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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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Verbundenheit zu diesem Ort hatte sich nur noch verstärkt. Jede Nacht lauschte sie dem Rauschen des Meeres, wenn sie sich in ihrem vertäfelten Eckschlafzimmer zum Schlafen legte. »Wie bei Dornröschen.«
    Wieder dieses Halblächeln. Bei seinem Anblick setzte der Schlag ihres armen, sehnsüchtigen Herzens einmal aus. »Bei meiner Ehre, Miss Watson, es gibt hier keine schlafenden Prinzessinnen.«
    »Vielleicht einen Prinzen?«, fragte sie kokett und bedauerte sofort, nicht ihren Mund gehalten zu haben.
    Sein Gesichtsausdruck verschloss sich und rückte in weite Ferne. »Auch keine Prinzen.«
    Sie wartete darauf, dass er losstürmen würde, wie beim letzten Mal in der Bibliothek, doch er blieb stehen und schaute stirnrunzelnd zu Boden.
    Schließlich unterbrach sie die unangenehme Stille. »Welche Pläne haben Sie für das Anwesen?«
    Sein Blick war zurückhaltend, als er ihn auf sie richtete, doch zu ihrer Überraschung antwortete er ganz bereitwillig. »Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass es wieder profitabel sein kann. Das war es zumindest früher einmal. Das Holz im Wald ist gut, und obwohl das Land für den Ackerbau ziemlich nutzlos ist, können Schafe darauf weiden. Viele der erfahrenen Männer sind weg, aber wir könnten wieder eine Fischereiflotte aufbauen. Zuerst aber werde ich die Zinnminen wieder öffnen.«
    »Zinn?« Sie stützte sich auf ihre Arme. Es war für sie immer noch ungewohnt, sie wieder vollständig einsetzen zu können. Ab und zu schmerzte das Handgelenk noch, aber es funktionierte fast wieder ganz.
    »Ja.« Er rückte nahe genug an die Bank heran, um einen Fuß auf das eine Ende zu stellen. Dabei legte er einen Arm auf seinen Oberschenkel und beugte sich zu ihr vor. Ihm so nahe zu sein brachte ihre Haut zum Prickeln, und ihre Atmung wurde flach und ungleichmäßig. Sie betete darum, er würde es nicht bemerken. »Das Land ist voller ausgeschöpfter Gruben, aber es gibt immer noch Erzvorhaben. Die Trevithicks haben vom Meer und Zinn immer gut leben können.«
    Er sprach eigenartigerweise ohne großes Engagement, doch war sie von seiner emotionslosen Haltung zum Haus, die er sie glauben machen wollte, nicht überzeugt. Sie hatte sein Gesicht gesehen, als er es bei seiner Rückkehr erblickt hatte. »Werden Sie das Haus renovieren?«
    Zu ihrem Erstaunen leuchtete ein Flackern in seinen dunklen Augen auf. »Ich werde es abreißen und eine moderne Villa bauen.«
    Entsetzt sprang sie auf. »Das wäre ein unverzeihlicher Akt von Vandalismus.«
    Er lachte leise auf. »Nur Spaß, Miss Watson.« Zu ihrem Bedauern stellte er sich wieder gerade hin und rückte so aus ihrer Reichweite. »Ich habe Ihre Vorliebe für Penrhyn bemerkt.«
    Sie errötete und zog ihre Hände zurück. »Ich kann nicht glauben, dass es Ihnen egal ist. Man kann das Haus doch nur lieben.«
    Je mehr sie von Penryhns Herrn sah, umso mehr glaubte sie das auch von ihm. Wie sehr wünschte sie sich, ihm die Freude am Leben zurückgeben zu können. Doch die letzten Tage hatten gezeigt, dass sie für ihn nichts weiter als eine Pflicht war.
    »Es sind nur Steine und Mörtel«, sagte er sanft.
    »Sie werden anders darüber denken, wenn Sie einmal Kinder haben«, erwiderte sie heftig, auch wenn sie bei der Vorstellung, er könnte eine andere Frau heiraten, zusammenzuckte.
    Der kurze Moment der Ungezwungenheit löste sich in Luft auf. Seine Stimme war kurz angebunden. »Ich beabsichtige nicht zu heiraten.«
    »Natürlich werden Sie heiraten. Sie sind jung, gut aussehend …«
    Er brachte sie mit einer abweisenden Handbewegung zum Schweigen. »Bringen Sie mich nicht in Verlegenheit, Miss Watson.«
    Sein Sarkasmus tat weh, obwohl sie wusste, den Rüffel verdient zu haben. Ihre Wangen glühten vor Scham. Sie wünschte sich, ihre impulsiven Kommentare für sich zu behalten, doch irgendetwas an Gideon brachte sie dazu, in den ungünstigsten Momenten unbedachte Äußerungen von sich zu geben. Schon allein bei seinem Anblick löste sich ihr Vorsatz, Haltung zu wahren, in Wohlgefallen auf.
    »Es tut mir leid«, sagte sie kleinlaut. »Ich hatte kein Recht, so etwas zu sagen. Sie müssen denken, ich bin ein schlecht erzogener Wildfang.«
    »Nein.«
    Wie, nur nein? Was sollte sie damit anfangen? Was dachte er bloß von ihr? Sie unterdrückte die quälenden Fragen, die versuchten, an die Oberfläche zu gelangen. Sie hatte ihn bereits zu Genüge in Verlegenheit gebracht - und sich selbst auch. Verzweifelt suchte sie nach einem unverfänglichen Thema.

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