie haben recht.«
    Reina lächelte ihm zu. »Außerdem, Sir Henry, ist er reich. Er ist seit langem Söldner, und Sie wissen, wie begehrt diese Männer sind, nachdem so viele Edelleute die Kreuzzüge mitmachen.« Sie reichte ihm die Kopie des Heiratsvertrages, die er auf Schloß Shefford mitnehmen wollte. Als er die Passage über Ranulfs Barvermögen las, weiteten sich seine Augen.
    Reina nickte. »Er hätte sich längst Land kaufen können, doch er war immer damit beschäftigt, neues Geld hinzuzuverdienen. Er kann immer noch Besitz erwerben, wenn wir es für nötig halten. Glauben Sie, daß das noch wichtig ist?«
    »Nein, keineswegs. Sie hätten mir gleich sagen sollen, daß er so wohlhabend ist.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es sind seine Fähigkeiten, die für uns zählen.«
    »Stimmt, stimmt«, meinte er geistesabwesend, während er den Rest des Vertrages überflog. Dann sagte er: »Er gibt alles zurück? Wie ist es Ihrem Vater gelungen, ihn so weit zu bringen? Die meisten Männer kämpfen wie verrückt darum, nichts zu geben, aber er gibt Ihr ganzes Eigentum und auch noch seines in vollem Umfang zurück!«
    »Sie wissen, daß mein Vater nicht kleinlich war«, entgegnete sie. »Der Wortlaut stammt von Ranulf, der nicht will, daß seine Familie durch die Heirat Vorteile erringt. Es war zu unserem Nutzen, an dieser speziellen Bedingung nichts auszusetzen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte Sir Henry zu. »Ich habe nie einen Vertrag gesehen, der für die Braut vorteilhafter gewesen wäre. Lord Guy wird hocherfreut sein.«
    Ranulf drehte sich der Magen um, als er das selbstgefällige, kleine Lächeln sah, das auf Reinas Lippen lag, als sie mit Sir Henry in den Saal trat.
    »Shefford wird Ihre Lehenstreue mit Vergnügen annehmen, mein Lord«, sagte sie, und ihr Lächeln wurde strahlend.
    Er glaubte ihr nicht. Er konnte nicht. Sie würde nicht glücklich darüber sein, an ihm hängenzubleiben. Wie hätte sie froh sein sollen? Die Ernüchterung würde kommen – irgendwann zwischen diesem Augenblick und der morgigen Feier, vielleicht auch während der Feier, jedenfalls würde sie kommen.
    In dieser Nacht ging Ranulf voller Gram zu Bett, in der Überzeugung, das letzte Mal im Zimmer des Lords zu schlafen. Clydon sein Eigentum? Das war für kurze Zeit eine schöne Illusion gewesen.
    Am Morgen ließ er Lanzo als erstes sein Schwert schärfen. Falls er sich seinen Weg nach draußen erkämpfen mußte, so sollte es sein! Er ließ den Jungen auch die anderen warnen, damit sie vorbereitet waren. Walter lachte sich halb tot. Ranulf litt nicht unter der typischen Nervosität eines Bräutigams. Schließlich war das heutige Fest nur eine Formalität. Er war schon verheiratet – doch seine Frau würde das gern geändert wissen!
    Was sie getan hatte, war so grausam, daß einem die Worte dafür fehlten. Das scheinheilige Manöver sollte dazu dienen, ihn öffentlich zu verleugnen, sobald ihre Soldaten auf marschierten. Aber nein, sie mußte warten, bis Sheffords Bote mit noch weiteren Männern eintraf – bis dahin sollte Ranulf denken, Clydon könne tatsächlich ihm gehören, und Reina wolle ihn wirklich als ihren Herrn und Gebieter haben. Der einzige ehrliche Hinweis auf ihre Gefühle war zu erkennen gewesen, als sie sich weigerte, mit ihm das Bett zu teilen. Das hätte ihm als Warnung dienen sollen, anstatt ihn zu verwirren.
    Er nahm seine Hochzeitskleidung mit wenig Begeisterung entgegen, obwohl Lanzo vor Ehrfurcht fast in Ohnmacht fiel. Der königliche, purpurrote Samtmantel, mit weißem Hermelin eingefaßt, war feiner als alles, was er je besessen hatte; doch er hatte auch nie für teure Kleidung sein Geld verschwendet, denn es gab niemanden, den er hätte beeindrucken wollen, und er wußte bessere Möglichkeiten, sein Geld anzulegen. Das langärmelige Oberteil war von so vielen Silberfäden durchzogen, daß es aus der Ferne wie ein glitzerndes Silbergewand wirkte, obwohl es aus kostbarster, weißer Seide bestand. Selbst die Unterwäsche war von bester Qualität, und ein Gürtel mit einer Silberspange, die zu der Brosche des Königsmantels paßte – beide waren mit kleinen Edelsteinen besetzt –, vervollkommnete die prachtvolle Garderobe.
    Ihr hervorragender Sitz verriet, daß sie speziell für Ranulf

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