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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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hinab zu den Klippen. In Anbetracht der Baufälligkeit des restlichen Anwesens vermutete Gideon, dass die Wege auch in keinem guten Zustand waren. Gefährlich für jemanden, der Penrhyn nicht kannte. Zum Teufel noch mal, wo waren die Leute, die auf sie aufpassen sollten?
    »Verflucht«, murmelte er und legte die dicken Geschäftsbücher beiseite. Er schnappte sich seine Handschuhe vom Schreibtisch und lief los.
    Charis saß auf einer altersschwachen Bank aus Stein, als sie Gideons entschlossene Schritte hörte. Er war in fürchterlicher Eile. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum. Besonders, weil er seit ihrer Ankunft so sehr darum bemüht war, ihr nicht über den Weg zu laufen. Sie versuchte sich einzureden, dass er beschäftigt war und sie nicht das Recht hatte, beleidigt zu sein. Doch instinktiv wusste sie, dass der Mangel an Kontakt nicht zufällig war.
    Schwer atmend stürzte er auf die Lichtung und hielt inne. Es schien, als würde er etwas suchen.
    Obwohl sie sich geschworen hatte, sich in seiner Gegenwart umsichtig zu verhalten und auch eine höfliche Fassade aufrechterhielt, wenn er ihr im Haus begegnete, schlug ihr Herz schnell, und der Gruß blieb ihr im Hals stecken. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn heute Morgen zu sehen, und sein Erscheinen brachte ihre guten Vorsätze mit einem Schlag ins Wanken.
    Er schaute zum Klippenrand, suchte die Lichtung ab und drehte sich schließlich in ihre Richtung. Über sein Gesicht huschte sichtliche Erleichterung. »Da sind Sie ja.«
    Immer wenn sie ihn sah, war es wie beim ersten Mal. Während sie aufs Neue bestürzt seine männliche Schönheit wahrnahm, schien die Welt unter ihren Füßen wegzubrechen, und sie hing frei im Raum. Das Gefühl war schwindelerregend, beängstigend, überwältigend.
    Seine onyxfarbenen Augen waren an diesem Tag klar, und er bewegte sich behände, was zu seinem langgliedrigen Körper passte. Er hatte die letzten Tage über viel Zeit draußen verbracht, und die Bewegung tat ihm gut.
    Sie schluckte, um den Kloß in ihrem Hals zu vertreiben, doch ihre Stimme kam trotzdem nur krächzend hervor. »Sir Gideon, ist etwas passiert?«
    »Ich habe gesehen, wie Sie hier hinuntergingen.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und brachte es so verführerisch durcheinander. »Ich war mir nicht sicher, in welchem Zustand der Klippenrand war.«
    Das Lächeln tat inzwischen kaum mehr weh. Nur noch ein bisschen. Der Spiegel im Schlafzimmer, in den sie einen kurzen Blick geworfen hatte, bevor sie nach draußen gegangen war, hatte ihr ein Gesicht offenbart, das sie endlich wieder als das ihre erkannte. »Sie sind also hierhergeeilt, um mich wieder einmal zu retten.« Sie unterdrückte die in ihr aufsteigende verbotene Freude über seine Suche.
    Aus seinem Hals drang ein nichtssagendes Geräusch. »Sie sehen besser aus.«
    »Mir geht es auch besser.« Sie fingerte nervös an dem Perlenring ihrer Mutter und versuchte, an etwas Gescheites zu denken, was sie sagen könnte. Ihr fiel nichts ein. Kaum zu glauben, dass sie einmal der gefeierte Mittelpunkt der Gesellschaft von Bath gewesen war. In Sir Gideons Gegenwart verhielt sie sich wie ein unbeholfenes Schulmädchen.
    »Das freut mich.« Dieses Halblächeln erschien auf seinen Lippen. Eigenartig - beunruhigend -, wie vertraut und liebenswert es war.
    Eine aufgeladene Stille senkte sich über sie. Sie wusste, sie verschlang ihn mit ihren Blicken. Was aber keinen Sinn ergab, war, dass er anscheinend genau das Gleiche tat. Dann erinnerte er sich an seinen Entschluss, auf Distanz zu bleiben.
    »Nun ja, entschuldigen Sie meine Störung.« Er klang steif, verlegen. »Da Sie nicht in direkter Gefahr schweben …«
    »Ich werde vorsichtig sein.«
    Sie wünschte sich, ihn zum Bleiben bewegen zu können. Absurd, sie waren Fremde, und doch hatte sie ihn in den letzten Tagen vermisst. Zu ihrer Schande musste sich Charis eingestehen, dass sie rot wurde, als hätte sie ihre törichte Sehnsucht laut ausgesprochen.
    Traurig wartete sie darauf, ihrer Einsamkeit überlassen zu werden. Doch er trat einen Schritt näher und deutete auf die prächtige Aussicht. Das Meer war blau und ruhig. Das leise Spiel der Wellen hörte sich an, als würde es ihre Unterhaltung untermalen. »Es sieht sanft aus, aber unterschätzen Sie nicht seine Gefahr.«
    »Ich kann mich kaum zurückhalten, alles zu erforschen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Penrhyn hat einen solch märchenhaften Charme.« Ihre sofortige

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