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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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und verschwand im Strom der dahineilenden Personen. Draußen empfing Aiyana ein dichter Nachmittagsverkehr, der sich unter dem marineblauen Himmel durch die sechste Avenue kämpfte. Sie ging in Richtung Subway, als eine Frau sie aus einem geparkten Auto ansprach. Sie hielt eine Karte auf ihrem Schoß und fragte mit einem fremdländischen Akzent nach der Wall Street. Sie schien verloren zu sein. Aiyana setzte sich neben sie und versuchte sich einen Überblick über die Karte zu verschaffen. Während sie den Stadtplan wendete, schloss die Fahrerin die Türen und verriegelte sie.
    Aiyana sah verblüfft auf, aber ehe sie fragen konnte, was das sollte, hatte die Frau den Motor angelassen. Mit quietschenden Reifen fuhr sie los, sodass Aiyana in den Sitz zurückgeschleudert wurde. Sie keuchte und packte den Türgriff, rüttelte daran, aber er ließ sich nicht öffnen.
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte die Frau und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. »Die Türen sind zentralverriegelt. Bleiben Sie einfach ruhig sitzen, dann passiert Ihnen nichts.« Mit ihren zarten, feingliedrigen Händen hatte sie das Lenkrad fest im Griff.
    Aiyana rüttelte an der Tür. »Sie müssen mich verwechseln, ich bin nicht berühmt. Wenn Sie Lösegeld …«
    »Halten Sie den Mund«, fuhr die Frau sie an. Ein kurzer, kalter Blick aus grünen Augen streifte sie.
    Aiyana durchfuhr ein Schauder. Die Frau war eine Vampirin.
    Mit einer schnellen Drehung schlug sie auf sie ein. Sie hatte nichts zu verlieren.
    Die Handkante der Frau traf sie mitten ins Gesicht. Ihr Kopf schleuderte gegen die Scheibe. Funken tanzten vor ihren Augen und ihr Körper schlug gegen die Tür.
    Die Frau lachte trocken. »Du hast gegen mich keine Chance, obwohl du über außergewöhnliche Kräfte verfügst.«
    Heiße Wogen durchfluteten Aiyana und wie eine Eruption brach ihre Wut aus ihr hervor. Ihre Hände schnellten hervor, griffen in das Steuerrad und rissen es herum. Der Wagen schlenkerte und fuhr über den Bordstein. Die Frau zerrte das Steuer herum. Für einen Moment stand das Auto nur auf zwei Rädern. Mit einem dumpfen Aufprall landete es und fuhr weiter. Die Frau fluchte. Aiyana wich der Faust vergeblich aus, die gegen ihre Schläfe donnerte und alles um sie herum auslöschte.
     
    Aiyanas Kopf schmerzte und die Zunge klebte ihr am Gaumen. Sie öffnete ihre Augen. Sie saß nicht mehr im Auto, sondern befand s ich in einem hohen Raum. Ein schwarzer Tisch, auf dem ein Silberstab lag, stand an der Wand. Aiyana fühlte sich wie im Yogaraum ihrer Mutter in North Carolina, die immer predigte, dass der Geist nur in leeren Räumen zu sich finden konnte. Sie wollte sich bewegen, aber ihre Beine und Arme waren gefesselt. Die Frau, die sie im Auto entführt hatte, saß mit geschlossenen Augen und einem Dolch in der Hand vor ihr auf dem Boden. Aiyana starrte sie ungläubig an. Sie hatte mit Kreide einen Kreis um sie beide gezogen.
    »Satan sei mir gnädig in meiner Not. Du, der mit dem Tod die Hoffnung zeugst, zeige mir den Weg«, murmelte sie in einem wiederkehrenden Rhythmus.
    Aiyana versuchte, sich zu bewegen. Ihre Handgelenke waren auf dem Rücken zusammengebunden und sie verdrehte ihre Hände. Die Fesseln ließen ihr etwas Spielraum. Sie glitt mit den Daumenkuppen über die Seile und ergründete jede Schlaufe des Knotens. Es war ein einfacher Bulin. Dieser Knoten bestand aus zwei Schlingen und ließ sich leicht öffnen. Aiyana begann sofort damit, die Seile zu trennen. Sie hatte als Kind im Reservat stundenlang das minutiöse Öffnen von Knoten mit gefesselten Händen geübt. Die Indianer waren Meister darin. Plötzlich hielt die Frau inne.
    Aiyana ließ sich nicht beirren. »Was wollen Sie von mir?« Sie starrte die Frau an.
    »Von dir möchte ich gar nichts.«
    »Warum haben Sie mich entführt.«
    »Du besitzt etwas, was mir gehört.«
    Aiyana blickte die Frau wütend an. Sie schien verrückt zu sein. »Könnten Sie das bitte nochmals überprüfen. Ich glaube, es handelt sich um ein Versehen.«
    Die Frau sprang auf und stellte sich vor Aiyana hin. Ein verzerrtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Falko liebt dich. Ich habe es im Orakel gesehen.«
    »Wer ist Falko?«
    »Falko Weser.«
    Aiyana erstarrte. Die Frau schien den Arzt zu kennen.
    »Ich werde eure Liebe zerstören«, sagte die Frau zornig.
    Aiyana sah in das schöne Gesicht. Feindseligkeit schlug ihr entgegen. Sie schien zu allem fähig zu sein. Aiyana arbeitete hinter ihrem Rücken verzweifelt an

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