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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Abendverkehr quälte sich durch die 4. Avenue. Leonardo blieb schwankend auf dem Bürgersteig stehen. Moira winkte den vorbeifahrenden Taxis zu. Sie fluchte, keines hielt an.
    Leonardo schüttelte den Kopf. »Wir müssen die Subway nehmen.« Er drehte sich um und ging stadtauswärts. Seine Schritte gewannen an Tempo. Mit kurzen Unterbrechungen schafften sie es bis zum Eingang. Die Rolltreppe beförderte in gleichmäßigem Tempo einen Strom von Menschen. Es roch nach Waffeln, die eine blonde Frau in einem Kiosk frisch zubereitete.
    Moiras Magen knurrte. Leonardos Schritte hatten sich wieder verlangsamt und er kam nur mühsam vorwärts. Sie quetschten sich in den überfüllten Wagen, in dem sich der Geruch von Schweiß mit dem Duft von billigen Deodorants mischte. Leonardo stand neben einer dunkelhäutigen Frau, die bestimmt das doppelte seines Körpergewichtes hatte und ihn gegen einen rosaroten Kahlkopf drückte, der genervt mit seinem Handy spielte.
    Moira klammerte sich an eine Stange, um nicht weggeschoben zu werden. »Ich hasse diese überfüllten Züge.«
    Leonardo nickte schwach. »Aber er wird uns ins Theater bringen. Die nächste Haltestelle …« Sein Kopf fiel nach hinten. Die Augenlider flatterten und die Beine knickten ein. Mit einem überraschten Laut rutschte er langsam zwischen den dicht gedrängten Passagieren auf den Boden. Die dunkelhäutige Frau beugte sich über Leonardo und starrte ihn an.
    »Ein Mann ist ohnmächtig geworden. Machen Sie bitte Platz«, rief Moira und winkte mit den Armen. Aber die Passagiere standen zu dicht gepfercht, der überfüllte Wagen erlaubte kein Zurückweichen. Moira stieß in Panik die Menschen neben sich beiseite, um sich zu bücken. Aber je stärker sie drückte, umso dichter schloss sich die Mauer aus Leibern um sie. Der Zug stoppte. Die Menschen gingen vorsichtig an Leonardo vorbei, stiegen über ihn hinüber und drängelten hinaus. Moira beugte sich zu ihm. Er schien bei Bewusstsein zu sein. »Kannst du aufstehen?« Er sah sie apathisch an und nickte schwach.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Ein kräftiger Mann kniete neben ihnen nieder.
    »Ja, bitte, meinem Bekannten geht es nicht gut. Ich fürchte, er kann nicht allein aufstehen.« Der Mann legte seine Hände unter Leonardos Achseln und zog ihn auf seine Beine.
    »Vielen Dank, ich glaube, jetzt kommen wir allein zurecht«, sagte Moira und legte sich Leonardos Arm um ihre Schulter.
    »Dann viel Glück. Ich muss raus, der Zug fährt gleich weiter.« Der Mann verließ eilig den Wagen.
    »Stütz dich auf mich.« Sie half Leonardo auf den Bahnsteig und steuerte auf eine der Wartebänke zu. Leonardo ließ sich kraftlos auf den Sitz fallen.
    »Lass mich hier sitzen«, sagte er. »Du musst Aiyana finden, das ist das Wichtigste. Geh zum Theater. Ich werde versuchen, meine Kraft zu mobilisieren.« Seine Stimme verklang und sein Kopf sank zurück gegen die gekachelte Wand. Seine Augen hatten sich verdreht, sodass eigentlich nur das Weiße zu sehen gewesen wäre, aber es hatte sich aus einem unbekannten Grund rötlich verfärbt. Was hatte er? Es machte Moira Angst. Sie sah Leonardo an, knetete ihre Hände und fühlte sich hin- und hergerissen. Sie musste einen Arzt rufen. Nein, sie musste Aiyana finden. Leonardo schien nicht in akuter Gefahr zu schweben. Aiyana hatte Vorrang. Sie eilte zur Rolltreppe und fuhr hinauf. Das Theater lag nur ein paar Hundert Meter entfernt von der Subway Station. Die Dämmerung umschloss das Theater, das dunkel vor ihr lag. Heute gab es keine Vorstellung und die Eingangshalle wirkte kahl ohne Zuschauer, die sich in ihren festlichen Roben unter den strahlenden Lichtern versammelten.
    Moira ging durch den Bühneneingang zum Aufzug und fuhr in das erste Untergeschoss. Der Linoleumboden glänzte. Ein Rollständer mit Kostümen stand einsam im Gang. Die Klänge von Ballettmusik leiteten sie bis zu einem Fenster. Moira erkannte den Ballettmeister Juri und Viorel, Aiyanas Partner, aber Aiyana war nirgendwo zu sehen. Verzweifelt betrat Moira den Raum.
    Juri drehte seinen Kopf, als sie eintrat, und kam ihr eilig entgegen.
    »Entschuldigen Sie Mr. Petrov, ich suche Aiyana«.
    »Sie ist heute weder zur Probe gekommen noch hat sie sich entschuldigt«, sagte er ärgerlich, aber ein besorgter Unterton schwang in seiner Stimme mit. »Wissen Sie, wo sie steckt?«
    Moira schüttelte ihren Kopf. »Sie hat mich heute um zwölf verlassen, um ins Theater zu gehen. Sie sagte, sie hätte den ganzen Tag Probe.«
    »Das

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