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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Mr. Emerson einmal sagte, der ganze Staat South Carolina ist weni ger wert als das Leben eines einzigen Harvard-Studenten«, schnarrte Daniel.
    Heath erbleichte. In seinen Augen funkelte eine Glut aus dem gleichen Stolz geboren, der seine Landsleute dazu getrieben hatte weiterzukämpfen, lange nachdem ihre Sache verloren war. Doch seine Fäuste, die er bei seiner hitzigen Entgegnung geballt hatte, lösten sich., »In South Carolina gibt es eine Menge tapferer und gebildeter Männer«, erklärte er und lächelte seltsam. »Sogar einige HarvardAbsolventen … Mr. Collier.«
    Mit diesen Worten verließ er den Raum und hinter ihm setzte das wütende Stimmengewirr der aufgebrachten Zuhörer ein. Lucy floh durch die Küche zu Hinterausgang und stolperte beinahe über den Zementblock, an dem die Pferde angepflockt wurden, als sie, um die Hausecke zur Straße bog. »Heath … Warten Sie bitte …« Er blieb stehen und wandte sich bedächtig, nach ihr um. Die kahlen Äste einer Ulme zeichnete dunkle Schatten über sein ausdrucksloses Gesicht. »Sie hatten Recht«, keuchte Lucy atemlos und blickte mit großen, vor Sorge verdunkelten Augen zu ihm auf. »Eine Menge von dem, was Sie sagten, war richtig. Aber Sie müssen vorsichtig sein mit dem, was Sie sagen. Sie wissen doch, wie die Leute hier über den Krieg denken und wie hoch in Ehren sie Mr. Emerson halten. Niemals würde jemand ihm offen ins Gesicht sagen, dass er sich irrt.«
    »Einer muss es tun.«
    »Sie haben heute Abend nur eine Seite von ihm erlebt. Sie wissen nicht, was für ein gütiger, liebenswerter Mann er ist. Sie sollten ihn sehen, wenn er auf der Straße stehen bleibt und sich mit kleinen Kindern unterhält. Er lässt niemand im Stich, der in Not ist. Er hat so viel Gutes für unsere Stadt getan. Er ist gütig und …«
    »Bitte«, unterbrach Heath sie ungeduldig und hob abwehrend die Hand. »Keine Vorträge.«
    »Er ist der beliebteste Bürger unserer Stadt. Meine Güte, eine wirksamere Methode hätten Sie sich kaum ausdenken können, um die Leute zu veranlassen, Sie aus Concord zu vertreiben. Daniel und seine Freunde …«
    »Na, wenn schon! Ihnen kann es doch egal sein«, meinte er gleichmütig. Nur der harte Zug um seinen Mund verriet ihn. Er wirkte plötzlich einsam und verloren und Lucy durchfuhr ein schmerzhafter Stich des Mitleids. Sie legte ihm ihre schmale Hand tröstend auf den Arm.
    »Warum sind Sie nach Concord gekommen?«, fragte sie leise. »Warum sind Sie nicht im Süden geblieben bei Ihrer Familie, bei den Menschen, die Sie gern haben und schätzen …«
    »Nein«, fiel er ihr ins Wort und zuckte vor ihrer Berührung zurück. »Machen Sie mir kein Theater vor, Lucy.« Er lachte trocken.
    »Ich mache Ihnen nichts vor. Sie haben mir einmal geholfen und ich wünschte, Ihnen helfen zu können.«
    In ihrem Blick lag Besorgnis, ihr helles Gesicht wirkte beinahe durchsichtig im bleichen Mondlicht. Und plötzlich war aller Spott aus Heath Zügen gewichen. Lucy kannte niemand, der so jäh die Stimmung wechselte. Seine Sorglosigkeit hatte sich in Bitterkeit verwandelt. Erschrocken wich Lucy einen Schritt zurück.
    »Sie können«, antwortete er heiser. »Sie können mir! verdammt noch mal helfen.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie in die schmale Gasse zwischen zwei Häusern in die Dunkelheit. Lucy versteifte sich vor Angst.
    »Nein, tun Sie es nicht!«
    Seine Arme hielten sie umschlungen, sein Atem hauchte heiß an ihrem Hals. »Nur zu!«, raunte er. »Schreien Sie! Schlagen Sie mich … Dann geht die ganze Meute auf mich los. Und es ist mir verdammt egal, Süße. Es ist mir egal …«
    Sein Mund nahm den ihren gierig und hart in Besitz. Lucy wehrte sich verbissen. Die Nacht hüllte sie ein wie ein Samtumhang, die Finsternis drohte sie zu ersticken. Verzweifelt krallte sie die Finger in sein Nackenhaar. Sein Kuss wurde weich, der schmerzhafte Druck verwandelte sich in ein süßes, warmes Erkunden wie beim ersten Mal.
    Er brauchte sie, um seine Schmerzen zu lindern, begriff Lucy plötzlich. Sie hörte auf, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, ihre erstickten Protestschreie wurden ein weiches Stöhnen.
    Sie entspannte sich und schmiegte sich an ihn, aus Mitleid – ja, aus Sympathie, aus keinem anderen Grund. Dann umfingen seine Arme sie zärtlicher, wie um sie zu beschützen. Sein Kopf neigte sich tiefer, sein Mund begann mit ihren Lippen zu spielen. Lucy stöhnte kehlig, gab sich den Wonnen hin, die sie durchrieselten. Ihr Mund, ihre Zunge

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