Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
gemerkt, daß das Vieh das Zimmer mit seinem Herrn teilte.
    »Es ist Ranulfs Lieblingstier«, erwiderte sie auf die empörte Frage Dame Hilarys.
    »Wirklich?« Eine der anderen Ladys kicherte.
    Auch Reina mußte lächeln. Wenn sie jetzt schon belustigt waren, sollten sie erst einmal sehen, wenn sich das häßliche Vieh um den Hals des Riesen wickelte.
    »Aber in diesem Stockwerk sind Tiere verboten«, erklärte Dame Hilary entschieden.
    Reina zuckte mit den Schultern. »Clydon hat jetzt einen neuen Herrn. Wenn er die Katze in seinem Zimmer wünscht, wer sollte es ihm verbieten?«
    »Sie, meine Lady.«
    Mein Gott, welches Vertrauen setzten die jungen Damen in sie! Wenn sie bemerkt hätten, wie rasch Reina sie um sich versammelt hatte, um die Hochzeitsnacht vorzubereiten, wären sie nicht so überzeugt gewesen, ihre Herrin könne eine räudige Katze aus ihren Gemächern verbannen. Natürlich nannte man das hier das Zimmer des Lords, aber die Schlafräume waren traditionsgemäß die Domäne der Lady. Sie würde etwas mitzureden haben, mit wem sie diese teilen wollte – neben ihrem Herrn, selbstverständlich.
    Sie sagte zu Dame Florette: »Nimm die Katze mit in die Küche, damit sie etwas warme Milch bekommt.« Dann fiel ihr ein, daß das der Köchin nicht passen würde, und sie fügte hinzu: »Erklär dem Küchenpersonal, wem das Tier gehört, damit es nicht in den Stall gejagt wird.«
    »Beißt es?« fragte die junge Witwe zögernd.
    Hilary packte die Katze im Nacken und warf sie Florette vor die Füße. »Wenn die Kreatur beißt, beiß du zurück.«
    Diese Bemerkung hatte allgemeines Gelächter zur Folge, und Reinas Nervosität verflüchtigte sich ein wenig, während die junge Frau mit einstimmte. Sie hatte schon die Entjungferung erlebt, die wohl das Schlimmste war, also brauchte sie sicher nicht mehr nervös zu sein – aber sie war es trotzdem. Vielleicht hätte sie den Wein ihres Mannes nicht so sehr verdünnen lassen sollen, daß er nur mehr aus gefärbtem Wasser bestand. Ranulf hätte sich mit einem kleinen Schwips gewiß mehr amüsiert und sie nicht so schnell nach oben geschickt. Möglicherweise hätte sie ihn heute auch nicht necken sollen. Er hatte sich den ganzen Tag über seltsam verhalten, wechselnd zwischen Benebelung und reinem Mißmut – nicht die rechte Stimmung, um Neckereien als Spaß zu akzeptieren, wie sie gedacht waren. Was konnte sie von einem ernsten, mürrischen Riesen erwarten? Wieder eine grobe und rasche Behandlung? Oder eine grobe und lange? Himmel, sie mußte irrsinnig gewesen sein, sich selbst so etwas anzutun! Oder vielleicht würde es überhaupt keinen Beischlaf geben? Dieser Gedanke richtete sie erheblich auf. Schließlich hatte sie Ranulf von dem Fläschchen mit ›Blut‹ erzählt, das für die Bettwäsche bestimmt war. Also mußte er nicht mit ihr schlafen, nur, weil jeder in Clydon das erwartete. Und er hatte nur gesagt, er wolle die Formalitäten hinter sich bringen, nicht daß er …
    Sie hatte sich selbst wieder in höchste Unruhe hineingesteigert, doch nachdem das von ihr als normal erwartet wurde, rief es nur sanfte Scherze oder auch ordinäre Anspielungen hervor, die der Situation angepaßt waren.
    Sie schwieg, während ihre Kleider entfernt wurden, doch als sie das silbrige Oberteil in Hilarys Hand sah, fiel ihr ein, daß ihr Mann seine neue Kleidung nicht einmal erwähnt hatte. Ihre Damen hatten viele Stunden an seinem Mantel und der Hose gearbeitet. Sie selbst hatte sein Oberteil genäht, damit es zu ihrem paßte. Warum sie sich diese Mühe gemacht hatte, wußte sie nicht, doch so etwas würde kaum noch einmal geschehen, wenn der Mann zu keiner Wertschätzung fähig war.
    Doch er hatte blendend ausgesehen! Mußte sie wirklich Worte des Dankes von ihm hören, nachdem sie so stolz auf ihn gewesen war?
    Sie seufzte und erinnerte sich daran, wo sie sich befand. Die Mädchen hatten ihr Seufzen nicht gehört. Sie waren damit beschäftigt, über die jeweiligen Witze zu kichern.
    Lady Margaret begann Reinas langes Haar zu kämmen, doch einen Moment später hörten sie die Männer kommen, und Reina wurde schnell ins Bett gesteckt. Dort mußte sie nun warten – wie die opferbereite Jungfrau auf dem Altar, und so kam sie sich auch vor.
    Üblicherweise wurde der Bräutigam auf den Schultern seiner fröhlichen Begleiter über die Türschwelle getragen, doch bei dem Riesen war das natürlich nicht möglich. Wenn Reina gewußt hätte, daß er seinerseits die Meute über die enge

Weitere Kostenlose Bücher