Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Supersoldaten und schon gar nicht Whitney, dieser Lump.
13
REGEN BEGRÜSSTE SIE, als sie aus der Garage fuhren und sich auf den Weg zu Patsys Haus machten. Die Großeltern von Jesse und Patsy hatten beiden ein beträchtliches Vermögen hinterlassen, und Patsy wohnte nur wenige Meilen von ihrem Bruder entfernt. Ihre hintere Grundstücksgrenze traf auf dieselbe dicht bewaldete Gegend, an die auch Jesses Haus grenzte. Als Jesses Beine beschädigt worden waren, hatte sie einen Monat später dieses Anwesen in seiner Nähe gekauft und einen Anteil an dem Rundfunksender erworben. Tatsächlich dauerte es länger, zu ihrem Haus zu fahren, als durch den Wald hinzulaufen, da sie den Straßen folgen und Umwege fahren mussten.
»Was werden wir ihr sagen?«, fragte Saber.
»Woher soll ich das wissen?«, fauchte Jesse und warf ihr gleich darauf einen schnellen bedauernden Blick zu, um seiner Bemerkung einen Teil der Schärfe zu nehmen. »Ich weiß es nicht, aber mir wird schon etwas einfallen.«
Saber schluckte schwer und starrte aus dem Fenster in den strömenden Regen hinaus. Das Unwetter kam rasch näher. Die Wettervorhersage hatte schon seit ein paar Tagen einen beträchtlichen Sturm angekündigt, und jetzt war er endlich da, und die Sterne und der Mond wurden durch den dichten Nebel verborgen. Blitze äderten die Unterseite der unheilvollen dunklen Wolken, die über
ihnen wogten, und ein Schauer des Unbehagens lief ihr über den Rücken. »Es tut mir leid, Jesse. Ich hätte eine Möglichkeit finden sollen, wie ich es Patsy beibringen kann, ohne meine bestens geschulten parapsychologischen Fähigkeiten zu verraten.«
»Ich bin nicht wütend auf dich, Saber, sondern auf die ganze Situation. Und ich habe keine Ahnung, was ich Patsy um vier Uhr morgens sagen soll, aber ich muss hinfahren. Ich habe das Gefühl, die Zeit drängt, was vermutlich Blödsinn ist, aber ich kann einfach kein Risiko eingehen, wenn ihr Leben in Gefahr sein könnte.«
»Sie ist deine Schwester. Und ich halte es für das Beste, es ihr gleich zu sagen und sie in ein Krankenhaus zu bringen. « Sie gähnte. »Ich bin tatsächlich müde. Es ist noch dunkel, und ich bin müde. Das ist ganz erstaunlich.«
Er streckte einen Arm aus und ließ seine Finger über ihren Handrücken gleiten. Ihr wurde ganz flau im Magen. Das war die erste zärtliche Geste, mit der er ihr seine Zuneigung zeigte, seit sie ihm enthüllt hatte, mit dem Herzen seiner Schwester stimmte ihrer Meinung nach etwas nicht, und sie war sofort wieder froh. Es war schon seltsam, sich etwas aus einem anderen Menschen zu machen. Man wurde völlig davon eingenommen, ob es einem nun passte oder nicht. Ihre Zuneigung und ihr Beschützerinstinkt bezogen nämlich auch seine Schwester mit ein.
»Ich hatte mich darauf gefreut, neben dir einzuschlafen. Mich begeistert die Vorstellung, mit dir in meinem Bett aufzuwachen, dich in meinen Armen zu halten und als Erstes nach dem Aufwachen dein Gesicht zu sehen.«
Es war nicht fair, dass er solche Dinge zu ihr sagen und ihren Körper damit auf Hochtouren bringen konnte. Aber noch unfairer war, wie er ihr Herz und ihre Seele
dazu brachte, sich ihm entgegenzurecken. Ihn zu brauchen. Es war eine solche Ironie, wenn man bedachte, wie unabhängig sie immer gewesen war. Wenn man bedachte, wie hart sie um ihre Freiheit gekämpft hatte. Und jetzt hielt Jesse sie so mühelos fest, als säße sie in einem Käfig.
Blitze zuckten über den Himmel, und wenige Sekunden später krachte der Donner. Die Scheibenwischer waren dem strömenden Regen kaum gewachsen. Normalerweise genoss sie Unwetter, doch diesmal pochte ihr Herz heftig, und ihr Mund wurde trocken.
Jesse fuhr über das gewundene Sträßchen durch die dichten Bäume des bewaldeten Gebiets, das sein Grundstück von dem seiner Schwester trennte. »Bedaure nicht, dass du mich liebst, Saber.«
Sie reagierte darauf mit einem übertriebenen Zusammenzucken. »Sprich nicht von Liebe, Drachentöter. Daran habe ich mich noch nicht wirklich gewöhnt, und ich muss mich erst langsam mit dem Gedanken anfreunden.«
»Du bist verrückt nach mir.«
»Ich bin verrückt, in dem Punkt stimme ich dir zu. Was das Übrige angeht …« Sie ließ ihren Satz absichtlich unbeendet in der Luft hängen und wartete darauf, sein Gelächter zu hören.
Sie liebte den Klang seiner Stimme und hatte den Eindruck, sie strömte durch ihren Körper und erfüllte sie mit Wärme und einem Gefühl von Frieden – und inneren Frieden brauchte sie
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