Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
einsetzen könnten, womit auch das Militär experimentiert. Eric hat ein paar Witze über alte Fernsehsendungen gemacht und dass es wirklich möglich ist, intern Bionik einzusetzen. Er hat gesagt, es seien bereits Versuche unternommen worden, durch eine ›intelligente Armmanschette‹ Bewegungen der existierenden Muskeln
aufzugreifen und sie zu erfassen und diese Ansätze dafür zu nutzen, Bewegungen des entsprechenden Körperteils auszulösen, aber rein theoretisch sei es möglich, dass sich Nerven regenerieren oder sie zu stimulieren, damit die Bionik-Elemente ausschließlich über mein eigenes Gehirn und meinen eigenen Körper gesteuert würden. Das war der Ansatzpunkt, von dem aus sich die Idee weiterentwickelt hat.« Er nahm ihr Kinn, als sie den Blick senkte, um ihm nicht mehr in die Augen schauen zu müssen. »Was hast du in Whitneys Büro gesehen? Was wolltest du mir sagen?«
Sie schloss einen Moment lang die Augen und schüttelte den Kopf, weil sie nicht wollte, dass er es erfuhr, doch dann wurde ihr klar, dass sie gar keine andere Wahl hatte. Sie musste es ihm um seiner eigenen Sicherheit willen sagen. Jetzt begriff sie, dass es wirklich schwierig war, einen anderen Menschen zu lieben. Sie rückte vorsichtshalber von ihm ab, denn sie würde gestehen müssen, dass sie eine vorsätzliche Tötung geplant hatte. Wenn Jesse das nicht verstehen konnte und sie dafür verurteilte, bestand für sie beide ohnehin nicht die geringste Hoffnung. Sie blickte auf das sprudelnde Wasser hinunter.
»Whitney hatte mir den Befehl erteilt, einen Senator der Vereinigten Staaten und seine Frau kaltzumachen. Ich wusste, dass ich fliehen musste. Es war ganz ausgeschlossen, dass Whitney mich einfach laufenlassen würde. Früher oder später würde er mich aufspüren und mich entweder töten oder mich wieder an sich bringen, und daher habe ich beschlossen, da ich nun schon mal eine Mörderin war und mein Leben am besten dadurch retten konnte, dass ich Whitney tötete, würde ich das vor meiner Flucht tun müssen.«
Sie warf einen verstohlenen Blick auf sein ausdrucksloses Gesicht. Jesse wartete schweigend und gab ihr keinerlei Hinweis darauf, was er dachte oder empfand. Sie feuchtete ihre Lippen an und zwang sich weiterzusprechen. »Ich kannte seinen Tagesablauf in der Forschungseinrichtung, und daher habe ich seine Rückkehr erwartet. Er hat sich immer am späten Abend in sein Büro zurückgezogen, um zu arbeiten. Die Sicherheitsmaßnahmen waren ganz unglaublich, und er hatte seine eigenen persönlichen Wachen – genmanipulierte Soldaten.«
»Was glaubst du, wie viele Personen ihre Befehle von Whitney persönlich entgegennehmen?«
»Vielleicht zehn genmanipulierte Soldaten. Er hat zwei Teams, die er ständig um sich hat. Sie reisen mit ihm und haben für seinen persönlichen Gebrauch zur Verfügung zu stehen, aber sie sind auch für seinen Schutz verantwortlich. Er hat noch andere, aber die werden im Auftrag der Regierung zu Einsätzen geschickt. Die Männer, die er ständig um sich hat, sind ganz anders.«
Jesse schnappte hörbar nach Luft. »Das heißt also, außer Rylands Team und unserem gibt es auch noch andere?«
»Mindestens zwei weitere Teams, von denen ich mit Sicherheit weiß, und dann auch noch Whitneys Wachen. Die Männer in den Teams sind nicht eure Feinde, Jesse. Sie sind in derselben Situation wie ihr. Sie sind Angehörige des Militärs, und sie führen Geheimaufträge aus.«
Er nickte. »Sprich weiter. Was hast du gesehen, als du in seinem Büro warst?«
»Er hatte zwei Ordner auf seinem Schreibtisch liegen. Einer davon war eine Akte über Bionik.«
Jesse nahm eine andere Haltung ein, und sein Blick
wurde stechend. »Und worum ging es in dem anderen Ordner?«
»Um den Senator und seine Frau. Die ich töten sollte. Er hatte ein Bild von ihnen, auf dem sie mit einem Rotstift eingekreist waren, und es war eine sehr dicke Akte.«
Das Sprühen der Düsen und das Ticken der Wanduhr waren die einzigen Geräusche. Jesse sah ihr in die Augen. »Konntest du die Akten lesen?«
Sie nickte. »Ich habe sie gelesen. Ich dachte mir, ich warte, bis er zurückkommt, und daher habe ich mich unter seinem Schreibtisch verkrochen und mir die Zeit mit Lesen vertrieben. Er ist nicht zurückgekommen. Anscheinend hatte er das Büro abgeschlossen und die Einrichtung wegen anderer Angelegenheiten verlassen.«
»Saber.« Jesse sah ihr mit Habichtsaugen ins Gesicht und durchbohrte sie mit seinem Blick, kalt und distanziert. »Dr.
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