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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Hotels von St. Helier waren selbstverständlich gut geölt.
    »Hallo«, sagte sie dümmlich. Dabei hatte sie ihn erst vor einer halben Stunde mit seinem Brandy alleine gelassen, nachdem sie den ganzen Tag miteinander verbracht hatten, ohne auf das, was heute Nacht passieren würde, einzugehen.
    Sein wunderschöner Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln, das sich in ihrem sehnsüchtigen Herzen unauslöschlich eingeprägt hatte. »Hallo.«
    Er stand hemdsärmelig und mit seiner Hose bekleidet im Raum. Sein Kragen war geöffnet, darunter trat eine breite Brust mit sich kräuselnden, dunklen Haaren zum Vorschein. Der Anblick schockierte sie. Sie war davon ausgegangen, dass er wie die Marmorstatuen in der Empfangshalle von Marley Place nicht behaart war. Seine langen, schmalen Füße waren nackt. Er trug noch immer seine feinen, hellbraunen Handschuhe aus Ziegenleder.
    Mit einem schweifenden Blick betrachtete sie ihn und war sich bewusst, dass er das Gleiche mit ihr tat. Was sah er? Sie hatte die Decke bis zu den Schultern hochgezogen, während sie sich gegen das mit Schnitzereien verzierte Kopfteil des Eichenbettes lehnte. Sie hatte ihr Haar wie immer zu einem Zopf geflochten, da sie es für nicht angemessen hielt, es offen zu tragen. Es hätte zu sehr an eine Braut erinnert, und als solche fühlte sie sich nicht einmal im Entferntesten.
    Sie überwand ihre lähmende Schüchternheit und warf wieder einen Blick auf sein Gesicht. Seine flüchtige Erheiterung war verschwunden. Er war blass, und der verräterische Muskel zuckte in seiner schmalen Wange.
    »Was … was soll ich tun?«, fragte sie fast lautlos.
    Warum, o Gott, warum musste das so peinlich sein? Sicherlich vollzogen Menschen die Ehe - oder taten es auch ohne gesetzliche Feinheiten - die ganze Zeit. Dennoch, sie war so nervös, ihr war ganz schlecht.
    Er trat in den Raum und schloss die Tür hinter sich. »Leg dich hin. Schließ die Augen«, sagte er mit düsterer Stimme. »Ich versuche, es schnell zu machen.«
    Charis’ Herz zog sich vor Elend zusammen. Sie war sich sicher, wenn andere Menschen zusammenkamen, sagten sie mehr als das. Aber diese Menschen wollten natürlich auch das, was passieren sollte. Sie verkniff sich, etwas auf diese trostlose Derbheit zu erwidern.
    Er kam nicht näher. »Soll ich die Kerzen ausblasen?«
    Sie wollte schon den Kopf schütteln, nickte dann aber. »Ja, bitte.« Das, was getan werden musste, sollte besser im Dunkeln passieren.
    Sie beobachtete, wie er sich mit seiner üblichen katzen-ähnlichen Anmut durch das Zimmer bewegte. Und schon bald war die einzige Lichtquelle das im Kamin flackernde goldene Feuer.
    Er blieb neben dem Bett stehen. Sein Rücken war zum Feuer gerichtet, sodass sie seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zerzauste es. Sie brannte darauf, sich auf die Knie zu erheben und es wieder glatt zu machen. Aber selbstverständlich berührte sie ihn nicht.
    Das quälende Wissen darüber riss eine klaffende Wunde in ihr Herz, die so breit und so tief war wie das Meer, über das sie nach Jersey gefahren waren.
    »Wirst du … wirst du dich ausziehen?«, fragte sie unsicher.«
    »Nein.«
    Sie biss sich wieder auf die Lippen. Ihre Finger fassten verkrampft nach dem Laken, bis sie ihr wehtaten. Gideon stand so nahe, dass sie das ungleichmäßig zischende Geräusch seines Atems hören konnte. Sie betrachtete den großartigen Mann, den sie geheiratet hatte, und wünschte sich mit jeder Faser ihres Körpers überall zu sein, nur nicht hier.
    »Charis, ich muss die Decken wegziehen«, sagte er mit sanfter Bestimmtheit.
    Sie bemerkte, dass sie das Laken wie einen Schild hielt. Absurd. Sie stimmte zu. Er war ihretwegen hier, und es hatte ihn viel gekostet. Zu spät, um an dem Handel, den sie eingegangen war, zu mäkeln.
    »Natürlich.« Unter Mühen lockerte sie ihren klammernden Griff.
    Und die Betttücher wanderten hinunter und hinunter, bis Charis bis zu ihren nackten Zehen aufgedeckt war. Sie schloss die Augen, denn ihr fehlte der Mut, in Gideons Gesicht zu schauen. Unvermittelt wurde ihr heiß und ihre Wangen rot. Sie war unter ihrem Hemd nackt, was ihm sicherlich nicht entgangen war. Eine grässliche Mischung aus flatternden Nerven und Verlegenheit ließ sie starr und unbeweglich auf dem Bett liegen.
    Er war so still, als er neben dem Bett stand, dass sie noch nicht einmal seinen Atem hörte.
    Er hatte sie davor gewarnt, dass er ungeschickt sein würde. Sie war klug

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