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Fesseln der Sünde

Fesseln der Sünde

Titel: Fesseln der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Campbell
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vergessen?« Verärgerung über die Unsinnigkeit ihrer Träume schlug sich in der Frage nieder.
    »Nein.« Er holte zitternd Luft und machte wieder eine seiner abgehackten Gesten. »Aber du wirst alles in einem anderen Licht sehen. Im Augenblick denkst du, ich bin eine Art Held, doch da liegst du falsch.«
    »Du bist ein Held.« Ihre weichen Knie drohten nachzugeben, während sie sich näher wagte. Sie wusste, er hasste ihre Einwände, doch sie musste ihn dazu bringen, sich so zu sehen, wie sie ihn sah. »Du bist der berühmte Held von Rangapindhi. Selbst meine Stiefbrüder wussten, wer du bist.«
    Er zuckte im Stuhl zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Die Realität von Rangapindhi war weit davon entfernt, heldenhaft gewesen zu sein, Sarah.« Er hielt inne. »Äh, Charis. Tut mir leid. Du bist für mich immer Sarah gewesen.«
    Sie schluckte weitere, unnütze Tränen hinunter. Ihre Antwort kam krächzend und flüsternd über ihre Lippen, und sie wusste, keines ihrer Argumente würde ihn überzeugen. Doch sie war nicht Opfer einer kindischen Schwärmerei. »Nenn mich, wie du willst, aber verkenne nicht meine Ernsthaftigkeit. Das ist grausam und ungerecht.«
    Er stand auf, der Muskel in seiner Wange zuckte immer noch unkontrolliert. »Grausam und ungerecht wäre es, wenn du dein Herz an einen Mann verschenktest, der lediglich die Pappausgabe eines Mannes ist.«
    »Das bist du nicht«, sagte sie mit leiser, zittriger Stimme. »Und ich liebe dich.«
    Er hielt mit seinen behandschuhten Händen die Rückenlehne des Stuhles fest umklammert. In seinem dunklen Blick lag unsägliche Trauer. »Sag das nie wieder, Charis. Um unser beider willen.«
    »Und trotzdem wird es die Wahrheit bleiben.« Sie strich sich über die feuchten, schmerzenden Augen. Sie wollte nicht vor ihm zusammenbrechen. Er hielt sie ohnehin für unreif und impulsiv. Würde sie jetzt auch noch die Beherrschung verlieren, sähe er das zweifelsohne als Beweis. Er glaubte nicht an ihre Liebe, und sie war sich auf fatalistische Weise darüber bewusst, dass keines ihrer Worte seine Meinung ändern würde.
    »Ich weiß, das hier ist schmerzhaft.« Als sie das quälende Mitleid in seiner Stimme hörte, wollte sie am liebsten sterben. »Doch eines Tages wirst du sehen …«
    Sie schaute ihn mit glühenden Augen an. In diesem Moment hasste sie ihn fast genauso sehr, wie sie ihn liebte. »Nein, nicht!«
    Er richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Größe auf, und seine Hände zuckten auf dem Stuhl. Sie erkannte seinen Rückzug, als hätte er ihn mit flammenden Buchstaben in die Luft geschrieben. »Also gut.«
    Eine unruhige Stille senkte sich auf sie. Er ließ den Stuhl los und begann herumzugehen, bis er beim Tisch stehen blieb, wo er eine Büste Platons hochhob und so tat, als betrachtete er sie eingehend. Schließlich ertrug sie es nicht länger, ihn anzusehen. Sie wandte den Blick zu den Bücherregalen, obwohl sie mit ihren verschwommenen Augen die vergoldeten Titel auf den Lederrücken nicht lesen konnte. Sie hob ihre zitternden Hände, um die Tränen einzufangen, bevor sie hinunterfielen.
    Sie hielt die Anspannung nicht länger aus. »Ich gehe nach oben. Ich habe … heute Abend keinen Hunger.«
    Er seufzte so schwer, dass es ihr durch Mark und Bein ging. »Ich weiß, du wünschst mich im Augenblick zum Teufel. Doch wir müssen etwas besprechen, bevor du gehst.«
    Sie schaute ihn immer noch nicht an. Sie musste so schnell wie möglich fliehen, ansonsten würde sie zu weinen beginnen und einen noch größeren Narren aus sich machen, als sie es bereits getan hatte. »Kann das nicht warten?«
    »Nein.«
    Bei diesem entschiedenen Nein musste sie unwillkürlich den Kopf drehen. Er lehnte sich an den Tisch, und seine Hände umfassten die Tischkante auf beiden Seiten. Sein Körper war angespannt und sein Gesicht so ernst, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
    Eine Vorahnung ließ sämtliche Alarmglocken in ihr läuten und begrub sogar ihre Beschämung und ihren Verdruss.
    »Was ist?« Sie dachte, sie hätte sich ein gewisses Maß an Ruhe erkämpft, bis sie seinen unergründlichen dunklen Blick sah und Schmerz und Scham wieder über sie hinwegschwappten.
    »Setz dich bitte.«
    Er wies mit seiner Hand auf den Stuhl, von dem er vorhin aufgestanden war. Sie gehorchte still und versuchte, den Hauch an Wärme, der von seinem Körper ausging, zu ignorieren.
    »Ich habe sofort gesehen, was deine Brüder sind«, sagte er bedeutungsvoll. »Gut gekleidete

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