Fesseln der Leidenschaft
war doch nur Wollust, oder? Ganz gewiß. Jede andere Frau wäre recht gewesen, seinen Hunger zu stillen, obwohl sie ihn verursacht hatte. Warum hatte Ranulf ihr dann befohlen, das Fest zu verlassen, obwohl er für ein paar Minuten mit jeder Hure hätte davonschleichen können, ohne daß es im allgemeinen Trubel aufgefallen wäre?
Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als Reina mit den Fingerspitzen seine Brauen berührte. »Warum machen Sie das?«
»Was?«
»Die Stirn so oft runzeln, ohne ersichtlichen Grund. Wissen Sie, daß ich Sie noch nie lächeln sah?«
»Wenn Sie sich ein Lächeln wünschen, Lady, hätten Sie Walter heiraten müssen«, erwiderte er säuerlich.
»Ja, er besitzt einen gewissen heiteren Charme, doch ich habe Sie geheiratet.«
»Stimmt, aber warum? Diesmal möchte ich die Wahrheit hören, Lady, denn es war nicht so, daß Sie nur zwischen Rothwell und mir wählen konnten. Sie hatten seit Ihrer Rückkehr hierher genügend Gelegenheit, mich abzuschütteln.«
»Sie haben doch gehört, was ich meinen Vasallen erzählte. Das war die Wahrheit, Ranulf. Ich finde, daß Sie für Clydon die bessere Wahl sind.«
»Und für Sie selbst?«
»Clydon kommt zuerst.«
Sie hatte einen Moment gezögert, und die Antwort fiel sehr unbefriedigend aus. Doch er beschloß, nicht den Atem anzuhalten und seinerseits auf ein Kompliment zu hoffen. Sie hatte ihm nie zu verstehen gegeben, daß sie ihn für sich haben wollte. Sie war die erste Frau in seinem Leben, die sich nicht wenigstens ein bißchen für ihn interessierte. Und er hatte sie geheiratet, eine Frau, die Furcht zeigte, wenn sie sich freuen sollte, die kühn war, wenn Angst ihr besser angestanden hätte, und die versuchte, ihn zu meiden, vor allem sein Bett, wenn andere Frauen darum kämpften hineinzukommen. Nun, jetzt war sie darin, und ob es ihr gefiel oder nicht, er würde sie besitzen.
»Haben Sie immer noch Angst?« fragte er kurz.
»Nein.«
»Gut, denn Sie haben mich mit diesen Dummheiten lange genug warten lassen.«
»Ich finde nicht, daß … «
»Himmel, widersprechen Sie jetzt nicht, Lady!«
Sie gab einen Ton von sich, der verdächtig nach einem Kichern klang, aber Ranulf kümmerte sich nicht darum. Er hatte seine Begierde so lange zurückgehalten, weil er, um ehrlich zu sein, nicht wollte, daß Reina ihn fürchtete, jedenfalls nicht im Bett. Doch während er mit ihr geredet hatte, um sie zu beruhigen, war sein Blick immer wieder von dem Flaum zwischen ihren Beinen angezogen worden. Es war ein schwarzes, glänzendes Büschel auf dem Hintergrund weißer Haut, ein Magnet für seine Augen – und für berührende Hände.
Reina sog scharf die Luft ein, als sein Finger in sie eindrang. Doch nicht deshalb hielt Ranulf inne. Die junge Frau war trocken, ohne einen Tropfen Feuchtigkeit, der ihn hätte ermuntern können. So etwas hatte der Riese noch nie erlebt.
Obwohl sie wußte, was geschehen würde, war sie nicht bereit für ihn. Das bedeutete eine frustrierende Tatsache, zumal sein eigener Drang keine Spur nachgelassen hatte. Und was wußte er schon, wie man eine Frau stimulierte, vor allem eine Lady? Meistens war er es gewesen, der nicht so schnell zur Verfügung stand – nicht umgekehrt. Aber er hätte damit rechnen müssen bei einem weiblichen Wesen, dem er so vollkommen gleichgültig war.
Plötzlich schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, und er sah Reina scharf an. »Waren Sie auch letztesmal so unvorbereitet?«
Wenn ja, mußten ihre Schmerzen gewaltig gewesen sein, was ihre vorherige Angst und ihr Zögern erklärte.
Doch ihre Antwort bestand aus einem Erröten, das sich sogar über ihre hübschen Brüste ausbreitete, und hier handelte es sich um eine Lady, die nicht so leicht in Verlegenheit geriet.
Irrte er sich? War der kleine General doch nicht so immun ihm gegenüber, wie es schien? Noch während er überlegte, versank sein Finger in warmer Feuchtigkeit, ohne daß er ihn bewegt hatte, und Reinas Erröten steigerte sich.
Ranulf lachte spontan. Er war erleichtert und … entzückt. Das überraschte seine Frau, und sie betrachtete ihn, als sei er geistesgestört, doch das war ihm egal.
»Ist etwas nicht in Ordnung, mein Lord?«
»Doch, alles ist genau richtig.«
Er lehnte sich zurück, um seine Hose auszuziehen, doch sein Blick ruhte weiter auf ihr. Er war ungeduldig wie beim erstenmal. Und Reina wollte ihn haben! Er war also nicht nur für Clydon bestimmt. Hah! Die kleine Hexe kam ihm keinen Zentimeter entgegen, sie ließ ihn
Weitere Kostenlose Bücher