Fesseln der Sehnsucht
reagierten auf jede seiner Liebkosungen, i Verstand hörte auf zu arbeiten, sie war nicht mehr sie selbst. Ihre Hände gruben sich in sein seidiges Haar. Sanft, unendlich sanft presste er ihren Körper an sich, seine warme Hand glitt ihren Rücken entlang und wölbte sich um die Rundung ihres Gesäßes. Ihr Körper schien mit seinem zu verschmelzen, als seien sie füreinander geschaffen. Ihr Busen wogte an seiner stählernen Brust. Ihre Hüften schmiegten sich an sein Becken, bis sie die harte Länge seiner Erregung spürte. Er zog sie noch enger an sich, sein Zorn Wandelte sich in fiebriges Verlangen.
»Es ist eine Sünde …«, japste sie, als sein Mund sich löste und ihre Kehle liebkoste. Sie neigte den Kopf zur Seite und barg die Wange an seiner Schulter, während seine Lippen ihre zarte Haut benagten, seine Zunge in die kleine Vertiefung an ihrer Halsbeuge tauchte. Er weckte Empfindungen in ihr, von denen sie bisher keine Ahnung hatte, Empfindungen, die sündig und verboten waren. Er hatte kein Recht, sie so zu berühren, und sie hatte kein Recht, ihn zu ermuntern, es zu tun. »Hören Sie auf«, wisperte sie, während ihr Körper sehnsüchtig danach verlangte, ihn gewähren zu lassen. Sein Mund kehrte zu ihrem zurück. Heath umfing ihr Gesicht mit beiden Händen und forderte einen letzten, atemlosen Kuss. Dann hob und senkte seine Brust sich in einem stockenden Seufzer und er ließ von ihr ab.
»Es ist nicht meine Schuld«, murmelte Heath und Lucy taumelte nach hinten, bis ihr Rücken gegen die Hauswand stieß. Ihr Herzschlag pochte hämmernd gegen ihre Schläfen, übertönte beinahe seine dunkle, heisere Stimme. »Ich kann ebenso wenig etwas dafür wie Sie. Bitte folgen Sie mir nicht mehr, denn jetzt wissen Sie, was Sie zu erwarten haben.«
Lucy stand reglos, hielt die Hände an ihr rasendes Herz gepresst.
»Gehen Sie zu Ihrem Vater zurück«, befahl er schroff. »Und zu Daniel. Gehen Sie!«
Lucy taumelte zur Straße zurück, ihre Füße bewegten sich schneller und schneller, als sie in die Geborgenheit ihrer Welt floh.
Lucy konnte sich die sündige Faszination nicht erklären, die Heath Rayne auf sie ausübte, und ebenso wenig vermochte sie sich davon zu befreien. Man nannte ihn jetzt in der ganzen Stadt ›den Konföderierten‹. je seltener sie ihn sah, desto öfter dachte sie an ihn. Er ging, ihr vermutlich absichtlich aus dem Weg, da er nie den Laden betrat, wenn sie ihrem Vater half. Und er warf, nicht einmal einen flüchtigen Blick in ihre Richtung, wenn sie einander zufällig begegneten. Vielleicht war, es besser so.
Rasch verbreiteten sich Gerüchte über ihn; Heath Rayne war ein überaus beliebtes Gesprächsthema. Man sagte ihm nach, ein leichtlebiger Bursche zu sein. Mrs. Brooks erzählte, sie und ihr Gatte hätten den Konföderierten in Boston in Begleitung einer eleganten Dame gesehen. Und einige junge Herren der feinen Gesellschaft hatten angeblich mit ihm ein Tanzlokal in Lowell besucht und hinterher nach Schnaps und billigem Parfüm gerochen. Heath Rayne war bald als hitzköpfiger Tunichtgut verschrien, der in den Norden gekommen war, um Unruhe zu stiften. Doch niemand wusste eine Antwort auf zwei Fragen, die alle brennend interessierten: Wer war er? Und wovon lebte er eigentlich? Er ging anscheinend keiner geregelten Arbeit nach, verfügte jedoch über ausreichende Geldmittel, da er stets elegant gekleidet war und ziemlich locker mit Geld umging.
Dann wurde es still um Heath, aus dem einfachen, Grund, da er ohne Angabe von Gründen nach Boston gereist war, wo er sich zwei Monate aufhielt. Die Wochen schlichen träge dahin und die Gerüchte um ihn verstummten allmählich, da sie durch nichts geschürt wurden. Sein grauer Wallach war in einem Mietstall untergebracht, was bedeutete, dass Mr. Rayne die Absicht hatte zurückzukehren. Lucy begann sich damit abzufinden, ihn nie wieder zu sehen, verdrängte ihn aus ihren Gedanken und widmete sich verstärkt den Aufgaben, die ihr als Lucas Caldwells Tochter und Daniels Verlobter zukamen. Sie besuchte jeden Dienstag den Frauenclub, machte sich im Wohltätigkeitsverein nützlich und versäumte kein Treffen des Literaturzirkels. Daniel begleitete sie gelegentlich zu Tanzveranstaltungen, die von verschiedenen Organisationen beinahe wöchentlich ausgerichtet wurden.
Der Wohltätigkeitsverein veranstaltete seinen alljährlichen Ball, um Spenden für die Armen und Notleidenden zu sammeln. Der Eintritt kostete zehn Cents pro Person, für Familien
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