Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Fähigkeit, Gegenstände von der Stelle zu bewegen, nicht entwickelt, und doch ist sie bei dir inzwischen unglaublich stark ausgeprägt. Du ›dachtest‹, du könntest es vielleicht, und du hast ein bisschen damit rumgespielt, aber da du nicht die Zeit hattest, hast du dich gar nicht erst wirklich damit abgegeben. Es gibt so viele andere mit verborgenen Talenten, die sie nicht einmal ansatzweise entwickelt haben. Wenn Saber sagt, Eric behandelt sie anders als die Übrigen, käme ich niemals auf den Gedanken, sie sei paranoid. Ich würde ihr glauben.«
Er wollte ihr nicht glauben, weil er die Konsequenzen nicht akzeptieren wollte. Logan wusste Bescheid. Logan wusste es ganz bestimmt. War es möglich, dass er es Eric gesagt hatte? Jesse rieb sich wieder den Kopf. Er war zu
müde, um klar zu denken. »Ich brauche dringend Schlaf, Lily.«
»Ich weiß.« Lily packte ihre Sachen zusammen. »Wie klappt es mit den Beinen?«
»Es ist frustrierend. Ich glaube allmählich, wir hätten das mit dem Impulsgeber machen sollen, obwohl es große Einschränkungen mit sich gebracht hätte. Ich kann so nicht länger laufen, und Verlass ist erst recht nicht darauf.« Gegen seinen Willen waren ihm die Frustration und die Wut anzuhören.
Eric kam zurück und lehnte sich an den Türrahmen. »Setzen Sie Visualisierung ein? Benutzen Sie Ihre übersinnlichen Fähigkeiten, um die Nervenbahnen wiederaufzubauen? «
Jesse bedachte ihn mit einem drohenden Blick. Er war nicht dazu aufgelegt, sich Vorträge halten zu lassen. Er hatte sein Vorstellungsvermögen derart überstrapaziert, dass es hätte genügen müssen, um fünfzig Beine in Bewegung zu setzen, und er saß immer noch im Rollstuhl und leistete sich zwischendurch Stürze, die Kopfwunden nach sich zogen und ihn vor seinen Freunden und vor Saber demütigten. Er wollte sich jetzt keinen Blödsinn anhören, noch nicht einmal von einem Freund.
Eric hob beschwichtigend die Hand. »Reißen Sie mir nicht den Kopf ab, ich wollte Ihnen doch nur helfen.«
»Lassen Sie das lieber bleiben.« Jesse sah ihn finster an. »Wer hat Ihnen eigentlich Näheres über Saber erzählt?«
Lilys Hände hielten in der Bewegung inne. Sie ließ sie auf ihre Arzttasche sinken, drehte sich um und sah Eric an. Der Arzt stand da, fühlte sich sichtlich unwohl und stieß mit den Zehen gegen den Türrahmen. Er zuckte die Achseln. Jesse sagte nichts und wartete, doch er bestand
auf einer Antwort, denn wer auch immer ihr Geheimnis ausgeplaudert hatte, würde die schlimmste Tracht Prügel in seinem ganzen Leben beziehen.
Eric zog die Brauen zusammen. »Wie zum Teufel sollte ich mich daran erinnern können? Ich habe mit Ihnen allen ständig zu tun. Spielt das eine Rolle?«
»Wenn sie sich Ihretwegen in ihrem eigenen Haus unwohl fühlt, dann spielt es eine Rolle.«
Ein gereizter Ausdruck zog über Lamberts Gesicht. »Das ist Ihr Haus, Jesse. Ich war im Lauf des letzten Jahres Hunderte von Malen hier. Sie ist nicht wie der Rest von Ihnen, und das sollten Sie wissen. Und wenn sich im Moment jemand unwohl in diesem Haus fühlen sollte, dann wären das, offen gesagt, Sie. Denn solange sie hier wohnt, bringen Sie Ihr Leben und das Leben aller, die hierherkommen, in Gefahr.«
»Was zum Teufel soll das heißen?« Jesse drehte seinen Stuhl, um seinem Arzt direkt ins Gesicht zu sehen.
Eric richtete sich auf, erwiderte den Blick und war nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen. »Was glauben Sie wohl, was das heißen soll? Sie tötet mit einer einzigen Berührung. Was passiert, wenn sie ihres Mannes langsam überdrüssig wird? Oder wenn sie wütend wird und die Selbstbeherrschung verliert? Sie könnte Sie töten, während Sie schlafen. Indem sie einfach nur Ihre Hand hält. Sich vorbeugt, um Ihnen einen Gutenachtkuss zu geben. Der Rest von Ihnen ist gründlich ausgebildet. Diszipliniert. Sie ist unberechenbar, Jesse, eine unbekannte Größe, die sich keiner der Schattengänger leisten kann.«
»Sie wissen nicht mal, wovon zum Teufel Sie reden.«
»Ganz im Gegenteil, ich weiß tatsächlich Bescheid über sie. Sie ist eine gemeingefährliche Mordwaffe. Lily ist
auch der Meinung, aber sie ist zu höflich, um es Ihnen zu sagen. Ich bin Ihr Freund, und ich will nicht, dass Sie sterben.«
»Wir alle sind Mordwaffen, Eric.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nicht so wie sie. Sie ist tödlich, Jesse, und sie hat Sie derart um ihren kleinen Finger gewickelt, dass Sie es nicht nur nicht glauben, sondern dass Ihnen die
Weitere Kostenlose Bücher