Fesseln der Sünde
Vater und Sir Harold tut mir leid. Wie traurig sind doch die Umstände, die Sie zu uns zurückgeführt haben.«
»Sir John, hat Ihr Besuch einen gesellschaftlichen Hintergrund?« Das Spiel hatte begonnen. Gideon hatte nicht vor, irgendetwas freiwillig preiszugeben.
Der Mann richtete sich auf und warf seinen beiden Begleitern einen verärgerten Blick zu. »Nicht ganz, obwohl ich Ihnen natürlich auch meine Aufwartung machen wollte.«
Es entstand eine peinliche Stille. Soweit das gute Benehmen es ihm erlaubte, zog Gideon seine Augenbrauen in Richtung der beiden Fremden hoch, die still und bedrohlich hinter Sir John standen.
Er hatte sie natürlich beobachtet, seit er den Raum betreten hatte. So wie sie ihn.
Er bemerkte, dass sein elegantes Erscheinungsbild sie überraschte. Gott sei Dank hatte er, nachdem er von Rangapindhi nach London zurückgekehrt war, verschiedene Schneider aufgesucht. Er wollte diesen Schuften zeigen, dass sie es mit einem Mann von Rang und Namen zu tun hatten.
Sir John räusperte sich angesichts der unangenehmen Situation. »Sir Gideon Trevithick, darf ich Ihnen Hubert Farrell, Lord Burkett, und seinen Bruder, Lord Felix Farrell, vorstellen?«
Lord Burkett? Gütiger Gott, der ältere Bruder war verdammt noch mal ein Marquis. Sarah hatte diese nicht ganz unwichtige Information für sich behalten.
Gideon hatte vermutet, dass es um sehr viel Geld gehen und ihre Familie adelig sein musste. Doch bisher war ihm nicht bewusst gewesen, dass er es mit dem Hochadel zu tun hatte.
»Freut mich«, sagte Gideon in einem absichtlich gelangweilten Ton und erwiderte die unterkühlten Verbeugungen der Farrells mit einem abweisenden Nicken des Kopfes.
Lord Burkett war Ende zwanzig und von großer, kräftiger Statur, obwohl seine muskulöse Erscheinung bereits langsam Fett ansetzte. Er sah brutal aus. Gideon unterdrückte seine aufkeimende Wut, während er sich diese groben Hände vorstellte, wie sie auf Sarahs zarten Körper einschlugen. Lord Felix, ein oder zwei Jahre jünger, war schmal, blond und nach landläufiger Meinung wahrscheinlich attraktiv. Burkett wirkte verwirrt. Felix schaute misstrauisch in die Runde. Selbst nach dieser kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft erkannte Gideon in Lord Felix den gefährlicheren der beiden.
»Kommen Sie zum Punkt, Holland«, schnauzte Burkett den Richter an.
»Wie ich bereits gesagt habe, bin ich mir sicher, dass Sir Gideon nichts …«
Burkett starrte Gideon zornig an und fiel dem Richter ins Wort. »Wir sind auf der Suche nach unserer Schwester, Lady Charis Weston.«
Gideon setzte sich lässig hin und gab seinen Besuchern mit einer Geste zu verstehen, ebenfalls Platz zu nehmen. Obwohl er die Brüder am liebsten mit ihren blaublütigen Hinterteilen zuerst hinauswerfen wollte, nachdem sie ihre wohlverdiente Tracht Prügel von ihm bezogen hätten. Nach der peinlichen Situation mit Sarah auf dem Speicher juckte es ihn, seinen inneren Aufruhr durch Gewalt zu kompensieren. Niemand verdiente eine Abreibung mehr als diese beiden Dreckskerle.
Sir John nahm auf dem Sofa neben dem Kamin Platz. Lord Felix setzte sich auf einen Stuhl ganz in der Nähe. Burkett, eine bullige, aggressive Erscheinung, blieb in der Mitte des Raumes stehen. Wie um Gottes willen hatte Sarah die gemeine Vormundschaft dieser Schurken überleben können?
Dann realisierte er, was Burkett gerade gesagt hatte. Sarah war offensichtlich nicht der wahre Name seines Schützlings.
Charis Weston.
Lord Felix’ Aufmerksamkeit war auf sein Gesicht gerichtet, in dem er Anzeichen von Schuld oder Angst suchte. Schau du nur, du Ausgeburt der Hölle, sagte Gideon still zu ihm. Verglichen mit dem Nawab von Rangapindhi war Felix eine kleine Spielzeugfigur.
Gideon sprach mühelos mit einem desinteressierten, schleppenden Ton in seiner Stimme weiter.
»Mein Beileid. Obwohl ich mir nicht erklären kann, was ich damit zu tun haben soll.«
»Sie sind mit ihr in Winchester und Portsmouth gesehen worden«, erwiderte Felix scharf. Er versuchte zu verbergen, wie verzweifelt er Charis in seine Finger bekommen wollte, doch seine angespannte Haltung verriet ihn. »Ich kann mir gut vorstellen, dass sie Ihnen einen ganzen Haufen Lügen erzählt hat, wie dringend sie Hilfe benötigt. Sie ist ein sprunghaftes Ding, fast schwachsinnig, und ist verärgert davongelaufen. Wir wollen nur ihr Bestes und sie finden, bevor ihr Schaden zugefügt wird. Ist sie hier?«
Verdammt, sie mussten bei ihrer Abreise beobachtet worden sein, dabei
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